Brigitte Grimm nach 29 Jahren verabschiedet
Schweinfurt, 15. Juli 2012. "Wir feiern heut' ein Fest ... Herein, herein, wir laden alle ein", sangen die Kindergartenkinder. Angesichts der gut besetzten Gustav-Adolf-Kirche scheute Pfr. Manfred Herbert den Vergleich mit dem Weihnachtsgottesdienst nicht. Neben dem Dank gelte es aber auch Trauer und Wehmut zuzulassen, betonte er in seiner Begrüßung. Denn Anlass für den Festgottesdienst war die Verabschiedung von Brigitte Grimm: 29 Jahre leitete sie den Gustav-Adolf-Kindergarten. Davor hatte sie elf Jahre im Jugendamt der Stadt Schweinfurt gearbeitet. Also galt es ihr insgesamt 40-jähriges Wirken im öffentlichen Dienst zu feiern.
Pfr. Herbert würdigte Frau Grimm als "kluge Leiterin". In ihrer oft mühevollen Integrationsarbeit mit Kindern und Eltern unterschiedlicher Sprachen, Kulturen, Sitten und Gebräuche habe sie viele Früchte gebracht. "Unser Kindergarten ist ein bunter Frühlingsstrauß des prallen Lebens." Herberts Predigt nahm Bezug auf eine von Kindern auf Stoff gemalte riesengroße Kastanie, wie sie im Hof des Kindergartens steht: Ihre vier Äste stellten das Judentum, Christentum, den Islam und die Aufklärung in Gestalt moderner Technik dar. Daraus speise sich die moderne europäische Zivilisation - auch in Schweinfurt. "Der Dialog muss fließen". Der Kindergarten biete vielen Kindern und Eltern ein Zuhause, was die Vögel und Schmetterlinge im Baum symolisierten. Frau Grimm habe den Dialog sowohl nach innen wie nach außen gepfegt. Der Pfarrer erinnerte sich dabei an die wöchentlichen, "reichhaltigen Dienstbesprechungen" mit ihr als einer "psychologisch empathischen und sachlich kompetenten Partnerin". Nach außen habe sie engen Kontakt zu den städtischen Behörden gepflegt und neue Projekte angestoßen, zum Beispiel den interkulturellen Eltern-Kind-Treff, den dann die Diplom-Sozialpädagogin Monika Hofmann leitete. Ihre letzte Vision, den Kindergarten zu einem Familienzentrum für verschiedene Generationen auszubauen, sei auf bestem Wege der Realisierung. Unter Applaus überreichte er ihr anschließend eine Dankesurkunde "für die mit Leidenschaft verbundene Arbeit. Sie haben sich reichlich verdient gemacht."
In ihren Dankesworten resümierte Frau Grimm noch einmal ihre Kindergarten-Pädagogik: "Wir müssen jedes Kind als eigene Persönlichkeit betrachten und vor allem Zeit für Kinder investieren." Und auf sich selbst bezog sie den klugen Rat Friedrich Rückerts: "Füge Dich der Zeit, erfülle Deinen Platz und räum ihn auch getrost: Es fehlt nicht an Ersatz." Nun freue sie sich auf die passive Phase der Altersteilzeit, sprich den Vorruhestand. Ihre Nachfolgerin wird die langjährige Mitarbeiterin und Erzieherin Natalie Leirich.
Auch an Grußworten fehlte es an diesem Tag nicht: Kathi Petersen, Dritte Bürgermeisterin Schweinfurts, zugleich MAV-Vorsitzende des Evang. Dekanates Schweinfurt, überbrachte die Grüße der Stadt und aller kirchlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Maria Albert-Wirsching, Leiterin des städtischen Jugendamtes, hob hervor, dass Frau Grimm längst von der bayerischen Staatsregierung als "verdiente Persönlichkeit in der Kindergartenarbeit" ausgezeichnet worden sei und erst kürzlich ein Studium mit Ausbildung zur "Kindheitspädagogin B.A." absolviert und erfolgreich abgeschlossen habe. Weitere gute Wünsche richteten aus Waltraud Haas, die Kulturreferentin des benachbarten Wohnstifts Augustinum, die die Begegnungen zwischen den jungen und alten Menschen hervorhob, sowie Inge Krömmüller, Stellvertretende Leiterin der Evang. Fachakademie für Sozialpädagogik Schweinfurt, Pfarrerin Eva Loos von der Dreieinigkeitskirche - der "Tochter" der Gustav-Adolf-Kirche - und Pfarrer Stefan Stauch, einer der beiden Dekanatsbeauftragten für die evang. Kindertagesstätten.
Die musikalischen Beiträge waren recht disparat, daher abwechslungsreich: Neben Kirchenliedern wie "Danke für diesen guten Morgen" und Kirchenchorbeiträgen wie "Es ist ein köstlich Ding, dem Herrn zu danken" wurde auch Frau Grimms persönliche "Hitliste" berücksichtigt: Die Band Bracketz (Leitung: Johannes Hofmann; www.bracketz.de) brachte rhythmisch flott Bob Dylans "Don't think twice, it's all right" und "Father and Son" von Cat Stevens zu Gehör.
"Arrivederci und bye bye! Adieu! Schau wieder mal vorbei! Hasta la vista noch und tschüss! Das eine ist gewiss: Ich will dich wiedersehen, wiedersehen. Auf Wiedersehen! Es war, es war so schön!" So sangen noch einmal die Kinder am Schluss, wünschten der Scheidenden u.a. "Sternstunden", "viele Träume", "viel Sonnenschein" und "ein neues Auto" und bildeten dann ein Spalier, durch das Frau Grimm die Kirche verließ, um draußen jedem Gottesdienstbesucher die Hand zu schütteln. Ein Empfang in den Gemeinderäumen unter der Kirche schloss sich an.