Schweinfurt, Jan. 2018. Bald beginnt in der St. Johanniskirche die vierte „Vesperkirche“: Am Sonntag, dem 21. Januar, wird sie im Gottesdienst (ab 10.30 Uhr) eröffnet und am Sonntag, dem 11. Februar, ebenfalls mit dem Gottesdienst offiziell beendet werden. Inzwischen ist aber die Schweinfurter Vesperkirche, die die erste in Bayern war, nicht mehr die einzige in diesem Bundesland. Lesen Sie dazu folgenden Pressebericht:
„In Baden-Württemberg haben evangelische Vesperkirchen eine lange Tradition. Im 'Ländle' gibt es mehr als 30 solcher Angebote, meistens in größeren Städten, der regionale Schwerpunkt liegt traditionell eher in Württemberg. In Bayern sind Vesperkirchen ein vergleichsweise neues Angebot der evangelischen Kirche. Im Januar und Februar 2015 fand in Schweinfurt die erste offizielle Vesperkirche im Freistaat statt – als ein von der Landeskirche und der bayerischen Diakonie ausgelobtes Pilotprojekt, um das sich damals die Gemeinden bewerben konnten. Den Zuschlag erhielt die Gemeinde St. Johannis in Schweinfurt.
In Schweinfurt geht es seit drei Jahren – wie auch in Württemberg – um gemeinsames Essen und Begegnung. Dazu werden in der Schweinfurter St. Johanniskirche Tische und Stühle aufgestellt. Während der Vesperkirchenzeit im Januar und Februar ist zwischen 11.30 Uhr und 14.30 Uhr jeder eingeladen, in die Kirche zu kommen: zum Essen, zum Reden, auch mit Seelsorgern. Um 13 Uhr findet jeden Tag eine fünfminütige geistliche Besinnung statt. Damit es sich jeder leisten kann, gibt es Vorspeise, Hauptgericht sowie Kaffee und Kuchen für einen symbolischen Preis von 1,50 Euro.
Die Nürnberger Vesperkirche findet in diesem Jahr zum dritten Mal statt. Sie wird am Sonntag (14.01.) eröffnet und dauert bis zum 25. Februar. Das Projekt in der Nürnberger Südstadt bringt etwa 400 Ehrenamtliche auf die Beine, über 500 Gäste kamen in den Vorjahren täglich in den mit Tischen vollgestellten Kirchenraum. Gut 30.000 Essenportionen wurden in sechs Wochen ausgegeben und 10.000 Liter Gratis-Kaffee getrunken.
In der Nürnberger Vesperkirche sorgen in diesem Jahr nicht nur Kaffee oder Suppe für Wärme: Bei einer Mützen- und Schalaktion können sich die Gäste gegen eine Spende auch Wärmendes für die Ohren und den Hals holen […] Eine Ehrenamtliche stellt im Eingangsbereich der Gustav-Adolf-Gedächtniskirche Sammelbehälter für gebrauchte Mützen und Schals auf. Sie wäscht die Stücke und bringt sie wieder in Form. […] Zu den Angeboten der Vesperkirche gehören auch in diesem Jahr juristische und ärztliche Beratung sowie Friseurtermine. Auch Fußpflege und Maniküre wollte man den Vesperkirchen-Besuchern gerne anbieten, aber auf die Aufrufe haben sich bisher keine freiwilligen Nägel-Profis gefunden.
In der Würzburger Thomaskirche soll die 2018 erstmals zwischen 4. und 18. März stattfindende Vesperkirche täglich von 11 bis 15 Uhr geöffnet haben. Weitere Vesperkirchen gibt es außer in der Nürnberger Gustav-Adolf-Gedächtniskirche noch in der Bonhoeffer-Gemeinde in Nürnberg-Langwasser. Gleichwohl gibt es vielerorts Überlegungen, eine Vesperkirche einzurichten, oder auch ähnliche Projekte wie kostenlose oder günstige Mittagessen. Diese Angebote unterscheiden sich in der Regel dadurch von den "regulären" Vesperkirchen, weil das Essen nicht im Kirchenraum, sondern etwa im Gemeindezentrum stattfindet. - In der katholischen Kirche in Bayern und auch bundesweit gibt es aktuell keine Vesperkirchen.“
(Aus: epd-Nachrichten, Landesdienst Bayern mobil, Nr. 7/2018 vom 10.1.18 u. Nr. 9/2018 vom 12.1.18)