Schweinfurt, So., 12. Februar 2017. Schon wieder zu Ende – die Vesperkirche. Und das zum dritten Mal. Zwar fand die Rückwidmung von St. Johannis zur Gemeindekirche diesmal nicht statt, aber am kommenden Sonntag werden die Gottesdienstbesucher keine Spuren von Esstischen, Geschirr, Kuchen, auch keine Kasse – und keinen Christbaum mehr vorfinden. Es wird so sein, als hätte es die Vesperkirche nie gegeben. Und es werden diejenigen wieder zu sehen sein, die – aus welchen Gründen und mit welchen Begründungen auch immer – drei Wochen lang weggeblieben waren.
Manche nahmen schon ein bisschen wehmütig Abschied, nicht zuletzt ehrenamtliche Mitarbeitende. Denn endlich waren nun alle eingespielt, wussten aus dem Effeff, was sie zu tun und wo sie ihren Arbeitsplatz hatten. Bemerkenswerte Routine am Ende! Dem Leitungsteam merkte man freilich die Erleichterung über den reibungslosen Ablauf und auch die Freude über die gute Resonanz, das große mediale Interesse nicht zu vergessen, an.
Am Samstag (11.2.) war der letzte „normale“ Vesperkirchentag mit dem „Wort in der Mitte“ gewesen, das Pfarrerin Elfriede Schneider aus Poppenlauer mit der Frage begann: „Was ziehe ich heute bloß an?“ Im Durchschnitt würde jede/r von uns 95 Kleidungsstücke besitzen. Man trenne sich ungern von Lieblingsstücken; beispielsweise hat Pfrin. Schneider über 20 Jahre ein und denselben Anorak angezogen. Doch dann folgte ihr theologischer Brückenschlag mit Jesu Frage: „Warum sorgt ihr für die Kleidung?“ Jede/r von uns sei doch „Gottes Lieblingsstück. Gott will dich gebrauchen und tragen“ - dies in Anspielung auf sein Versprechen: „Bis in euer Alter bin ich derselbe, und ich will euch tragen, bis ihr grau werdet“ (Jesaja 46,4).
Der Sonntag stand ganz im Zeichen des Gottesdienstes „noch einmal im Rahmen der Vesperkirche“ (so Pfr. Jochen Keßler-Rosa), dessen Mittelpunkt diesmal die gemeinsame Abendmahlsfeier bildete. In ihrer Kurzansprache nahm Pfarrerin Gisela Bruckmann auf das Jesus-Wunder von der Speisung der 5000 Bezug, vor allem auf Jesu Aufforderung an seine Jünger: „Gebt ihr ihnen zu essen“ (Matthäus 14,16). Dies gelinge im Vertrauen auf Gott und seine Liebe. „Gott setzt auf uns alle!“ Genauso sei es jeden Tag in der Vesperkirche gewesen, dass alle satt wurden – nicht nur leiblich, sondern auch an Wärme, an Tischgemeinschaft und Lebendigkeit. Diese gute Erinnerung solle nun jede und jeder mit nach draußen nehmen und dort mithelfen und (aus)teilen. „Jesus stärkt uns dazu mit seinem Mahl.“
Pfarrer Andreas Grell sprach die Einsetzungsworte zum Abendmahl, das diesmal als Wandelabendmahl in den Bänken gefeiert wurde: „Brot ist viel mehr als nur Brot, und Saft ist viel mehr als Saft, nämlich Zeichen der Freude, des Lebens, des Genusses. Wie Jesus mit seinen Jüngern teilte, so sollen eben auch wir es halten.“
Erwartet rasch waren im Anschluss an den Gottesdienst die Plätze an den Tischen besetzt, viele bekannte Gesichter von Stammessern darunter, die sich diesmal auf Spießbraten mit zwei Kartoffelknödeln und Krautsalat freuen konnten. Einer meinte: „Vesperkirche sollte eigentlich das ganze Jahr über sein. Alle evangelischen und katholischen Gemeinden Schweinfurts müssten dazu abwechselnd, sozusagen reihum, ihre Kirchentüren öffnen.“ Ein bedenkenswerter Impuls!