Andacht mit Musik zur Todesstunde Jesu in St. Johannis
Schweinfurt, Karfreitag, 18.4.2014. Aus dem Nichts heraus erwuchs Antonio Lottis Satz „Fürwahr, er trug unsre Krankheit“. Eingebettet in die tragende Akustik der evangelischen Hauptkirche in Schweinfurt, formte die Kantorei St. Johannis im Verlauf der Musik zur Todesstunde Jesu Chöre von imponierender Eindringlichkeit.
Eine Folge von Texten und musikalischen Antworten aus fünf Jahrhunderten ließ gleichwohl Raum für eigenes Nachdenken am Gipfelpunkt von Jesu Passion. Sehr viele Gläubige waren der Einladung zu dieser Andacht am Karfreitag gefolgt und füllten das Gotteshaus bis auf den letzten Platz.
Wie aus der Ferne erklang an diesem Nachmittag bisweilen die Kantorei, jenseitig bei aller Präsenz. Dies kam Johann Sebastian Bachs Motette für zwei vierstimmige Chöre „Komm, Jesu, komm“ zugute. Weg von aller Kargheit erklang sie in fast romantischer, sehr menschlicher Interpretation. Klar und transparent dagegen geriet Charles Villiers Stanfords Psalmvertonung „Beati quorum via“, was die Textaussage „Wohl denen, die ohne Tadel leben, die im Gesetz des Herrn wandeln“ deutlich unterstrich. Der Weg hinaus zum Kreuz schließlich und die Erkenntnis „Wahrlich, dieser ist Gottes Sohn gewesen“ fanden ihre musikalische Entsprechung in John Rutters eingänglichem Chorsatz „Open thou mine eyes“. Sopran, Alt und Männerstimmen stellten den Psalmtext zunächst unisono vor und fächerten sich sodann auf zu einer schwingenden Mehrstimmigkeit.
Es waren diese vertrauten Texte aus der Bibel, die Worte Jesu Weges zum Kreuz, des Todes und der Grablegung, die die Menschen an diesem Nachmittag in dem Gotteshaus erreichten. Worte, die nicht beim Tod Halt machten, sondern die darüberhinauswiesen, bei aller Erschütterung auch Zuversicht beinhalteten. Pfarrerin Gisela Bruckmann fand in ihren Gedanken den rechten Ton dafür. Für die Gewissheit, dass trotz aller Fehlbarkeit des Menschen Jesus bei der Liebe bleibt. Für den Dank, dass Gott uns erträgt und trägt.
Die Leiterin der Kantorei, Andrea Balzer, hatte Werke von großer Aussagekraft zusammengestellt. Langsam und trostreich gestaltete sie Bob Chilcotts „God so loved the world“, inständig gerieten Christian Lahusens „Komm, Trost der Welt, du stille Nacht“. Das wunderschöne Abendlied Josef Gabriel Rheinbergers „Bleib bei uns, denn es will Abend werden“ beschloss die Stunde, Andacht in Wort und Ton zugleich.
(aus: Schweinfurter Tagblatt vom 22.4.2014, S. 27; Text: Erna Rauscher)