Festgottesdienst anlässlich der Gründung der Pfarrei Lauertal
Lauertal, So., 07. Juli 2013. Laut Wikipedia-Artikel bezeichnet man Personen als „Grenzgänger“, die zwischen dem Land, in dem sie leben, und dem Land, in dem sie arbeiten, hin und her pendeln. Ähnlich muss man sich das wohl auf geistlicher Ebene mit den fünf Lauertalgemeinden vorstellen, die nun in einem großen Fest ihren Zusammenschluss zu einer Großgemeinde feiern konnten. Ja, früher kam es schon mal vor, dass sich welche von Volkershausen, Thundorf oder Rothhausen sozusagen über Kirchengrenzen hinweg zum Maßbacher Gotteshaus aufmachten oder dass Maßbacher sich in der Kirche von Poppenlauer sehen ließen – und umgekehrt. Aber das dürfte eher die Ausnahme nur zu bestimmten Anlässen gewesen sein.
Wohl deshalb nicht ganz zufällig fand das jetzige Fest „zur Gründung der Pfarrei Lauertal“ genau auf halber Strecke zwischen Maßbach und Poppenlauer im schönen Wiesen- und Lauergrund an der Brandmühle statt – da wo man sich den geistlichen Schlagbaum von einst noch gut vor seinem inneren Auge vorstellen kann. Festprediger Dekan Oliver Bruckmann hatte eigens die Juli-Nummer des Schweinfurter „Kirchenboten“ von 1963 hervorgekramt und gab einen Artikel über einen gemeinsamen Ausflug der fünf Gemeinden an Fronleichnam nach Würzburg und Veitshöchheim mit „froher Schifffahrt“ auf dem Main zum Besten. Das war sage und schreibe vor 50 Jahren, und das Fazit damals lautete: Dieses „Gemeinschaftserlebnis“ wecke den Wunsch nach Wiederholung.
Inzwischen sind die Grenzen in den Köpfen der allermeisten gefallen, man ist eng zusammengerückt und zeigt sich kooperativ. Pfr. Dr. Wolfgang Weich aus Poppenlauer, nunmehr Pfarrstelle Lauertal II, erinnerte an den Gottesdienst und das Beisammensein vor genau fünf Jahren ebenfalls im Grünen, im Ransbachtal (6. Juli 2008). Dafür war eine Erklärung der fünf Lauertal-Gemeinden zu enger Kooperation, gut nachbarschaftlicher Verbundenheit und gemeinsamer Teilhabe an Ideen, Aufgaben, Gottesdiensten verfasst worden, auch dass es künftig nur noch einen gemeinsamen Gemeindebrief geben solle (s. den Bericht https://www.schweinfurt-evangelisch.de/inhalt/archiv-2008ii, Nr. 10). Diese Erklärung wurde nun noch einmal am Open-Air-Altar an der Brandmühle von den fünf KV-Vertrauensleuten feierlich verlesen.
Nochmals zurück zur Chronologie: Im Jahr 2009 fand mit großem Erfolg der erste Lauertal-Kirchentag statt (s. den Bericht https://www.schweinfurt-evangelisch.de/inhalt/archiv-2009ii, Nr. 9). Und vor vier Monaten, am 1. März 2013, wurde dann, nach landeskirchlicher Genehmigung und Billigung des Dekanatsausschusses, endgültig der entscheidende formal-juristische Schritt getan: die Gründung der einen Pfarrei Lauertal. Seitdem gibt es offiziell keine Grenzen mehr, und der neue I. Pfarrer ab dem 1. Aug., Stefan Bonawitz, kann sich über „blühende Landschaften“ freuen.
Von seinem per Mikrofon verstärkten Handy ließ Pfr. Dr. Weich um 10.00 Uhr die Glocken läuten, wahrscheinlich die seiner Kirche. Aber der Appell war diesmal unnötig. Schon längst hatten sich über 200 Gottesdienst- und Festbesucher die kostbaren Sitzbankplätze im Schatten gesichert. Der Choral „Die güldene Sonne bringt Leben und Wonne“, schmissig intoniert von den beiden Posaunenchören Maßbach/Volkershausen und Poppenlauer unter Leitung von Reiner Müller, ging an diesem wolkenlosen Prachttag voll in Ordnung; die Betonung lag auf „gülden“.
Dekan Bruckmann predigte über einen Text des Propheten Jesaja (Jes 43,1-7) mit dem beliebten Satz anlässlich Taufe, Konfirmation und Beerdigung: „Fürchte dich nicht, ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“ Jesaja meine damit das ganze Volk Israel, zu welchem sich Gott bekenne. Dieses Wort gelte aber genauso dem weltweiten Gottesvolk, ergo uns. Bruckmanns Spitzensatz: „Wir gehören Gott! Darum ist es nicht wichtig, zu welcher Gemeinde wir gehören.“ Denn die Weite und Größe Gottes habe nichts Provinzielles, Abgegrenztes; Gott sei allemal mit dabei in dem neuen Gemeindeverbund. In dieser Gemeinschaft gehe niemand verloren, selbst wenn dem einen oder anderen manchmal das Wasser bis zum Hals stehe. Gott habe sein Volk selbst durchs Schilfmeer geführt und „uns durch das Wasser der Taufe gezogen“ – „verlassen hat er sein Volk nie. Gott ringt um uns.“ Des Dekans Schlusswunsch: Wir sollen uns aufeinander zubewegen, den Schatz im anderen suchen. „Jede und jeder ist anders als die anderen. Jede Gemeinde ist ein Schatz.“
Passend danach das Lied „Aufsteh’n, aufeinander zugeh’n“, das zugleich das Einheitsmotto der fünf evangelischen Lauertal-Gemeinden darstellt: „… dass aus Fremden Nachbarn werden, das geschieht nicht von allein.“ Gleich nach dem Gottesdienst kam der Magen zu seinem Recht. Die Bewirtung ließ wirklich keine Wünsche offen. Für den Nachmittag waren weitere musikalische Highlights vorgesehen, ferner eine Aufführung der Kindergartenkinder von Poppenlauer und Maßbach, ein Spieleprogramm, ein Schätzquiz und und und.
Auch der hauptsächlich Verantwortliche für die Organisation dieses opulenten Events, Vikar Manuel Sauer, zeigte sich rundum zufrieden und bestätigte noch einmal: „Gottes Wort geht über alle Grenzen!“