Verleihung des Kunstförderpreises an die jungen stimmen schweinfurt
Schweinfurt, 8. Nov. 2013. Reichlich gefüllt war die Diele des Alten Rathauses, als der im Mittelpunkt des Abends stehende Chor mit einem fulminanten Arioso (von Józef Swider) auftrat. Vor fünf Jahren gegründet als weibliches Gegenstück zu den Windsbacher Sängerknaben, haben es die jungen stimmen schweinfurt, zwischen neun und zwanzig Jahre alt, schon weit gebracht. Nach Gewinn der Goldmedaille bei der Chorweltmeisterschaft für die Jugend in Graz vor zwei Jahren (https://www.schweinfurt-evangelisch.de/inhalt/gold-fuer-die-jungen-stimmen-schweinfurt) stand jetzt die Verleihung des Schweinfurter Kunstförderpreises an.
Für Oberbürgermeister Sebastian Remelé bot dieser Abend willkommene Gelegenheit, zunächst den Dank der Stadt an alle Kulturschaffenden, die Schweinfurts Kulturleben auch in diesem Jahr wieder bereichert haben, auszusprechen. Denn die Stadt selbst schaffe keine Kultur, „sondern wir bewahren sie.“ Dann machte Remelé den jungen Chordamen ein Kompliment: „Ihr seid die attraktivsten Botschafterinnen Schweinfurts.“ Mit (seltenen!) 100 Prozent Einstimmigkeit habe der Stadtrat beschlossen, den seit 1991 in der Regel alle drei Jahre vergebenen und mit 10.000 Euro dotierten Kunstförderpreis heuer den jungen stimmen zukommen zu lassen.
Die offizielle Laudatio hielt Oberkirchenrat i. R. Gotthart Preiser, zuletzt Regionalbischof des Kirchenkreises Regensburg. Er reflektierte über die Musik im Allgemeinen – „eine göttliche Zugabe zur Welt; ein Gegenklang gegen die Schmerzensschreie, Klagelaute und Martinshörner“ – und über Kirchenmusik im Besonderen, die so etwas wie „ein Morgenstrahl der Ewigkeit“ sei.
Sodann lobte er die ansteckende Begeisterung der jungen stimmen und beklagte die dazu in scharfem Gegensatz stehende Langatmigkeit, Lustlosigkeit und Antriebslosigkeit vieler junger Leute von heute. Trotz der Strapazen der Probenwochenenden würden die Mädchen durchhalten, „um eurer Chefin Freude zu machen.“ Aber „es gibt Schlimmeres als die Ungeduld der Chorleiterin, wenn der Chor einen halben Ton absinkt.“
Das Leben insgesamt müsse einen Sinn haben. Preiser zitierte das Kirchenlied (EG 419): „Hilf, Herr, meines Lebens, dass ich nicht vergebens hier auf Erden bin.“ Er wünschte den Sängerinnen „ein lohnendes Leben“ und gab nochmals der Freude aller darüber Ausdruck, „dass es euch gibt. Ihr gehört nunmehr zur Kulturlandschaft Frankens.“
Bei der feierlichen Übergabe der Urkunde hob der Oberbürgermeister zwei Novitäten hervor: Zum ersten Mal gehe der Kulturpreis an eine Gruppe und nicht an eine Einzelperson. Auch zum ersten Mal werde ein „Kunstwerk“ mit überreicht: eine kleine Bronzereplica des Friedrich-Rückert-Denkmals auf dem Marktplatz. Die Urkunde würdigt das breit gefächerte Repertoire des Chores; wörtlich: „Ausgehend von geistlicher Chormusik umfasst es weltliche Chorliteratur aller Epochen und Stile, internationale Volks- und Kinderlieder sowie moderne Jazzvertonungen.“
Das letzte Wort gebührte Kirchenmusikdirektorin Andrea Balzer: Im Grunde sei der Chor schon genug beschenkt, denn Musik sei laut Martin Luther „die beste Gottesgabe“. Sie resümierte die monatlichen Probenwochenenden und plauderte dabei etwas aus dem Nähkästchen. Dank zollte sie dem Förderverein junge stimmen schweinfurt e.V. unter seinem Vorsitzenden Dekan Oliver Bruckmann, der Stimmbildnerin Johanna Wagner, der „Chormutter“ Lizzy Maurischat und ebenso den Eltern der jungen Künstlerinnen.
Ihr umfangreiches Repertoire und ihre kristallklaren Stimmen stellten sie natürlich auch an diesem Abend wieder unter Beweis: Neben japanischen und englischen Weisen kamen deutsche Volkslieder, wie „Kein schöner Land“ und „In einem kühlen Grunde“, nicht zu kurz. Mit dem französischen Gute-Nacht-Lied „La nuit“ schlossen sie, mussten aber angesichts frenetischen Beifalls und Standing Ovations als Zugabe das launig-kurze „Auf einem Baum ein Kuckuck saß“ wiederholen. Schließlich wartete oben bereits ein ausgiebiges Stehbüfett.