Er ist wieder da

Martin Luther auf dem Martin-Luther-Platz

Luther, wie er leibt und lebt: neu auf dem Martin-Luther-Platz

Schweinfurt, Juni 2015. Er stand schon einmal auf dem nach ihm benannten Platz, aber angeblich nur einen Tag lang: 1933, im Jahr von Hitlers Machtergreifung, feierte man groß Luthers 450. Geburtstag, und am 9. November jenes Jahres wurde die Büste als Geschenk der Familien Schäfer und Barthel, Eigentümer der Firma FAG Kugelfischer, an Dekan Wilhelm Fabri im Gemeindehaus übergeben. Das war einen Tag vor dem eigentlichen Geburtstag des Reformators. Denn der 10. November blieb reserviert für die politische Feier des 10. Jahrestages des Hitler-Marsches zur Feldherrnhalle mit gescheitertem Putschversuch 1923.

Am Sonntag, dem 19. November, wurde schließlich offiziell der „Allgemeine Deutsche Luthertag“ begangen mit öffentlicher Präsentation der neuen Lutherbüste. Sie wurde „in einem Lorbeerhain“ an der Eingangstreppe zum Dekanat aufgestellt. Zugleich wurde der Kirchplatz offiziell in „Martin-Luther-Platz“ umbenannt.

Die Festredner wurden nicht müde, Luther als „Prophet der Deutschen“ hochjubeln zu lassen und mit dem Führer des neuen Deutschland gleichzusetzen. Luther sei „der Wegbereiter Hitlers“, so der damalige Oberbürgermeister Schweinfurts, Ludwig Pösl, in seiner Ansprache auf dem Marktplatz. All diese Fakten hat Pfarrer i.R. Dieter Schorn akribisch zusammengetragen; sie werden demnächst in der „Mainleite“ veröffentlicht.

Die Luther-Originalbüste hat den Krieg – wo auch immer – überstanden, befand sich aber seitdem nicht mehr auf dem Platz. Seit 1984, d.h. seit der Eröffnung des neu erbauten Martin-Luther-Gemeindehauses in der Bodengasse, fristet sie ein kaum beachtetes Schattendasein neben dem Eingang.

Aus Anlass der St. Johannis-Kirchweih ließ nun die Gesellschaft Harmonie, die unter anderem auch das Wälzlager-Denkmal neben dem Stadttheater gestiftet hat, eine Kopie der Büste gießen und auf dem Platz aufstellen. Warum nicht das Original? Weil der Platz der Stadt Schweinfurt gehört und damit die Büste automatisch aus Kirchenbesitz ins Eigentum der Stadt übergehen würde. Daher muss nun die Stadt (lediglich) für die Kopie die Unterhaltssorge tragen.

Der überproportional große Kopf des Reformators ruht auf einem Sockel aus grün-gelbem Bundsandstein aus Schleerith, farblich an die Außenmauern von St. Johannis angepasst. Am Sockel ist eine Bronzetafel angebracht, die der Bildhauer und Bildende Künstler Peter Vollert gestaltet hat. Darauf steht zu lesen: "Allein durch den Glauben". Römer 3,28. Martin Luther. 1483-1546. Professor und Doktor der Theologie. Vom Augustinermönch zum Kirchenreformator. Gestalter der deutschen Schriftsprache. Darunter die stilisierte Lutherrose.

Luther schaut direkt auf das nur wenige Schritte entfernte Hauptportal der St. Johanniskirche. Dort wird am 31. Oktober 2017 anlässlich des Jubiläums „500 Jahre Reformation“ ganz bestimmt ein denkwürdiger Gottesdienst stattfinden und man ihn wieder hochjubeln lassen.