Gastgeberland Frankreich: „Fremde willkommen heißen!“
Der Weltgebetstag ist eine große, weltweite Basisbewegung christlicher Frauen.
Weltgebetstag – das ist gelebte Ökumene und weltweite Solidarität!
Der Gottesdienst zum Weltgebetstag wird jedes Jahr von Frauen unterschiedlicher christlicher Konfessionen aus einem anderen Land vorbereitet. 2013 stammte die thematische und liturgische Gestaltung von Frauen aus Frankreich.
In Frankreich, wo zwischen 50 und 88 % der Bevölkerung römisch-katholisch sind, ist die strikte Trennung zwischen Staat und Religion in der Verfassung verankert. Das Land, dessen Kirche sich einst stolz als „älteste Tochter Roms“ pries, gilt seit 1905 als Modell für einen laizistischen Staat. Dennoch bleiben Frauen in Frankreich, die durchschnittlich 18 % weniger verdienen als die Männer, wirkliche Führungsposten in Politik und Wirtschaft oft verwehrt. Schwer haben es häufig auch die Zugezogenen, meist aus den ehemaligen frz. Kolonien in Nord- und Westafrika stammend, von denen viele am Rande der Großstädte, in der sog. banlieue, leben. Ihr Anteil an der Bevölkerung lag 2005 bei 8,1 %. Geschätzte 200.000 bis 400.000 sogenannte Illegale leben in Frankreich.
Was heißt es, die Heimat verlassen zu müssen und plötzlich „fremd“ zu sein? Wie können wir „Fremde“ bei uns willkommen heißen? Diese Fragen stellen die Frauen aus Frankreich im Weltgebetstagsgottesdienst. Er ist überschrieben mit dem Bibelzitat „Ich war fremd und ihr habt mich aufgenommen“ (Mt 25,35) Frauen teilen ihre guten und schwierigen Zuwanderungsgeschichten mit uns. In der Bibel, einem Buch der Migration, ist die Frage der Gastfreundschaft immer auch Glaubensfrage: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder und Schwestern getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Mt 25, 40)
Mutig konfrontiert uns dieser Weltgebetstag so auch mit den gesellschaftlichen Bedingungen in unserer „Festung Europa“. Mutig zeigen die Französinnen, wo unsere europäische Gesellschaft keine Willkommensgesellschaft ist. Alltäglicher Rassismus und rigide Asylgesetzte stehen im krassen Gegensatz zu den Worten Jesu Christi.