Presseschau 2007-2011

Dekanat Schweinfurt im Spiegel der Presse


Hier können Sie einige Presseberichte über unser Dekanat aus den Jahren 2007 bis 2011 nachlesen: ein Kaleidoskop dessen, was sich an mehr oder weniger Weltbewegendem in fünf Jahren ereignete. Langweilig wird es uns garantiert nicht.

 

Dreieinigkeitsgemeinde:

Keine Spur vom Künstler der Apostelgruppe

 

 

Bitte melden, wenn Sie wissen sollten,

wer die Figuren geschnitzt hat!!!

 

Drei der 12 Apostel:

Interessanterweise ist Judas (Mitte, mit gesenktem Haupt und dunklen Stellen im Gesichtsbereich) dabei. 


Schweinfurt. Die Dreieinigkeitsgemeinde will nicht nur Einladungen verschicken, sondern einladend sein, auch mit dem sanierten Saal im Gemeindehaus. Dorthin hatte nach dem Gottesdienst am Sonntag Pfarrerin Eva Loos gebeten. Mit „Macht hoch die Tür“ erklang zum Einzug ein Lied (Ostpreußen, 17. Jahrhundert) passend zur Ankunft, also zum Advent und zur Segnung des modernisierten Saals. Die Lesung aus dem ersten Brief des Paulus an die Korinther war eine Einladung an alle Bewohner des multikulturellen Stadtteils (so Eva Loos) mit dem hohen Studentenanteil. Der Saal sei für jeden mit seinen Gaben offen. Pfarrerin Loos weiter: „Lasst uns begegnen und einladend sein.“
 
Gekostet hat die energetische Teilsanierung des Gemeindehauses knapp 60 000 Euro. Loos dankte dem Architekten Andreas Mitesser für seine detaillierte Planung und das Einhalten des Kostenrahmens. Anerkennung ging an die Gemeindemitglieder, die durch Eigenleistung den Fortgang der Sanierung nach der statischen Aufrüstung des Glockenturms ermöglicht hätten. Namentlich nannte sie die Familie Sängerlaubs, die sich um die Elektrik, um Mauer- und Malerarbeiten gekümmert und ein- und ausgeräumt habe.
 
Hergerichtet ist jetzt auch die Apostelgruppe des Innengebälks. Wer sie geschaffen hat, hat Dieter Schorn trotz Studiums der Kirchenbücher nicht herausgefunden. Aufgegeben hat er noch nicht. Jetzt hofft er, im Archiv von Tagblatt/Volkszeitung auf den Ursprung der Kunstwerke zu stoßen.

(aus Schweinfurter Tagblatt vom 5.11.2011, Text: Laschka; Foto: Archiv Dreieinigkeitskirche)

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Und dann wurden die Nachbarn abgeführt

Schweinfurt, St. Johannis, 9.11.2011. Wenn Martin Wunder an den 9. November 1938 denkt, ist ihm keine Zahl, sondern ein Bild vor Augen. Es muss nachmittags zwischen 16 und 17 Uhr sein: Der neunjährige Martin steht in Schweinfurt auf der Straße, den Blick verwundert auf das Haus Nummer 12 gerichtet, das am Morgen noch so war, wie es immer war und danach nicht mehr sein wird, wie es gewesen ist. Er staunt. „Die Scheiben an der Nummer 12 waren eingeschlagen. Aus den Fenstern flogen Möbelstücke. Wir Kinder standen auf der Straße und schauten überrascht zu, wie Kleider, Betten, Seife auf die Straße fielen. Aus einem der Fenster drang Rauch, offenbar war im Innern etwas verbrannt.“
 
Martin Wunder kann nicht einordnen, was dort passiert. Sein Bild des 9. November trägt heute den Namen Reichspogromnacht, damals hieß es Reichskristallnacht. Eine Inszenierung des NS-Regimes zur Judenverfolgung, bei der in ganz Deutschland mehr als 1000 Synagogen angezündet, Hunderte von Menschen ermordet wurden und Bürger mehr als 30.000 ihrer Mitbürger in Konzentrationslager verschleppten, mit der Begründung, dass sie jüdischer Religion waren. Es gibt viele Zahlen und viele Worte, aber beim Gedenkgottesdienst in der Johanniskirche standen vor allem die Bilder im Vordergrund.
 
Die Bilder im Kopf des Zeitzeugen Martin Wunder ebenso wie das Bild „Die weiße Kreuzigung“ von Marc Chagall, das die Pogrome thematisiert. Dort sieht man den gekreuzigten Jesus mit jüdischem Gebetsschal als Lendenschurz, darum herum fliehende Juden, brennende Synagogen und heranrückende Soldaten. Es spiegelt wider, wie der jüdische Chagall die Pogrome empfand, und damit war auch der Maler als Zeitzeuge in die Kirche geladen. Auf dem Altar stand symbolisch die Menora, der siebenarmige jüdische Leuchter, neben den drei Kerzen des Christentums. „Gib uns den Mut, gegen judenfeindliche oder rassistische Taten anzugehen“, betete die Gemeinde.
 
Dass sich das reale Handeln von Menschen allerdings oft drastisch von frommen Wünschen unterscheidet, zeigte die Erinnerung von Martin Wunder. Niemand griff ein, als die Häuser geplündert wurden, niemand in seinem Umfeld thematisierte die Ereignisse. „In meiner Familie wurde nicht darüber gesprochen. Meine Eltern waren unpolitisch, mein Vater unterstützte keine Partei. Wir Kinder waren nur überrascht, aber wir hatten keine Ahnung, was das bedeutet. Und die Erwachsenen hatten auch keine Ahnung.“ Nur die Tatsache, dass etwas passierte, war unübersehbar. Auch die Schweinfurter Synagoge wurde geplündert und 1944 bei einem Bombardement ganz zerstört. Heute steht ein Gedenkstein in der Siebenbrückleinsgasse. [...]
 
Für die jüdischen Bürger, die damals in Schweinfurt lebten, gab es keine Möglichkeiten zum Schutz. Denn die Reichspogromnacht, das machte Wunder deutlich, war kein alleiniges Ereignis der Großstädte, keine Schauergeschichte aus Berlin, die man aus der Ferne bedauern kann. In das Bild von Martin Wunder fügen sich Namen. Der jüdische Weinhändler Brandis etwa, in der Nummer 14 wohnte der. Er hatte Glück. „Brandis wanderte vorher in die USA aus.“ Das Ehepaar Dreschfeld aus der Nummer 12 wanderte nicht aus. Wunder sah sie an jenem Nachmittag. „Wir Kinder standen da und schauten zu, wie das Paar von Uniformierten aus dem Haus geführt wurde. Ich weiß noch, dass der Mann nur eine einzige, ganz kleine Tasche dabei hatte.“ Die Dreschfelds kamen nicht zurück.

(aus: Schweinfurter Tagblatt vom 11.11.2011, S. 25; Text: Alina Schwermer; Foto: Bergler) 

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Für die Menschen einfach da sein

Drei Träger unterzeichnen Vertrag zur Nachbarschaftshilfe Euerbach

Euerbach (sia). Der ökumenische Kirchweihgottesdienst im Festzelt mitten im Dorf hat den Rahmen zum offiziellen Start der Nachbarschaftshilfe Euerbach gegeben. Unterzeichnet wurde vor aller Augen die Vereinbarung zur gemeinsamen Trägerschaft durch die katholische und evangelische Kirchengemeinde sowie die politische Gemeinde.
 
Konfessionsübergreifend und unabhängig davon wird die ehrenamtliche Hilfe arbeiten. Wer als alter Mensch, bei Krankheit, im Alleinsein oder in schwierigen Lebenssituationen Unterstützung sucht, wird sie bei der Nachbarschaftshilfe finden. Das machten die beiden Geistlichen, Pfarrer Andreas Duft für die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Sankt Cosmas und Damian, und Pfarrer Monsignore Otto Barth für die katholische Kirchengemeinde Sankt Michael deutlich. Beide setzten gemeinsam mit Bürgermeister Arthur Arnold ihre Unterschrift unter den Vertrag der neuen Hilfsorganisation.
 
Eingesetzt wurde ein Kuratorium aus je zwei Vertretern der Träger, das die ehrenamtlichen Helfer begleitet und über die Mittel wacht. Grundsätzlich ist die Inanspruchnahme der Nachbarschaftshilfe kostenlos, den Helfern werden Auslagen wie Fahrtkosten bei Arztbegleitung oder Einkäufen erstattet. Während ihrer Mitarbeit sind sie zudem versichert. [...]
 
„Nicht nur reden, sondern selbst was machen“, wie es Pfarrer Duft beim Kirchweihgottesdienst formulierte, stand hinter dem Anliegen. Ein Jahr dauerte es, bis alle Fragen geklärt waren. Jetzt wurden Flyer gedruckt, jetzt sollen die Bedürftigen sich auch melden, ermunterten die drei Initiatorinnen am Rande des Gottesdienstes: Wenn Unterstützung beim Einkauf oder beim Ausfüllen von Dokumenten gebraucht wird, wenn Gespräche oder Vorlesen gewünscht werden, wenn kurzfristige Dienste wie Babysitten anfallen, wenn soziale oder praktische professionelle Dienste vermittelt werden sollen, denn diese könne die Nachbarschaftshilfe langfristig nicht ersetzen. [...]
  
Ansprechpartner für die Euerbacher Nachbarschaftshilfe sind: Rita und Erwin Barth, Tel. (0 97 26) 17 59, Maria Haseney, Tel. (0 97 26) 20 32, Karl-Georg Siegmann, Tel. (0 97 26) 38 21, Gemeinde Euerbach, Tel. (0 97 26) 9 15 50.

(aus: Schweinfurter Tagblatt vom 5.10.2011, S. 36; Text: Silvia Eidel)

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Der Papst auf dem Weißbierglas

Pfarrer Stefan Stauch hat 550 Gläser in seiner Sammlung

Sennfeld. Ein ungewöhnliches Hobby pflegt Stefan Stauch, der Pfarrer der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde. In zwölf Vitrinen stehen 550 gesammelte Weißbiergläser. „Während meiner Studentenzeit habe ich angefangen, Biergläser zu sammeln“, erzählt Stauch. Sie stammen von Brauereien aus Ludwigsstadt, Kronach oder Kulmbach. Für den in Tettau Geborenen bedeuten sie „ein Stück Heimat“.

Als er bei etwa 60 Gläsern angelangt war, beschloss der angehende Pfarrer, sich auf Weißbier-Gläser zu spezialisieren. Auch, weil er den Geschmack, die Frische und die Bekömmlichkeit des Weißbiers mit Hefe besonders schätzt. Bei Gaststätten-Besuchen fragte Stauch, ob er ein Glas „bekommen“ könne. Auch Verkaufsläden von Brauereien boten Möglichkeiten für den Kauf. Später suchte er auf Flohmärkten und nutzte das Internet.

„Aus Franken mit seinen vielen Brauereien stammen viele Stücke“, berichtet Stauch. Auch Oberbayern bot ihm ein weites Feld, um seine Sammelleidenschaft zu befriedigen. Norddeutschland ist mit Gläsern aus Flensburg, Kühlungsborn oder Stralsund vertreten. „Europaweit bin ich bisher nur in Österreich fündig geworden“, bedauert Stauch. [...]

Darunter befinden sich auch „Weißbiergläser“ aus Keramik, Ton oder Plastik. Die Entwicklung der vergangenen 50 Jahre, mit den verschiedenen Formen und den wechselnden Brauerei-Logos, ist zu sehen. Zwischenzeitlich gab es Weißbiergläser auch als touristische Souvenirs, beispielsweise mit Eisenbahnmotiven oder Ortsansichten. Besonders stolz ist der Pfarrer auf seine Raritäten. Zu denen zählt er unter anderem auch ein Glas der Arbeiterwohlfahrt, eines von Schalke 04 und eines mit dem Porträt von Papst Benedikt XVI.

(aus: Schweinfurter Tagblatt vom 16.9.2011, S. 29; Text: Klemens Vogel)

 

Wird hoffentlich nicht auch noch Tassen sammeln?

 

Pfarrer Stefan Stauch

 

(Foto: Bergler) 

 

 

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Dekan: „Kernenergie ist nicht beherrschbar“

Oliver Bruckmann fordert bei der 16. Anti-Atom-Mahnwache schnellstmöglichen Ausstieg

Schweinfurt, 13. Juli 2011. Drei Tage nach der Katastrophe im Fukushima hat das Schweinfurter Aktionsbündnis gegen Atomkraft zu einer ersten Mahnwache aufgerufen. Es war ein Montag, der 14. März. Ort: Georg-Wichtermann-Platz. Seitdem finden dort diese Mahnwachen immer montags um 18 Uhr statt, auch diese Woche, vier Monate nach dem GAU in Japan. Hauptredner war bei der 16. Mahnwache Dekan Oliver Bruckmann, dessen Worte beeindruckten.
 
„Wir machen uns Sorgen, wenn unsere Lebensgrundlagen bedroht und sogar zerstört werden“, sagte Bruckmann. Er erinnerte an einen Partnerschaftsbesuch in der Ukraine 1995, als die Gastgeber die Schweinfurter Delegation gebeten hatten, so viele Schmerztabletten wie möglich mitzubringen. Die Menschen klagten über andauernde Kopfschmerzen, „das war neun Jahre nach dem Reaktorunfall in Tschernobyl“.
 
Der Reaktor sei zubetoniert gewesen, aber die Folgen für die Menschen und die anhaltende Bedrohung bestünden bis heute, siehe Japan, wo Betreiber und Politiker die Lage „auch nicht im Griff haben“. Mit aufgespannten Planen werde versucht, austretende Partikel abzufangen. „Wie hilflos, die Menschen werden auch dort Tabletten brauchen, sie haben Angst“, rief Bruckmann und erntete an dieser Stelle erstmals Beifall.
 
Er nannte es eine Hybris, wenn man davon ausgehe, dass alles beherrschbar sei: „Wir sehen ja, dass es die Kernenergie nicht ist, niemand kann Katastrophen wie in Tschernobyl und Fukushima tatsächlich ausschließen“, sagte der evangelische Dekan und zählte auf: Erdbeben, Hochwasser, Abstürze, Anschläge, Unvorhergesehenes in Zwischen- und Endlagern. Deshalb fordere seine Kirche den möglichst schnellen Ausstieg aus der Atomkraft. Bruckmann zitierte hier aus einer beim Deutschen Evangelischen Kirchentag in Dresden Anfang Juni verabschiedeten Resolution: „Die Atomenergie ist keine Brücke in die Zukunft, als Christen setzen wir uns dafür ein, den konsequenten Ausstieg aus der Atomenergie mit einem ebenso konsequenten Einstieg in eine klimaschonende Energieversorgung zu verbinden“.
 
Sein Wort richtete Bruckmann auch an die im KKG Grafenrheinfeld Beschäftigten. „Wir wollen nicht, dass jemand seine Arbeit verliert“. Ziel müsse sein, dass alle betroffenen Familien ihre wirtschaftliche Existenzgrundlage in anderen Technologien behalten, die für die „Schöpfung und das Leben nach uns keine Bedrohung darstellen“. [...]

 

Die Kühltürme von Grafenrheinfeld:

Selbst halb so hoch noch bedrohlich und das Landschaftsbild negativ prägend 

 

(Pressetext: Hannes Helferich, Foto: Bergler)

 



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Die neuen Wege der Kirchen

Zweifler und Ungläubige bei den beiden großen Konfessionen willkommen

 

Günter Schmitt u. Pfr. Heiko Kuschel: 

etwa mit Marketenderin Mutter Courage verwandt?

 

(Foto: Bergler)

Schweinfurt, 17.6.2011. Neue Wege gehen das katholische und das evangelische Dekanat. Ziele sind, sich neu aufzustellen, sich zu vernetzen, Angebote zu verbessern. Die Kirchen haben sich für die Zusammenarbeit entschieden. – Eine Bilanz.
 
Pfarrer Heiko Kuschel von der ev. Citykirche sucht nach neuen Fragen und neuen Antworten. Er will, dass die Kirche in Kontakt zu „Gläubigen und Ungläubigen, zu Zweiflern und anderen Christen“ kommt. Mit dem Team der „MehrWegGottesdienste“ in St. Johannis ist Neuland beschritten. Das Sommertreffen am Sonntag, 24. Juli, 17.30 Uhr auf dem Martin-Luther-Platz steht unter dem Motto „PhantaDu“ (statt Phantasie). Jeder sei selbst für sein Leben verantwortlich, meint das Team. Nicht grau, fröhlich und bunt müsse das Leben sein, wird das Motto des Festes sein.
 
Die Ökumene gehört für Kuschel zum Alltag, etwa bei der „Wagenkirche“. Seit dem 27. Mai ziehen er und der Cityseelsorger des katholischen Dekanats, Günter Schmitt, mit dem Modell einer Kirche auf Rädern durch die Stadt und laden zu „schnell Mal Kirche“ ein. Im Gepäck haben sie Anregungen zum Leben und zum Glauben und die Bereitschaft zum Gespräch.
 
Viel Zeit verbringt der evangelische Pfarrer im Internet. Die Resonanz habe alle Erwartungen übertroffen, sagt Kuschel und weiter: „Wichtig ist, dass Kirche die Menschen erreicht, wo sie sind, eben auch im Internet.“ Spannend seien auch Kontakte zu Atheisten, deren Argumente er mit in die Gottesdienste bringt, um sich dort mit Andersdenken auseinanderzusetzen. Alle Positionen, die nicht deckungsgleich mit denen der Kirche sind, interessieren ihn bei seiner Arbeit, mit der er vor allem eines erreichen will: „Die Menschen müssen wissen, dass Glaube Spaß macht.“
 
Für Kuschel sind die Gemeinsamkeiten mit der kath. Stadtkirche und mit Günter Schmitt mehr als eine Zusammenarbeit, die beide unter den Oberbegriff Cityseelsorge gestellt haben. „Wir sind eine Einheit“, sagt er. Gemeinsam gestalten sie Schaustellergottesdienste, Mittelaltergottesdienste und auch die „Nacht der offenen Kirchen“ am 2. Oktober.
 
Bei der katholischen Kirche ist das Projekt „Stadtkirche“ nach drei Jahren abgeschlossen. Pastoralreferent Günter Schmitt kann sich jetzt verstärkt um die offenen Angebote der Citypastoral kümmern. [...]  Auf einem guten Weg sei die Citypastoral, die anspricht, wer keinen Zugang zu den Gemeinden hat. Mit Heiko Kuschel vom ev. Dekanat sei die Zusammenarbeit „sehr gut“. Unterschiedlich würden die Angebote angenommen; gut solche, die sich an einen klar definierten Kreis wenden. Mit dem „MehrWegGottesdienst“ entstehe eine virtuelle Gemeinde, ein offenes Forum. Wie Kuschel setzt Schmitt auf die Wagenkirche, obwohl man noch oft belächelt werde, nur im Vorbeigehen wahrgenommen werde.

(aus: Schweinfurter Tagblatt vom 17.6.11, S. 23; Text: Gerd Landgraf)

Siehe auch: "Aktionen der Citykirche"
 

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Mahnmale zum Innehalten

Musikalisch-literarische Betrachtung zur Kuhnlein-Ausstellung in St. Johannis

Schweinfurt, 8. Juni 2011. Mit einer musikalisch-literarischen Werkbetrachtung „Wort und Klang“ eröffneten Dekan Oliver Bruckmann, Andrea Balzer (Orgel) und Matthias Kügler (Klarinette) die Reihe der Begleitveranstaltungen zur Skulpturen-Ausstellung „Andreas Kuhnlein – SäulenHeiligeMenschen“ in der St. Johanniskirche. Zeigt Kuhnlein die Vergänglichkeit des Menschen, seine Zerrissenheit zwischen Streben und Scheitern, so sieht Bruckmann die Werke des Holz-Bildhauers als Theologe: „Also Mensch, denk nach: Willst du Narzisst sein oder dich deinem Nächsten zuwenden, damit euch das Leben gemeinsam gelingt?“

Mit „Epitaph“ von Roland Leistner-Mayer für Klarinette und Orgel leiten Matthias Kügler und Andrea Balzer diese Stunde ein: Weite Melodiebögen in freier Tonalität klingen zwar in den Piano-Phrasen durchaus elegisch-meditativ, doch in den hohen Lagen der Klarinette dominieren Schärfe und Schmerz. Zur musikalischen Vorstellung der Skulptur „Narziss“ hat sich Kügler den „Monolog für Klarinette“ von Erland von Koch ausgesucht, eine sinnfällige Wahl. Gestaltet wie die große Kadenz eines Klarinettenkonzerts kann sich auch hier der Solist in all seinem virtuosen Können präsentieren: Meisterlich gestaltet Kügler den glanzvollen Auftritt des Narziss – kontrastreich, mit schnellen Läufen, Verzierungen, Spitzentönen. Bruckmann erzählt danach die Geschichte des selbstverliebten Jünglings in der edlen Sprache des römischen Dichters Ovid.

Die „Pieta“ stehe nicht umsonst unter der Sandsteinmadonna in der Turmkapelle der Kirche, betont Bruckmann: „Denn das Jesuskind im Arm der lächelnden Maria ist kein anderer als der geschundene und am Karfreitag zu Tode gemarterte Christus“. Dazu liest der Dekan die Szene der Kreuzablösung aus dem „Büchlein der ewigen Weisheit“ des mittelalterlichen Mystikers Heinrich Seuse: „Wo ist die Freude deiner Geburt? Stattdessen Angst, Bitterkeit, Herzeleid.“

Kügler leitet mit dem expressiven „Asceses No. 1“ von André Jolivet zu Kuhnleins Dreiergruppe „Törichte und kluge Jungfrau und Bräutigam“ über. Auch dies ein spannungsreiches Stück des französischen Avantgardisten, der seiner Musik, jenseits des tonalen Systems, die Kraft der Magie und Anrufung geben möchte. Das Gleichnis von den Jungfrauen frage, so Bruckmann, wie eine Gemeinde den Glauben durchhalten könne, bis der Herr komme, um alle Gläubigen zum endzeitlichen Fest einzuladen. Ein Text aus Luise Rinsers „Miriam“ erzählt diese Geschichte ausführlich, immer geprägt vom weiten Gottesbild der Schriftstellerin. [...]

Am 19. Juni und 14. August, 15 Uhr, Führungen durch die Ausstellung mit Oliver Bruckmann. Am 27. Juli, 19.30 Uhr, „Bin das nicht auch ich?“: Gespräche mit den Skulpturen mit Oliver Bruckmann. Am 21. September, 19.30 Uhr, findet ein Künstlergespräch statt. Finissage am 6. November, 12 Uhr.

(aus: Schweinfurter Tagblatt, 10.6.2011; Text: Manfred Herker)

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Das sprechende Buch

Ungewöhnliches Gottesdienstangebot

 

 

 

 

Pfr. Andreas Duft

Foto: Bergler

 

 

Euerbach/Geldersheim. Den eigenen Gedanken in meditativer Ruhe mehr Raum geben, das Gehörte in eine Verbindung mit dem persönlichen Leben setzen und den Gedanken dann eine Sprache geben: Dieses ungewöhnliche Angebot macht der Taizé-Gottesdienst „Sprechendes Buch“, den die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Euerbach-Geldersheim seit sieben Jahren regelmäßig anbietet.

Immer mehr Anhänger im gesamten Landkreis findet diese Art von Gottesdienst, weiß Euerbachs Pfarrer Andreas Duft. In der evangelischen Kapelle in Geldersheim seien die meditativen Treffen, in der Regel im Zwei-Monats-Rhythmus, stets sehr gut besucht.

Die Überlegung war, den Besuchern eines Gottesdienstes nach der Predigt Raum und Zeit zu eigenen Gedanken zu geben, teilt der Geistliche mit. Diese Zeit untermalen er und Claudia Dettmar musikalisch. Noch dazu wird die Möglichkeit geboten, seine Gedanken in ein Buch einzutragen. [...] „Nicht nur einer, nämlich der Pfarrer oder die Pfarrerin, kann und darf das Wort erheben“, sagt er. „Glaube wird im Gespräch und im Austausch der Gedanken lebendig“. Stille Gebetszeiten, Kerzen entzünden und Lieder aus Taizé ergänzen die Gestaltung des Gottesdienstes „Sprechendes Buch“. [...]

(aus: Schweinfurter Tagblatt vom 4. März 2011, S. 28; Text: sia)

Nächste Termine:10. April und 22. Mai 2011, 19 Uhr, evang. Kapelle Geldersheim

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Trotz Sorgen in die Offensive: Pressejahresgespräch des Dekans

Schweinfurt, 31.1.2011. Alle Jahre wieder (s. Archiv 2010/I, Nr. 10) lädt Dekan Oliver Bruckmann Pressevertreter aus Schweinfurt zu einem Arbeitsessen mit Informationen über anstehende Probleme und Planungen im Dekanat ein. Der Einladung folgten diesmal der Chefredakteur des „Schweinfurter Tagblatts“ Karl-Heinz Körblein und die Journalisten Hannes Helferich und Claus Peter Gras.
Zunächst sprach ihnen der Dekan seinen Dank für die reibungslose Zusammenarbeit 2010 aus, die sich u.a. in der Berichterstattung über den Besuch des Landesbischofs, die Dekansvisitation in Bad Kissingen und über das überaus erfolgreiche Benefizkonzert der jungen stimmen schweinfurt gezeigt habe.
Doch gleich danach ging er in medias res und schnitt sein größtes Sorgenkind, die  Immobilienthematik, an: Für insgesamt 126 kirchliche Gebäude im Dekanat besteht ein Instandsetzungsbedarf von 18 Mio. Euro. Die Gemeinden sind gehalten, ein Immobilienkonzept zu erarbeiten. Sie werden sich wohl oder übel von einigen Objekten trennen müssen, weil deren Unterhalt und Betrieb nicht dauerhaft finanzierbar sind. Besonders problematisch ist es um die Kindertagesstätten bestellt, da in den Elternbeiträgen und der kommunaler Förderung die notwendigen Investitionskosten keine Berücksichtigung finden.
Das größte Sanierungsvorhaben 2010 betrifft die Auferstehungskirche am Bergl, im vorletzten Jahr erst ein halbes Jahrhndert alt geworden: Dach-, Treppen-, Vorplatz- und Betonerneuerung des architektonisch herausragenden Baus von Olaf A. Gulbransson werden 700.000 Euro verschlingen, wovon die Gemeinde mindestens 40.000 Euro selber aufbringen muss. Ferner ist ein Gemeindehausneubau in der Kreuzkirchengemeinde Oberndorf geplant.
Hingegen hat sich nach Ansicht des Dekans die Stellensituation gegenüber den Vorjahren, als fast das halbe Dekanat Schweinfurt vakant war, entspannt. Zwar sieht der neue landeskirchliche Stellenplan nur noch 34 statt 35,5 Pfarrstellen vor: Demzufolge sind sechs Gemeinden von einer Kürzung um je eine viertel Stelle betroffen! Bruckmann: „Damit kann man leben.“ Aber zurzeit gibt es nur an besagter Auferstehungskirche und an der Christuskirche in Schonungen eine (längere) Vakanz.
Stattdessen plagen Dekan Bruckmann die deutlich erhöhten Kirchenaustrittszahlen im Dekanat. Kehrten 2008 und 2009 jeweils 240 Personen der Kirche den Rücken, so waren es im letzten Jahr fast 300. Die gleichfalls zunehmenden Eintritte (60 im Jahr 2010 gegenüber je 42 in den beiden Vorjahren) dürften seiner Meinung nach eher auf Übertritte aus der katholischen Kirche wegen der dort geführten Debatte um Missbrauchsfälle und Zölibat zurückzuführen sein. Dekan Bruckmann will noch in diesem Jahr eine detaillierte Studie mit Befragung Ausgetretener initiieren.
Aber auch höchst Erfreuliches konnte der Dekan vermelden: An geplanten Highlights 2011 nannte er  u.v.a. den Dekanatskirchentag in Bad Kissingen (28./29. Mai), die Übertragung eines Fernsehgottesdienstes aus St. Johannis (3. Juli), den in Schweinfurts finnischer Partnerstadt Seinäjoki stattfindenden Pfarrkonvent (16.-20. Juli), die zweite Nacht der offenen Kirchen (2. Okt.), den Festakt zum 40-jährigen Bestehen des Evangelischen Bildungswerkes Schweinfurt (29.11.) und eine ab Mai bis November laufende Ausstellung von Arbeiten des Bildhauers Andreas Kuhnlein in Kooperation zwischen St. Johannis und der städtischen Kunsthalle.
Ferner plant Bruckmann eine „Kommunikationsoffensive“, um das Bild von Kirche in der Öffentlichkeit zu verbessern. „Kirche muss auch selbst ausstrahlen, was sie verkündigt!“ Dazu leiste einen entscheidenden Beitrag gerade die Presseberichterstattung, wofür er den anwesenden Zeitungsmachern schon im Vorhinein Dank zollte.

 

 

Unter den Augen von Jesus: Vor dem Fresko des letzten Abendmahls das jährliche Mittagessen mit Presseleuten (v.r.): Karl-Heinz Körblein, Claus Peter Gras, Hannes Helferich u. Dekan Oliver Bruckmann


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Warum der Mensch die Zehn Gebote braucht

Stammbuch 2011: Brot für die Welt-Direktorin Cornelia Füllkrug-Weitzel predigt in der Christuskirche 

Schweinfurt-Christuskirche: Dass Cornelia Füllkrug-Weitzel, Direktorin von Brot für die Welt und Diakonie Katastrophenhilfe, Pfarrerin ist, sollte kein Hindernis für eine Stammbuchpredigt in der Christuskirche sein, bei der sonst Laien unter dem Motto „Was möchte ich meiner Kirche ins Stammbuch schreiben?“ predigen. [...]

„Gebote. Du sollst – das passt nicht in unsere Zeit“, beginnt die Gastpfarrerin ihre Predigt. In der heutigen Zeit sei es vielmehr das „Ich will“, das zähle. „Internet, freier Markt, Deregulation – keiner soll uns heute mit Vorschriften kommen.“ Wir hätten uns unsere Rechte erkämpft, sollten wir sie nun wieder aufgeben für „irgendwelche Regeln, die uns irgendjemand vorgibt?“, fragt sie.

Eine klare Fehlinterpretation der Zehn Gebote. Füllkrug-Weitzel ruft kurz die Hintergrundgeschichte der Gesetze Gottes in Erinnerung: die 40 Jahre lange Wüstenwanderung von Moses und den Israelis, die Erfahrung systematischer Unterdrückung und die Hoffnung auf das Gelobte Land. Am Ende befreit Gott die Leidenden und gibt ihnen die Gesetzestafeln.

Diese Bezeichnung sei irreführend, findet die Pfarrerin, sie spricht lieber von „Wegweisungen“. Diese sind ihrer Ansicht nach notwendig, um nach der Befreiung aus der Unterdrückung Würde und Gleichheit zu erhalten, so dass nicht „einige mehr befreit sind als andere oder auf die Kosten anderer“. Der Mensch neige nämlich dazu, nachdem er die eigene Freiheit erlangt hat, selbst zu unterdrücken.

Die Zehn Gebote sind Füllkrug-Weitzels Auffassung nach „hilfreiche Hinweise, um die Disziplin der Freiheit zu lernen“. Die Israelis lernten eine zweite Lektion in der Wüste: das Lossagen von materiellen Gütern. In der heutigen Zeit werde Besitzstreben oft mit Freiheitsstreben verwechselt. „Was immer wir so hoch halten, dass es den Anspruch auf Absolutheit erhebt, widerspricht Gott“, sagt die Pfarrerin, denn laut erstem Gebot soll der Mensch keine anderen Götter haben. „Gott ist der Einzige, der in der Lage ist, uns aus der Sklaverei zu befreien.“ Mit den Zehn Geboten habe er vermeiden wollen, dass unsere neu gewonnene Freiheit wieder ins Chaos führt.

Der Mensch müsse sich stets darüber bewusst sein, dass seine Freiheit gefährdet ist, und erkennen, dass er Regeln braucht, um sie zu erhalten. Wichtig sei auch, dass sich die Zehn Gebote nicht an den Einzelnen richten, sondern an die Gemeinschaft. „Wir müssen so leben, dass es keine Unterdrückten in unserer Mitte gibt“, fordert die Pfarrerin auf.

(Aus: Schweinfurter Tagblatt, 17.1.2011, Text: Johanna Fritz)

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Im Nachgang zur Visitation von Dekan Bruckmann in Bad Kissingen gab es in der dortigen Presse folgendes Resümee:

"Was lassen wir weg?"

Bad Kissingen. Ein ganzes Füllhorn voll Lob schüttete Dekan Oliver Bruckmann am Ende seiner Visitation über die evangelische Kirchengemeinde Bad Kissingen aus. Nach sieben Tagen intensiver Kontaktarbeit zog er nun am Sonntag vor sieben Männern und ebenso vielen Frauen aus den Kirchenvorständen Bilanz. Dabei ließ er erst am Ende dezent, aber auch deutlich, anklingen, wo seiner Einschätzung nach Schwachstellen sind und wo es hingehen sollte.

„Man kann nicht alles bewältigen“, machte er klar. Einerseits fehle Personal – wie berichtet, ist eine Stelle in Bad Bocklet mangels Bewerber seit mehr als einem Jahr vakant –, andrerseits würden die Aufgaben immer mehr. 14 Einrichtungen für Senioren und Pflegebedürftige im Bereich der Kirchengemeinde nannte er, dazu weitere 26 für den Bereich Reha. Die Bedeutung der Kur sei rückläufig, die der Reha nehme zu – und damit auch der Schweregrad der Krankheitsbilder. Die Folge: Die Geistlichen und ihre Helfer sind mehr und mehr in Kliniken als in kirchlichen Räumen gefragt.

Deshalb gelte es nun, Prioritäten zu setzen, verdeutlichte Bruckmann. „Das Leitungskonzept sollte evaluiert werden“, schrieb der Dekan seinem Stellvertreter, dem Kissinger Pfarrer Jochen Wilde, ins Stammbuch. Für diesen Prozess empfahl er den Verantwortlichen zudem „professionelle Begleitung“. Zwar bestehe kein Zeitdruck, so Bruckmann weiter. Er könne sich aber vorstellen, dass dieses Thema im Laufe des Jahres 2011 angepackt werden könnte.

Das ganze Leistungsspektrum sei „auf Dauer wahnsinnig schwer zu halten“, pflichtete Pfarrer Markus Vaupel dem Dekan bei, „auch mit Ehrenamtlichen nicht. Das wird eine der spannendsten Fragen sein: Was lassen wir weg?“ So sehr Bruckmann die vielen Ehrenamtlichen als „treu, zuverlässig und engagiert“ gelobt hatte: Bei ihnen stelle sich die Nachfolgefrage. „Ein Ehrenamtskonzept ist anzugehen“, so sein Ratschlag – und auch dies mit professioneller Begleitung durch einen externen Experten. [...]

Auch für die Jugend brach er eine Lanze: Sie sei zwar integriert, wolle sich aber mehr in die Gemeindeleitung einbringen, hat Bruckmann herausgehört. „Wie kann das angebahnt werden?“, stellte er als Frage in den Raum und deutete den Verantwortlichen an, mehr Jugendliche [...] in den Kirchenvorstand zu berufen oder als Berater hinzuzuziehen. [...]

(aus: Mainpost - Ausgabe Bad Kissingen, 26.10.2010; Text: Roland Pleier)

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Wenn der Hahn zwei Mal kräht:

2 Presseberichte aus Niederwerrn u. Gochsheim

 

 

1.  Der Gockel packt den Stier bei den Hörnern. Evangelische Kirche strebt in Niederwerrn Umweltzertifikat an.

Niederwerrn. Wenn der Gockel kräht, wird's oft gefährlich: Bei den Germanen sollten drei krakeelende Hähne den Weltuntergang ankündigen. Im Lukas-Evangelium verleugnet Petrus den eingekerkerten Jesus, „noch ehe der Hahn dreimal kräht“. Auf diese Bibelstelle bezieht sich der Name eines Umweltmanagement-Zertifikats der Evangelischen Kirche, der „Grüne Gockel“.

Bei einer Auftaktveranstaltung im Martin Luther-Haus Anfang Juli, zusammen mit Siegfried Fuchs als Umweltbeauftragtem der Landeskirche, sprach Pfarrer Edson Schumacher von der Schöpfung, die der Mensch nicht verleugnen dürfe. Es gebe für die Kirche bereits theologisch eine Vorbildfunktion, die Umwelt zu bewahren: „Wir wollen die Leute anstecken, Bewusstsein bilden.“ [...]

Zwölf Mitglieder umfasst das Umweltteam der Niederwerrner Kirche, darunter auch Katholiken, als Umwelt-Auditoren überwachen Jochen Englisch und Michael Dümpert die Maßnahmen. Zunächst soll geklärt werden, was die Niederwerrner Gemeinde überhaupt leisten kann. „Wir wollen den Stier bei den Hörnern packen“, so Kathrin Tröster als Umweltbeauftragte der Kirchengemeinde. Bereits 2007 hat man den Schriftverkehr in der Kirchenverwaltung teilweise auf Recyclingpapier umgestellt. Es gehe eher um „kleine Schritte“, weniger um große bauliche Investitionen, betont Tröster: etwa um die Verwendung umweltverträglicher Putzmittel, Ansiedlung heimischer Hölzer auf den Grünflächen, Sparen von Wasser, Wärme, Energie, Umweltprojekte in den Kindergärten oder Verwendung von Produkten „aus der Region für die Region“. Hauptsache, es werde effektiv etwas getan.

2009 hob die bayerische Landeskirche den Grünen Gockel aus der Taufe, in Baden-Württemberg kräht er schon einige Jahre länger. 50 Kirchen-Gemeinden im Freistaat nehmen derzeit teil, insgesamt 200 Gemeinden könnten, jeweils zur Hälfte, von der Kirche bezuschusst werden. Zwei Jahre lang wird das Öko-Projekt nun entwickelt, in zehn Schritten von der individuellen Umweltprüfung bis zur Validierung, der rechtskräftigen öffentlichen Erklärung, und Verankerung der gefundenen Umweltstandards in der Gemeinde. Im Februar beschlossen die Niederwerrner mitzumachen, begleitet werden sie von regelmäßigen Info-Veranstaltungen, etwa in Nürnberg. [...]

Aus: Schweinfurter Tagblatt, 19. Juli 2010, S. 23 (Uwe Eichler)

 

2. Kostenloser Umweltschutz. Evangelische Kirche stellt Projekt "Grüner Gockel" vor

Gochsheim. „Fließt aus einem Wasserhahn jede Sekunde ein Tropfen, so kostet das in Gochsheim im Jahr etwa 20 Euro“, rechnete Erich Waldherr den Besuchern beim Gemeindetag vor. Er ist Auditor des Umweltteams der evangelischen Kirche Gochsheim. Diese Gruppe arbeitet an dem kirchlichen Umwelt-Managementsystem „Grüner Gockel“ und sucht nach Möglichkeiten, Wasser und Energie einzusparen und dabei den finanziellen Aufwand so gering wie möglich zu halten.

Erste Ergebnisse stellten die Mitglieder beim Gemeindetag rund um die Kirche St. Michael vor. Konkrete Pläne sind demnach noch nicht beschlossen, aber es mangelt nicht an Ideen: Beispielsweise könnte die Gemeinde ihre Veranstaltungen nacheinander im gleichen Saal organisieren, statt sie parallel in verschiedene Räumen zu legen. „Gerade im Winter würden wir dabei enorme Heizkosten sparen“, erklärte Waldherr. Unter dem Motto „Du hast uns deine Welt geschenkt“ drehte sich an diesem Tag alles um den Erhalt der Umwelt. Landschaftsfotografien des Bund Naturschutz in der Kirche und Mosaikarbeiten in der Hauptschule veranschaulichten den Besuchern, wie kostbar unsere Erde ist. Eine Informationstafel präsentierte die Ziele des „Grünen Gockels“.

„Umweltschutz kann Spaß machen“. Mit diesen Worten ermunterte Renate Käser, Landessynodale für das Dekanat Schweinfurt, die Gemeindemitglieder, nachhaltig zu wirtschaften. Neben dem guten Gefühl, das Richtige zu tun, könne man sehr viel Geld einsparen.

Deutschlandweit haben bereits 500 Kirchengemeinden den „Grünen Hahn“ wie das Projekt außerhalb von Bayern heißt in Angriff genommen, wie Umweltberater Siegfried Fuchs berichtete. Er lobte die unabhängige Stärken- und Schwächen-Analysen durch die Kirchengemeinden. Diese Bestandsaufnahmen seien hilfreich, um zu entscheiden, welche Investitionen sich lohnen.

Schließlich erschien der Gockel höchstpersönlich. Angelockt vom Gesang der Kinder der evangelischen Tagesstätte flatterte Schriftführerin und Mitglied der Theatergruppe „RatzFatz“, Sigi Königer, in Gestalt des grünen Federvieh durch die Zuschauermenge auf die Bühne. Damit der Gockel nicht gleich wieder davon fliegt, bauten ihm die Kinder ein Nest aus Papierstreifen. Darauf schrieben sie ihre Vorschläge, wie sie die Natur schützen wollen. [...]

Aus: Schweinfurter Tagblatt, 8. Juli 2010, S. 30 (ste).

 

   
Renate Käser sprach im Namen der Landessynode der bayerischen Landeskirche Was müssen die Kinder tun, damit der Gockel bei ihnen bleibt? (Fotos: Archiv St. Michael Gochsheim)

 

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Danke,

"Chrissy" Hüttner,

für ein bewegendes Jahr

in St. Johannis

 

Schweinfurt. Mit einer glanzvollen Aufführung des Oratoriums "Die Schöpfung" von Joseph Haydn am 9. Mai 2010 hat Kirchenmusikdirektorin Christel Hüttner offiziell ihren einjährigen Vertretungsdienst in St. Johannis-Schweinfurt beendet. Journalist Mathias Wiedemann führte mit ihr ein Abschlussgespräch. Daraus Auszüge:

Wiedemann: Und wie ist es Ihnen ergangen? Hüttner: Es war für mich ein reiches und erfülltes Jahr. Ich habe eine hervorragende Arbeit von Andrea Balzer vorgefunden, die sich vor allem in den Chören zeigt. Ich hoffe, dass es mir geglückt ist, dieses hohe Niveau zu halten. Und: Ich war beglückt vom hohen Stellenwert, den die Kirchenmusik in St. Johannis genießt. Das ist nicht überall so.

Wiedemann: Sie waren und sind in Kitzingen als große Motivatorin bekant. Wie lief das in Schweinfurt? Hüttner: Die Leute hier sind in allen Chören hochmotiviert. Mit den Kinder- und Jugendchören lief die Arbeit völlig unproblematisch und heiter. Ich war sehr beeindruckt, als die mich gleich gefragt haben, ob sie mich Chrissy nennen können. Das war das Allerschönste. Die Kantorei - und dafür hatte ich Verständnis - hat mir nicht sofort über den Weg getraut. Das mag an meiner völlig anderen Art liegen, an die man sich sicher erst gewöhnen muss. Und an der Auswahl des ersten Projekts: Ich habe gleich den "König David" von Honegger gemacht, das war sehr riskant mit einem fremden Chor. Aber das Wagnis ist geglückt, und seither ist das ein sehr schönes Arbeiten. Das Wagnis hat zu einer neuen gemeinsamen Basis geführt - wie so oft im Leben.

Wiedemann: Zum Abschluss machen Sie Haydns "Schöpfung" - warum ausgerechnet dieses Werk? Hüttner: Weil Andrea Balzer das Stück noch nicht gemacht hat. Ich habe sie gleich am Anfang gefragt, ob sie das geplant hat. Ich wollte ihr auf keinen Fall etwas wegnehmen. Es ist ein von der Erde losgelöstes Stück, das die Idee von der heilen Welt, ja vom Paradies verwirklicht. Ich finde es sehr schön, damit aufzuhören, auch als Gegenpol zum "König David". So schließt sich dann ein Kreis.

Wiedemann: Wie geht es nun für Sie weiter? Hüttner: Irgendwann wird eine neue Herausforderung vor der Türe liegen, genauso unverhofft wie die Schweinfurter. Außerdem habe ich ja die zweimal im Jahr stattfindenden musikalischen Projekte auf dem Schwanberg und als Nahziel die Johannespassion am 16. April 2011 mit einem Projektchor in der Casteller Kirche.

(aus: Schweinfurter Tagblatt vom 5.5.2010, S. 25)

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Pfarrerin Dr. Tais Strelow predigte vor der Landessynode

Aschaffenburg, 22. Nov. 2009. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte tagte die Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (vom 23. - 26. November 2009) in Aschaffenburg. Sie wurde am So., 22.11., mit einem Gottesdienst in der Aschaffenburger Christuskirche eröffnet. Unsere brasilianische Austauschpfarrerin Dr. Tais Strelow hielt dazu vor rund 400 Besuchern die Predigt über "den neuen Himmel und die neue Erde" (Offb 21,1-7). Hier Ausschnitte aus Pfrin. Strelows Ansprache:

Wir werden mit einer phantastischen Vision konfrontiert, die der Kirche Kraft und Mut für ihr Engagement in dieser Welt schenkt. Und gerade darum geht es auch in dieser wichtigen Tagung Ihrer Landeskirche: Wege – auch neue Wege - zu planen, damit sie trotz der aktuellen Konjunktur dem Auftrag Jesu Christi an seiner Kirche gerecht bleiben kann. Ein Stück von diesem Leben, das den neuen Himmel und die neue Erde ankündigt, ist in jeder Handlung der christlichen Gemeinde zu spüren. Besonders in den Sakramenten, in den Festen, in den Momenten der Gemeinschaft, des Teilens und der Solidarität. [...] Die Realität,  in der wir als Kirche leben, kann dagegen grausam, ungerecht, ja sogar bedrohlich sein. Der neue Himmel und die Erde scheinen dann in weite Ferne zu rücken.

Als Brasilianerin liegt es nahe, dass ich beispielhaft die Situation meines Landes erwähne. Die IECLB ist eine kleine Kirche mit 715.000 Mitgliedern. Als Kirche von Jesus Christus in der Welt nimmt sie Gestalt an in den verschiedenen sozialen Kontexten, die ein so großes Land bietet, und meistens unter sehr schwierigen sozialen und finanziellen Bedingungen. [...] Obwohl es in Brasilien aufwärts geht, sind nach wie vor Einkommen und Vermögen ungleich verteilt. Trotz großer Reichtümer an natürlichen, finanziellen, technologischen und nicht zuletzt menschlichen Ressourcen ist Brasilien ein Land der  sozialen Ungleichheit. Armut und ungleiche Einkommensverteilung haben, unter anderem, erhebliche Auswirkungen auf den Gesundheitszustand einer Bevölkerung. In den sozial schwächeren Schichten haben die meisten Krankheiten stärkere Auswirkungen, und die durchschnittliche Lebenserwartung ist geringer. Eine weitere schwer wiegende Folge der sozialen Ungleichheit ist der Anstieg der Gewalt. Die Zahl der gewaltsamen Todesfälle nahm in den letzten zwanzig Jahren in Brasilien beständig zu. [...] Weiter ist empirisch festzustellen, dass die ungerechte Verteilung von Macht und Gütern auch den psychischen Tod von Menschen zur Folge hat. Dabei geraten die Betroffenen in eine Entwicklung, in der ihre Menschlichkeit dahinschwindet. Eine Enthumanisierung findet statt, die aber (nebenbei bemerkt) nicht nur die Armen und Beherrschten dieser Erde betrifft, sondern auch diejenigen, die sich in der privilegierten Position des wohlhabenden Machthabers befinden.[...]

Liebe Synodalgemeinde! Es ist verständlich, dass das Thema „Neuer Himmel und neue Erde“ die Menschen in Brasilien anspricht. Johannes' Vision lässt alle menschlichen Sehnsüchte von Frieden und Gerechtigkeit wieder lebendig werden. [...] Der Tod ist entmachtet, abgeschafft:  Krieg, Hungersnot, Ereignisse des Terrors, Überfälle, Erpressung und Naturkatastrophen, kurz: alles, was uns ängstet und beunruhigt, wird nicht mehr sein. Bei einer Gegenüberstellung der oben beschriebenen Situation  und der Vision des Johannes könnte man fragen, ob  die Kritiker hier nicht vielleicht doch Recht behalten, die sagen: Christlicher Glaube ist Verkleisterung der Hirne, Vertröstung auf ein besseres Jenseits und somit Ablenkung von den schrecklichen Zuständen hier und heute.

Aus der Sicht meiner kleinen und mutigen Evangelisch-Lutherischen Kirche in Brasilien kann ich sagen: Wie falsch das doch ist. Glauben heißt doch gerade: sich nicht vertrösten zu  lassen. Glauben heißt: Hoffnung zu haben. Eine aktive und subversive Hoffnung. Glauben heißt: von Gottes Plan und von Gottes Zukunft zu wissen. Und: Wer von Gottes Zukunft weiß, der  bekommt wache Augen für die Gegenwart und wird auf der alten Erde, unter dem alten Himmel, alles Mögliche tun, um Zeichen des neuen Himmels und der neuen Erde sichtbar werden zu lassen. Aufgrund dieser Hoffung wird das Geschrei, wo immer es herkommt,  unser Ohr erreichen, und der Schmerz, wer immer ihn hat, wird unser Herz nicht kalt lassen können.

So hat die EKLBB  2008 ein Missionsprojekt formuliert, das zunehmend in den Gemeinden Anklang und Unterstützung  findet.  So heißt es zusammenfassend  in der Einführung des PAMI, des Missionsprojektes 2008 – 2012: "Gottes Mission ist unsere Leidenschaft. ... Die Mission ist Gottes. Aber sie ist die Passion, die Leidenschaft seiner Kirche. Zusammen sind wir fähig, die Welt – unsere Welt – ein Stück zu verändern. Kirche für die Anderen zu sein, heißt, mit dem leidenschaftlichen Blick Gottes die Personen und Familien anzusehen, die z.B. unter chemischer Abhängigkeit leiden. Heißt, die Menschen wahrzunehmen, die unter Einsamkeit und Depression leiden, und - Gemeinschaft und Hoffnung anbietend - eine heilende und rehabilitierende Tätigkeit auszuführen. Heißt, für die Konfliktsituationen aufmerksam zu sein, bei der Vermittlung zu helfen und die Versöhnung zwischen den Menschen anzustreben. Heißt, eine annehmende Haltung gegenüber den Menschen zu praktizieren, die mit Aids leben. Heißt, Räume zu ermöglichen für Vergebung und Heilung, für Gerechtigkeit und Frieden, für das Handeln aus Liebe und das Kämpfen gegen jede Form von Unterdrückung, sei es von Kindern, Jugendlichen oder Alten, in den Familien und in jeglicher Situation von Leiden oder Entbehrung."
Ja, auch die Kirche muss neu werden und aktiver an dem Lebensprojekt Gottes des neuen Himmel und der neuen Erde teilnehmen. Eine leidenschaftliche, missionarische Kirche, die die Mission Gottes als ihren eigenen Auftrag annimmt, sollte sie sein. Und doch bleibt der Unterschied zwischen dem, was wir Menschen neu machen können, und der endgültigen Verheißung, dass alles neu wird. Es bleibt der Unterschied zwischen dem, was wir tun – in den endlichen Möglichkeiten, die uns zur Verfügung stehen, und dem, was Gott tut. Denn es ist klar, dass es uns Menschen nicht zukommt, das Reich Gottes, den neuen Himmel und die neue Erde, zu erbauen. [...] Der neue Himmel und die neue Erde kommen von Gott.  Aber wir werden Gottes Verheißung nicht nur mitglauben, sondern sie unter uns in Taten sichtbar werden lassen. Amen.


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Vor dem Weihnachtsmarkt den Kirchenvorplatz eröffnet

Neugestaltung kostete "nur" 48 000 Euro

(fan) Es liegt noch einiger Splitt auf den neuen Pflastersteinen, als Pfarrerin Christhild Grafe allen dankt, die dafür gesorgt haben, dass der kleine Vorplatz vor der evangelischen Kreuzkirche rechtzeitig zum 1. Advent fertig geworden ist. Unter dem Giebel leuchtet ein großer gelber Stern.

OB Gudrun Grieser erläuterte die etwas längere Baugeschichte der gar nicht so riesigen Maßnahme. Kaum mehr als 100 Quadratmeter wird der Platz zu Kirche und Friedhof hin zählen, aber sechs Jahre sind seit der ersten Planung ins Land gegangen. Mehrmals sei das Areal zurückgestellt worden– wegen der Planungen der Kirche für ein Gemeindehaus und besonders, weil Eigentumsverhältnisse zu klären waren.

Jetzt aber freuten sich alle, dass der Kirchenvorplatz – nach der Gestaltung mit fußfreundlichem Pflaster namens „Via Castello“, nunmehr auch barrierefrei – mit der Eröffnung des Oberndorfer Weihnachtsmarktes wenige Meter zur Nutzung weiter freigegeben wurde. Der Eingang zum Friedhof wurde verbreitert, eine neue Leuchte am Eingang aufgestellt, zwei zusätzliche Parkplätze sind ebenfalls dabei herausgekommen, sowie Vorrichtungen für Weihnachtsbaum und Fahnenmast. Sechs Jahre haben Eigentumsklärung und Planung gebraucht, die Bauzeit war um so kürzer – vier Wochen. Von veranschlagten 78 000 Euro wurden nur 48 000 gebraucht, und diese zu 60 Prozent bezuschusst, sagte Grieser.

Dann ging's ein paar Meter weiter zum Glockenhof, wo die Bürgervereinsvorsitzende Marianne Prowald den Oberndorfer Weihnachtsmarkt mit einem guten Dutzend Ständen eröffnete.

(aus: Schweinfurter Tagblatt, 1.12.2009; Fotos: Juan Osorio)

 

   

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Die Pfarrer in Glas gefasst

Wolfram Walter gestaltet Gedenkwand für die Christuskirche

 

 

(Foto: Archiv Christuskirche)

Schonungen. "Einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus." Dieser Satz aus dem Korintherbrief des Apostels Paulus ist das Leitwort für eine geplante Gedenkwand in der Evangelischen Christuskirche Schonungen.

Auf ihr sollen die Pfarrer verzeichnet werden, die hier wirkten. "Wir waren alle dafür", berichtet Kichenvorstandsmitglied Helga Höhne über die Abstimmung. Einige Mitglieder hätten eine solche Gedenkwand in anderen Kirchen gesehen. Pfarrer Bernhard Vocke sieht die Pfarrer beispielhaft für die Menschen stehen, die in der evangelischen Gemeinde lebten. Auch verbänden viele Gemeindemitglieder Erinnerungen an Taufe, Konfirmation, Trauung, Beerdigung oder ein anderes besonderes Ereignis mit den damals hier tätigen Pfarrern.

Der Künstler Wolfram Walter aus Vasbühl wird die Gedenkwand in Glas gestalten, wobei der Name jeweils anders farblich hinterlegt wird. Das Glas spiele mit dem Sonnenlicht, das von Südwesten durch die Kirchenfenster hereinfällt, deshalb habe er diesen Werkstoff gewählt, so Walter. Dabei werden die Farben der Gedenkwand auf die Farben der Glasfenster in der 1954 errichteten Kirche abgestimmt, um eine gute Integration des neuen Kunstwerkes in den Kirchenraum zu gewährleisten.

"Mit jeder weiteren Pfarrerspersönlichkeit kommt ein neues Glassegment hinzu", erläutert Vocke. Dadurch werde der Blick auf die Zukunft diese Kirchengemeinde gelenkt. Die Kosten für die Glaswand betragen rund 7000 Euro. [...]

(aus: Schweinfurter Tagblatt, 12.8.2009, S. 26; rsf)

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Verstärkung in der Altenheimseelsorge

Zusätzlicher Auftrag für

Pfarrerin Christhild Grafe

 

Schweinfurt, 1.8.09 (klk). Die Gesellschaft wird immer älter, dies zeigen viele Statistiken. Das ist auch einer der Gründe, warum immer mehr Alten- und Pflegeheime entstehen. Eine neue Herausforderung entsteht für die Evangelische Kirche, denn auch die Bewohner dieser Einrichtungen wollen seelsorgerisch betreut werden. Diesem Anliegen war sich auch der Dekanatssauschuss des evangelischen Dekanats Schweinfurt bewusst und befürwortete bei der Landeskirche die Einrichtung einer Viertelstelle für die Häuser der Diakonie in Schweinfurt. Damit sollen die bereits vor Ort arbeitenden Pfarrer unterstützt, gleichzeitig auch entlastet und das vorhandene Angebot der Seelsorge in den Kirchengemeinden erweitert werden.
Christhild Grafe, Pfarrerin an der Oberndorfer Kreuzkirche, wurde mit dieser Aufgabe betraut und vor kurzem in ihr Amt eingeführt. Sie ist nun als Altenheimseelsorgerin - so lautet die offizielle Bezeichnung - für das Wilhelm-Löhe-Haus und das Pflegezentrum Maininsel zuständig. Pfarrerin Grafe ist seit rund 15 Jahren in diesem Bereich tätig. Sie kann auf einen reichen Erfahrungsschatz auf diesem Gebiet zurückblicken. In ihrer früheren Stelle als Pfarrerin von St. Johannis war sie für fünf Altenheime zuständig, die auf dem Gebiet ihrer Kirchengemeinde und von St. Salvator lagen.
Neben Gottesdiensten mit Abendmahl, Kriseninterventionen, Sterbebegleitung oder Besuche der Hausbewohner will Pfarrerin Grafe Ansprechpartnerin für Angehörige und Mitarbeitende der Häuser sein, die sich bei ihr seelsorgerischen Rat holen können. „Gerade durch die höhere Lebenserwartung, medizinischen wie technischen Errungenschaften werden neue ethische Fragestellungen aufgeworfen, denen sich die Kirche stellen muss und in denen wir als Kirche herausgefordert sind, eine Hilfestellung auf dem Fundament des christlichen Glaubens zu geben. Ebenso muss Kirche präsent sein, um die Nähe Gottes auch für diesen Personenkreis erfahrbar zu machen. Diesen Zuspruch der Nähe Gottes sehe ich als einen wichtigen Teil meiner Aufgaben“, so Pfarrerin Grafe.
Auf die Frage, wie sie mit dem Tod eines Menschen umgeht, antwortete sie: „Ich erlebe das Sterben eines Menschen immer als einen Verlust, der mir nahe geht - und dies unabhängig davon, ob ich den Verstorbenen kurz oder lang gekannt habe. Dabei trägt mich in allem der christliche Glaube, dass Gott gerade in Not, Leid oder Tod nicht abwesend ist, sondern wir uns in seinen Händen geborgen wissen dürfen. Die Botschaft von der Auferstehung der Toten gibt mir besonderen Halt und Hoffnung. Ich empfinde es als Geschenk, wenn ich Menschen in der Seelsorge zur Seite stehen darf, denn das, was ich dabei erlebe und mir Menschen aus ihrem Leben erzählen, bereichert mein eigenes unendlich. Ich staune dabei immer wieder über die Lebensweisheiten und den christlichen Glauben, den sich Menschen bewahrt haben, gerade im größten Leiden. So ist für mich jede seelsorgerliche Begegnung nicht nur ein ‚Geben’ von meiner Seite aus, sondern gleichzeitig ein ‚Nehmen’“, meinte Pfarrerin Christhild Grafe zum Abschluss. (Text und Foto: Peter Klopf)

(gekürzt veröffentlicht in: Schweinfurter Tagblatt vom 1.8.09, S. 24)

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Schausteller-Gottesdienst in Schweinfurt

Musikerviertel. 400 Besucher haben sich am Sonntagvormittag zum traditionellen Schausteller-Gottesdienst im Biergarten der Schmankerl-Hütte versammelt. Den ökumenischen Gottesdienst teilten sich die beiden Schweinfurter Dekane Oliver Bruckmann und Reiner Fries, musikalisch umrahmten die Mitglieder von "Chorissimo" aus Bergrheinfeld den Gottesdienst. Die Predigt stellten die beiden Pfarrer unter das Motto: "Was zieht uns nach oben, wenn wir klein gemacht und am Boden sind?" Als Sinnbild dafür wählte Dekan Bruckmann ein Graffiti an einer Hauswand am Unteren Marienbach, das einen großen, schwarzen, kahlen Baum zeigt, unter dem ein kleiner Mensch steht, der in der Hand eine Leine hält, die wiederum zu einem neben dem Baum schwebenden Ballon führt. "Was würde mir fehlen ohne mein Leben" steht neben dem Bild und dazu hatte der Prediger viele Beispiele parat.

(aus: Schweinfurter Tagblatt vom 23.6.2009, S. 21; Text: Herbert Götz)

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Evangelischer Fronleichnams-Gottesdienst am Jahnsplatz mit Geschichtsrückblick

Schweinfurt, 11.6.09 [...] Regen und Wind waren so stark, dass überlegt wurde, das 61. Gemeindetreffen nach St. Johannis zu verlegen. Pfarrerin Strelow zögerte aber noch, was verständlich war, weil Salvator sich "als kleinste Gemeinde gefreut hat", diesen besonderen Gottesdienst gestalten zu dürfen. Und: Es hellte plötzlich auf, die Musiker des Schweinfurter Posaunenchors packten ihre Instrumente wieder aus, und los ging's mit Christa Weinzierl aus dem Kirchenvorstand. Pfarrer i.R. Dieter Schorn hatte die Geschichte der evangelischen Fronleichnamstreffen aufgeschrieben, und Weinzierl ergänzte sie mit eigenen Erlebnissen.

Das erste Gemeindetreffen fand an Fronleichnam 1946 statt und war genaugenommen der Abschluss einer Sternwanderung des Vogelschutzvereins. 1947 kam man wieder - noch an der Dreikaisereiche - zusammen. Die damals rund 400 Teilnehmer hinterließen im Wald aber solche Spuren, dass St. Johannis 1948 die Waldandacht erstmals - auch wegen der Möglichkeit, die Toiletten des Turnvereins zu benutzen - zum Jahnsplatz verlegte.

Weinzierl erinnerte an ihre Teilnahme 1951, als per Handzettel auch die Gemeindeglieder von St. Salvator zum Fronleichnams-Sternmarsch vom Zürch zum Jahnsplatz aufgerufen wurden. [...] Ein "erhebendes Gefühl" sei der Einlass ins Gut Deutschhof gewesen, wo damals eine sensationelle Neuzüchtung, ein Schwein mit auf jeder Seite einer Rippe mehr, präsentiert wurde. "Zwei Kotelett mehr", sagte Weinzierl sehr zur Freude der Besucher.

Sie erinnerte an die Polonaisen auf dem Sportplatz, an die legendären Fußballspiele der Pfarrer und Kirchenvorstände gegen die Jugend und daran, dass Dekan Luther sogar mal einen Elfmeter hielt. Der Evangelische Posaunenchor war auch schon seit 1946 dabei, in Gestalt des Waldhornduos Karl-Georg Krug und Max Jopp. 1958 kamen 4000 Besucher, 1968 war die Teilnehmerzahl auf 5000 angewachsen. Mit den Jahren verringerte sich die Zahl aber mehr und mehr. "Die Mobilität der Gesellschaft bietet heute vielfältige Möglichkeiten für die Gestaltung des freien Tages an Fronleichnam", erklärte Schorn.

Weil sich an Fronleichnam alle Christen "bewegen", stellte Pfarrerin Strelow die "Bewegung" in den Mittelpunkt ihrer Predigt. [...] Sie erinnerte an die Patenschaften der Bayerischen Landeskirche mit der lutherischen Kirche in Brasilien und der des Dekanats Schweinfurt mit Rio de Janeiro - ein Austausch, der "auch eine Bewegung ist". Glaube sei Gemeinschaft und ein aufeinander Zugehen, wiederum also eine Bewegung.

(aus: Schweinfurter Tagblatt vom 12.6.2009, S. 25; Text: Hannes Helferich)

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Zu wenig Zeit für das an sich Wichtige

   

Vor zwei Jahren: Pfr. Michael Krauß mit Töchterlein Hanna (Foto: Bergler)

        Geboren am 10. Mai 2009: Sohn Friedrich (Foto: Krauß privat)

Zell. "Ich habe manche Dinge anders gemacht, als die Leute es in den Dörfern gewohnt waren. Manches davon ist gut angekommen und manches ist kritisch gesehen worden." Das sagt Pfarrerin Judith Krauß. Nach nur etwas mehr als drei Jahren verlassen sie und ihr Mann Michael Krauß die Pfarrstelle in Zell, zu der auch die evangelischen Kirchengemeinden Weipoltshausen und Madenhausen gehören.

Dass sie sich für eine neue Stelle beworben haben, hat "viele Gründe", sagen beide. Wegen der drei Kirchengemeinden obliegen dem Pfarrer viele Verwaltungsaufgaben; dazu kommt noch die Zuständigkeit für den kirchlichen Kindergarten in Zell. Zudem standen in den drei Orten viele kirchliche Bauprojekte an - wie die Renovierung der Zeller Kirche oder die Sanierung der Kirchenfenster in Madenhausen. "Es bleibt einfach zu wenig Zeit für die klassische Aufgabe eines Pfarrers", stellte das Ehepaar immer wieder fest. Dazu zählt für Judith Krauß vor allem die Seelsorgearbeit [...] So waren ihre Beerdigungsgottesdienste nie "standardmäßig", sondern immer individuell gestaltet. Wenn gewünscht und wenn möglich leistete die Pfarrerin auch Sterbebegleitung.

Michael Krauß erinnert sich gerne an die "Gottesdienste in einem Festzelt oder im Grünen", so zum Beispiel an Pfingsten im Wald bei Weipoltshausen. Als Pfarrer sieht Michael Krauß das Personal des Zeller Kindergartens in einer "menschlich völlig unmöglichen Situation", da die Förderung nach dem neuen Kindergartengesetz gerade für kleine Einrichtungen ständigen Personalauf- und abbau erzwinge. Für diese Einrichtung waren die drei Jahre ihrer Arbeit eine turbulente Zeit. [...]

Zum 1. Juli wird das Ehepaar die Pfarrstelle in Siegsdorf (Lkr. Traunstein) antreten. Seine feierliche Verabschiedung ist am 21. Juni in Zell. Bis zur Wiederbesetzung der Stelle überbrückt Pfarrerin Valerie Ebert-Schewe (Schweinfurt) die Vakanz.

(Bericht von Rita Steger-Frühwacht in: Schweinfurter Tagblatt vom 29. Mai 2009, S. 38)

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Pfarreien gehen aufeinander zu

Gemeinsamer Gottesdienst am "Drei-Gemeinden-Eck"

 

HIMMELFAHRT

Luftaufnahme: Flugfeld u. Halle des Aero-Clubs Schweinfurt e.V.; im Hintergrund der Baggersee

(Foto: Josef Müller)

Schwebheim (21.05.2009). Zwei "Kinder" sind beim 18. Hallenfest des Aero-Clubs aus der Taufe gehoben worden. Da wurde zum einen der kleine Kilian Bauer getauft, es gab aber auch eine symbolische Taufe: Zum ersten Mal feierten die drei evangelischen Gemeinden Gochsheim, Schwebheim und Sennfeld gemeinsam Gottesdienst und hoben damit ihre in Zukunft engere Zusammenarbeit aus der Taufe. [...]

Wie es dazu kam, erklärt Pfarrer Stefan Bonawitz: "Der Anfang war ein Treffen der drei Kirchenvorstände, bei dem die Idee eines gemeinsamen Gottesdienstes geboren wurde. Wir haben überlegt, ob es Punkte gibt, an denen wir als Nachbarkirchengemeinden mehr zusammenarbeiten können." Zusammenrücken sei angesagt, meinte Bonawitz, denn man müsse sich auch überlegen, "was ist an bezahlter Arbeit noch leistbar".

Dann gingen die Kirchengemeinden auf den Aero-Club zu und fragten, ob sie nicht anlässlich des alljährlichen Hallenfestes einen Gottesdienst feiern könnten. Das Gelände liegt geografisch sozusagen im "Drei-Gemeinden-Eck". Der Aeroclub ließ sich nicht zweimal bitten. Zumal sein dienstältester Fluglehrer Wolfgang Baier bei diesem Gottesdienst auch noch seinen jüngsten Spross, Kilian, taufen ließ. Für den kleinen Kilian pflanzten die drei Pfarrer, Fritz Sengenberger (Gochsheim), Stefan Bonawitz (Schwebheim) und Gerhild Peiser (Sennfeld) dann auch gemeinsam ein Bäumchen. Auch für die Kooperation der Gemeinden soll es bald ein Symbol geben. Sengenberger regte an einen dreiseitigen "Verbindungsstein" aufzustellen als sichtbares Zeichen der Gemeinsamkeit. Die Kollekte des Tages wird für dieses Symbol verwendet.

In der Predigt beschwor Dekan Oliver Bruckmann noch einmal die Gemeinsamkeit der Gemeinden. "Wenn derselbe Gott in Gochsheim, Schwebheim und Sennfeld angebetet wird, warum sollen wir dann nicht aufeinander zugehen?" So wie überall auf Erden ein Himmel über allem sei, so sei auch Gott überall, erklärte Bruckmann und ermutigte: "Auch in der Krise macht Gott sich nicht einfach davon."

Gemeindeübergreifend zu arbeiten ist für Bürgermeister Wolfgang Widmaier "eine hervorragende Idee". Schließlich mache man das auch auf kommunaler Ebene, besonders freute er sich aber, dass es zumindest aus Gochsheimer Sicht auch ein ökumenischer Gottesdienst geworden sein. "Es sind viele Katholiken da und mindestens der halbe Gemeinderat", stellte er fest. [...]

Aus: Schweinfurter Tagblatt, 22. Mai 2009, S. 29 (ul);  Fotos unten: Dipl.-Ing. Peter Wiggen   

   
Einheit in der Dreiheit: die geistlichen Nachbarn Pfr.in Peiser, Pfr. Sengenberger u. Pfr. Bonawitz     Himmelfahrt einmal ganz anders: Dekan Oliver Bruckmann predigt
   
    Fluglehrer Wolfgang Baier (l.) stiftet Baum am "Drei-Gemeinden-Eck"   Tollkühne Pfarrer in ihrer fliegenden Kiste mit dem Dekan am Knüppel

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Kirchengemeinde Euerbach-Geldersheim schreibt sich eine Bibel

Euerbach. Das "Buch der Bücher" in 29 verschiedenen Handschriften: Diesen Bibel-Schatz hat sich die evangelische Kirchengemeinde Euerbach-Geldersheim in fünfjähriger Arbeit geschaffen. [...] So unterschiedlich die Menschen sind, die sich an dem handgeschriebenen Markus-Evangelium beteiligten, so unterschiedlich sind auch die Schriften, die beim Blättern in dem 76 Seiten dicken Buch auffallen: Da folgen Seiten mit runden Buchstaben nach kantigen Lettern, zügige Schwünge werden von Druckbuchstaben abgelöst, kleine Schriften wechseln mit großen. "Leute jeden Alters, Jugendliche und Senioren haben mitgeschrieben", weiß Euerbachs Pfarrer Andreas Duft. Als "sehr stimmungsvoll" stuft die Geldersheimerin Leonore Perleth das Schriften-Ergebnis ein.

Die stellvertretende Vertrauensfrau der Kirchengemeinde hat ihren - wesentlichen - Anteil zu dem Werk beigetragen. Als im Herbst 2003, im Jahr der Bibel, die Idee geboren wurde, das Evangelium selbst zu schreiben, kümmerte sich die Kunsterzieherin um die Umsetzung. Sie entwarf das Layout, fertigte Schablonen für die Schreiber, und vor allem illustrierte sie die Bibel. Nicht nur die Initialen am Beginn jedes der 16 Kapitel schrieb sie in kunstvoller Unziale, einer altrömischen Schrift. Sie füllte die Buchstaben mit farbigen Aquarellzeichnungen, gestaltete absichtliche oder versehentliche Lücken im Text mit prächtigen Bildern. Da wächst nun ein Weinberg aus einem Initial, dort ist ganzseitig die wunderbare Brotvermehrung dargestellt und wieder auf einer anderen Seite ist in mehreren Bildern die Vertreibung der Händler aus dem Tempel zu sehen.[...]

Eine Protokollnotiz erinnert Pfarrer Duft an zwischenzeitliche Bedenken, das Mammut-Projekt könnte scheitern, es könnten sich nicht genügend freiwillige Schreiber finden. Doch die mit Papier, Stiften, Schablonen und einer gedruckten Luther-Bibel bepackte Tasche wanderte fünf Jahre lang unbeirrt zwischen den Familien umher, wurde zuverlässig weitergegeben. "Wir hatten keine Zeitvorgaben gemacht, niemand sollte unter Druck geraten", erzählt der Pfarrer. [...] Dieses besondere Bibel-Exemplar, das reproduziert werden kann, soll dauerhaft einsehbar in der evangelischen Kirche aufgelegt werden.

(aus: Artikel von Silvia Eidel im Schweinfurter Tagblatt vom 25./26.4.2009)

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Ökumene in Gochsheim

Gochsheim. Die Ökumene ist im Wandel, wie so vieles. Und sie gestaltet sich in jeder Gemeinde, jedem Dekanat, jeder Landeskirche anders. In Gochsheim blüht sie auf engagierter Basis, war beim Visitationsbesuch des neuen Würzburger Weihbischofs Ulrich Boom zu erfahren. Er tourt derzeit durch das Dekanat Schweinfurt-Nord. […]
Sorgen, Fragen und Wünsche zur Gochsheimer Ökumene kamen auf den Tisch der 22-köpfigen Gesprächsrunde aus der Fraktion Boom einerseits sowie Vertretern der beiden örtlichen Kirchen beziehungsweise der katholischen Pfarreiengemeinschaft (mit Schwebheim und Sennfeld) andererseits. Noch wie vor zehn Jahren galoppiere die Ökumene nicht mehr, relativierte der bischöfliche Visitationsbegleiter Stephan Steger die Frage nach einer Stagnation der Bewegung. „Aber von Stagnation würde ich nicht reden, die darf es auch nicht geben. […] Im Gesamtkontext ist es aber diffiziler geworden, wie zum Beispiel auch nach der Wende“, so Ulrich Boom. […]
Dabei sei es unheimlich wichtig, untereinander „auf gleicher Augenhöhe“ zu kommunizieren, nicht von oben herab, hieß es aus der Runde: „Die Menschen wollen kein Gegeneinander, sondern ein Miteinander“, so Hannelore Peetz, Kirchenvorstandsmitglied der Auferstehungskirche Schwebheim. […]
Schließlich aber kamen auch die Sorgen und kritischen Fragen vor Weihbischof Boom zur Sprache, der zuvor die evangelische Pfarrkirche Sankt Michael bei einem ökumenischen Gebet kennengelernt hatte und am Nachmittag die Funktionäre der katholischen Pfarreiengemeinschaft traf. In Gochsheim könnte sich durchaus was ändern, formulierte Pfarrer Sengenberger vorsichtig: zum einen durch die neuen Strukturen der Pfarreiengemeinschaft und zum anderen, da sowohl er als auch Pfarrer Erich Greb 2009 in den Ruhestand gehen. Welchen Wert und Inhalt die nachfolgenden Pfarreioberhäupter der Ökumene geben, frage man sich natürlich schon heute. […]
Die aktive Glaubenspflege in Ehen aus konfessionsverschiedenen Partnern sei ein ganz heißes Thema, das es aktiver anzugehen gelte. Hier sollte die Ökumene stärker in den Fokus der Betroffenen gerückt werden, war sich die Gesprächsrunde einig. Weihbischof Boom selbst mahnte auch an, den Wert des Sonntags in der Gesellschaft wieder höher zu hängen: „Der geht uns sonst den Bach runter.“ […]

Aus: Schweinfurt Tagblatt, 9. März 2009, S. 32 (Verf.: Gabi Kriese)

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"Sonntagsblatt"-Pressegespräch

 

Journalistin Beate Krämer

trifft

... Dekan Oliver Bruckmann

 

Schweinfurt, 16. Februar 2009. Noch ein Treffen mit der Presse (nach dem vom 20. Januar mit Vertretern des "Schweinfurter Tagblattes"; s. weiter unten den Bericht):

Die Journalistin und Theologin Beate Krämer vom „Sonntagsblatt“, der evang. Wochenzeitung für Bayern, verantwortlich für den Lokalteil „Kirchenkreis Ansbach-Würzburg“, traf sich mit Dekan Oliver Bruckmann.
Hier einige der Informationen, die der Dekan der Journalistin gab:

1. Pfarrstellenvakanz-Situation im Dekanat: Ab August dieses Jahres werden 13 der 27 Kirchengemeinden, m.a.W. sieben der 21 Pfarreien, ohne Pfarrer/in sein. Derzeit gibt es keine Bewerbungen. Mögliche Gründe: PfarrerInnen sind vor allem aufgrund  familiärer Hintergründe (berufstätige PartnerInnen!) weniger flexibel als früher. Viele bevorzugen Stellen in Großstadtregionen, aber keine Randlage oder gar „Abzugsregion“, wie sie das Dekanat Schweinfurt innerhalb der Bayer. Landeskirche darstellt.

2. neuer Landesstellenplan: Allein schon der demographische Verlust von 3000 Mitgliedern in den vergangenen fünf Jahren bedingt eine Reduktion von eineinhalb Pfarrstellen (= 5% aller Dekanatsstellen). Sodann gibt es, verteilt über alle bayerischen Dekanate, permanent 150 „verordnete Vakanzen“. Diese Quote lässt sich nur durch Wegfall von Pfarrstellen verringern. Für unser Dekanat bedeutet dies konkret abermals einen Verzicht auf eineinhalb Stellen. Ein weiterer Stellenabbau um 5 Prozent dürfte mit Inkrafttreten des Landesstellenplans II zu erwarten sein.

3. Dekanatspartnerschaft mit Brasilien: Unsere Partnerschaft lebt und finanziert sich durch gute Strukturen, d.h. durch Vernetzung in den einzelnen Gemeinden und in den Diensten und Werken.
Von dem seitens der evang. Kirche luth. Bekenntnisses in Brasilien (EKLBB) aufgestellten Missionsplan gilt es zu lernen: wie auch wir von der herkömmlichen Betreuungskirche zu einer missionarische Kirche werden können.
Unsere brasilianische Austauschpfarrerin Dr. Tais Strelow muss ihre Brasilien-Erfahrungen übergemeindlich fruchtbar machen können.

4. Diakonie: Das Diakonische Werk Schweinfurt bietet hochwertige Diakonie - aktuell durch ein neues Seniorenwohnheim-Konzept in Oerlenbach (Wohngruppen-Betreuung) und durch ein Ehrenamt-Konzept (Ausbildung, Begleitung und Förderung ehrenamtlicher MitarbeiterInnen auf allen Ebenen).

5. Schule: In einem Ganztagsschulprojekt an einer Schweinfurter Grundschule unter Federführung von Frau Michaela Gobs-Knoche soll das Bildungskonzept der Bayer. Landeskirche umgesetzt werden: Was bedeutet Ganztagsschule für die kirchliche Landschaft?

6. Weitere Hinweise u.a. auf die hochwertige Kinder- und Jugendkantorei in St. Johannis und auf die „jungen stimmen“, sodann auf die neue Stelle eines Citypfarrers und auf die für den 2.Okt. geplante „Nacht der offenen Kirchen“.

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Gott hat alle Kinder lieb

Erstmals Tauferinnerungsgottesdienst in der Erlöserkirche

Bad Kissingen (klk). „Wir klatschen mit den Händen, und alle klatschen mit. Ja, klatscht mit euren Händen und singt für Gott ein Lied.“ Zum ersten Mal veranstalteten Pfarrer Jürgen Metschl, Diakon Johannes Hofmann und Monika Hofmann vom Krabbelgottesdienst-Team einen Tauferinnerungsgottesdienst. Rund 170 Familien, die in den letzten drei Jahren ihre Kinder in der evangelischen Erlöserkirche Bad Kissingen taufen ließen, wurden dazu eingeladen. Rund 100 Eltern, Paten und Kinder im Alter zwischen ein und vier Jahren hatten die Einladung angenommen, um einen thematischen familienfreundlichen Gottesdienst mitzufeiern. Das Positive an dem Gottesdienst war auch, dass viele den Weg in die Erlöserkirche fanden, die sonst nicht die Möglichkeit haben, einen Gottesdienst zu besuchen.

Fast jedes Kind brachte seine Taufkerze mit, die auf dem Altar entzündet wurde, während man sich im Halbkreis um das Lichtermeer setzte. Während Diakon Hofmann mit seiner Gitarre die ansprechenden Kindergottesdienstlieder begleitete, animierte Monika Hofmann die Kinder zum Mitmachen. Und so wurde voller Eifer und Begeisterung in die Hände geklatscht oder auf den Boden gestampft, je nachdem, wie es der Text forderte. Und man merkte allen an, dass es riesigen Spaß machte. Pfarrer Jürgen Metschl befasste sich kindgerecht mit dem Thema Taufe. Nicht nur, dass er den Sinn der Taufe erklärte, sondern er führte ihnen mit einer Puppe die eigentliche Taufe vor. Gleichzeitig gab man den Eltern ein Konzept an die Hand, wie sie mit ihren Kindern Tauftage feiern können. Der Tauftag soll dabei eine wunderbare Gelegenheit sein, den Kindern die Bedeutung der Taufe nahe zu bringen. Da die Kinder überwiegend noch recht klein waren, hatte sich das Gottesdienstteam bei der Ausarbeitung an Konzepten für so genannte Krabbelgottesdienste orientiert. Also kurz und knackig, lebendig und fröhlich - auch das ist Kirche. Wer die leuchtenden Augen der Kinder sah, der verstand den Ausspruch Jesu „Lasset die Kleinen zu mir kommen, denn ihrer ist das Himmelreich! ....“

Text und Fotos: Peter Klopf

   
Zum ersten Mal veranstalteten Pfarrer Jürgen Metschl (rechts) und Diakon Johannes Hofmann in der Bad Kissinger Erlöserkirche einen Tauferinnerungsgottesdienst, der Eltern und Kinder der letzten drei Taufjahre ansprach. Unterstützt von seinen Eltern durfte auch der kleine Max seine Taufkerze auf dem Altar anzünden. Diakon Johannes Hofmann und Pfarrer Jürgen Metschl standen außerdem noch hilfreich zur Seite.

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Pressegespräch: Neuigkeiten aus dem Dekanat Schweinfurt

Schweinfurt, 20. Januar 2009. Es ist schon gute Tradition im Januar: der Gedankenaustausch zwischen Dekan Oliver Bruckmann und Vertretern der örtlichen Presse, auch das dazugehörende Arbeitsessen in gepflegtem Ambiente (s. Archiv 2008/I.16). Mit dabei waren diesmal neben dem Dekan:
Chefredakteur Karl-Heinz Körblein und sein Mitarbeiter Horst Breunig vom „Schweinfurter Tagblatt“ sowie seitens des Dekanates Pfr. Walter Neunhoeffer (stellvertretender Dekan) und Pfr. Dr. Siegfried Bergler (Öffentlichkeitsbeauftragter).

Dekan Bruckmann referierte über folgende Themen:
1. Die Pfarrstellensituation: Im August wird wahrscheinlich die Hälfte aller Kirchengemeinden des Dekanates ohne geistliches Oberhaupt, mit anderen Worten: vakant sein. BewerberInnen sind noch nicht in Sicht. Damit teilt die Kirche das Schicksal der Region Schweinfurt.
2. Auch im Dekanat ist der demographische Schwund spürbar: Innerhalb von fünf Jahren nahm es um rund 3000 Gemeindeglieder ab, was zwei vollen Pfarrstellen entspricht.
3. Jüngst wurde eine Citykirchenstelle eingerichtet und mit Pfr. Heiko Kuschel besetzt. Er soll „Kirche für Suchende und Sehnsüchtige, für Kirchenkritiker genauso wie für Touristen“ anbieten. Gerade angesichts der Verschiebung des Besucherstroms zur Einkaufsgalerie-Meile sind kreative Ideen für ein neues Innenstadtkonzept gefragt (u.a. ungewöhnliche Kirchenführungen; Gemäldeausstellung „Adolf Kleemann“ vom 19.4.-3.5. in St. Johannis; ökumenische „Nacht der offenen Kirchen“ am 2. Oktober). Außerdem soll das Evang. Gemeindehaus in der Friedenstraße „aus dem Dornröschenschlaf aufgeweckt und zu einem Haus der Begegnung werden“.
4. Die profilierte Arbeit des Dekanats, besonders der Dekanatskirche, soll fortgesetzt werden: durch das Ensemble der „Jungen Stimmen“ (eines 30-köpfigen Mädchenchors aus allen Regionen Frankens), durch engagierte Jugendarbeit und durch seelsorgerliche Betreuung der sechs Seniorenheime im Gebiet von St. Johannis.
5. Die Kindertagesstätten sollen gezielt weiterentwickelt werden in Richtung Kinderkrippen – dies gerade im Blick auf berufstätige Eltern und Alleinerziehende.
6. Ein gemeinsamer Gemeindebrief „Evangelisch in Schweinfurt“, an dem sich zurzeit fünf der acht Stadtkirchen beteiligen, ist im Entstehen begriffen.

Eine angeregte Diskussion über Detailfragen schloss sich an. Der Presse wurde abschließend für ihre vorzügliche Berichterstattung über evangelische Themen im Jahr 2008 gedankt.     (S. Bergler)

 

   
Gedankenaustausch: Dekan Bruckmann, Pfr. Neunhoeffer, Chefredakteur Körblein (v. links n. rechts) Das Stadtgemeindebrief-Team traf sich am selben Nachmittag und plante die erste gemeinsame Nummer für Pfingsten

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Aktion „Eine Stunde Zeit“

Netzwerk der Hilfe in Stadtteilen

Schweinfurt. In den drei nordöstlichen Stadtteilen Steinberg, Hochfeld und Deutschhof tut sich was. Die Vertreter der Kirchengemeinden St. Lukas, St. Maximilian Kolbe und St. Peter und Paul wollen mit Beginn des neuen Jahres ein ökumenisches Netzwerk der Nachbarschaftshilfe in Gang bringen.
Damit soll, so Pfarrer Paul Hilbert, einmal mehr das christliche Profil der jeweiligen Gemeinde geschärft werden, gleichzeitig aber auch der christliche Auftrag zu Hilfe und Beistand verwirklicht werden (…)
Mit der Aktion „Eine Stunde Zeit“ sollen die bisherigen diakonischen Aktivitäten der Gemeinden nicht geschmälert, sondern auf einer größeren Basis fundamentiert werden. Wie Pfarrer Hilbert zu verstehen gibt, sei es zum Gelingen der Aktion unbedingt notwendig, dass sich zahlreiche ehrenamtliche Mitarbeiter bereit finden, die jeweiligen Dienste zu übernehmen, aber auch Hilfsbedürftige, die den Mut haben, auf ihre Nöte aufmerksam zu machen und bereit sind, angebotene Hilfen anzunehmen.
Zur Angebotspalette der Aktion gehören Gespräche oder Vorlesen; Besuche in der Wohnung, im Krankenhaus oder in Heimen; die Begleitung zum Arzt, bei Behördengängen, zur Kirche oder beim Spaziergang; Unterstützung beim Einkaufen, praktische Dienste im Alltag, aber auch Hilfe in konkreten Notsituationen für junge Familien: etwa Kinder beaufsichtigen oder Hausaufgaben betreuen. Für diese Dienste werden Menschen, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Konfession gesucht, die bereit sind, sich und ihre Fähigkeiten einzubringen. Es hätten sich bereits vier Frauen gefunden, die künftig verantwortlich die Helferdienste organisieren. (…)
Ansprechpartner sind die Pfarrbüros der drei Kirchengemeinden: St. Lukas (09721/31655); St. Maximilian Kolbe (09721/3924) und St. Peter und Paul (09721/31520).

(Schweinfurter Tagblatt, 7.1.2009, C.P. Gras)

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Pfarrer kündigt Abschied an

Niederwerrn. Zwei Anlässe prägten den vergangenen Sonntag in der evangelischen Kirchengemeinde von Niederwerrn. Während des Gottesdienstes kündigte Pfarrer Reinhard Kern überraschend seinen Abschied aus Niederwerrn zum 1. November an. Seit Februar 1996 wirkt Kern in der Gemeinde und übernimmt dann die 700 Seelen starke Kirchengemeinde in Markt Nordheim.

Zuvor führte Pfarrer Kern in einem feierlichen Gottesdienst in der evangelischen Dorfkirche Ingeborg Dümpert (41)  als Lektorin in ihr Amt ein [...]. Im Februar hatte Dümpert mit ihrer Ausbildung beim "Amt für Gemeindedienst" in Nürnberg begonnen. In Absprache mit den Pfarrern Kern und Raßdörfer wird sie bereits Teile in den Gottesdiensten übernehmen bis hin zur eigenen Gestaltung. [...]

(Schweinfurter Tagblatt, 03.07.2008)

   
     So kennen wir Pfarrer Kern: dienstlich  und gesellig (hier mit Pfarrerin Müller) (Fotos: Bergler)

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Neuer Blick, neue Werte

Pfarrer Frieder Lösch über die Dorfkultur früher und heute

 
   Foto: Bergler

Werneck. „Von der Dorfkultur zu den Kulturen im Dorf“: Die Entwicklung der seit Jahrhunderten bäuerlich geprägten Dörfer und deren Wandlung zur heutigen bis hin zu einer zukünftigen „Lebenskultur“, hat sich der evangelische Pfarrer von Werneck zum Thema gemacht. In seinem Vortrag im Rahmen des Kulturfrühlings zeigte Friedrich Lösch, „Bauernsohn aus dem Fränkischen“, seinen Zuhörern zunächst den „Blick ins Dorf“ der 50er/60er Jahre. […]
Der elterliche Hof sei Lebensgrundlage für drei Generationen gleichzeitig gewesen, die Familie stand im Mittelpunkt und die Gassen des Dorfes dienten als Spielplatz, so Lösch. Alle Familienmitglieder mussten ihren Teil zur Versorgung beitragen und individuelle Wünsche und Vorstellungen waren dem „unterzuordnen“. Die auf Selbstversorgung ausgerichtete Kultur machte es nur sehr selten notwendig, in die Stadt zu fahren. Leben und Arbeiten fand im Dorf statt. Mit fortschreitender Technisierung und der ständig steigenden Zahl von Bewohnern, die ihr Einkommen in der Stadt verdienen, ist ein Wandel eingetreten, sagte der Pfarrer. Der „Blickwinkel auf die Heimat“ hat sich verändert und mit ihm auch die Wertevorstellungen. […]
Beileibe nicht alles sei früher besser gewesen, aber der Stellenwert der Familie war deutlich höher. Vielleicht sollte man den Begriff „Sippe“ heute wieder neu definieren, so der Pfarrer. Nirgendwo seien die unterschiedlichen Entwicklungen besser nachvollziehbar, als in Werneck mit seinen 13 Ortsteilen, sagte er. Gerade in der Marktgemeinde sollte man „die Region als Ganzes“ begreifen: Die Erkenntnis, dass manches in den Ortsteilen bleiben müsse, aber vieles im Unterzentrum Werneck besser und wirtschaftlicher machbar sei, wäre ein großer Schritt für das Zusammenwachsen.
Die „eigene Identität“ eines Dorfes solle dabei erhalten bleiben, die vielfältigen Möglichkeiten der neuen „Heimat-Regiin“ müssten jedoch erkannt und genutzt werden. Dabei wolle er keinesfalls eine Wertung abgeben und ein Patentrezept für alle Probleme gäbe es nicht. Aus dem christlichen Glauben heraus betrachtet, definiere sich der Begriff „Heimat“ sowieso nicht als „weltlicher Ort“, sagte Lösch.

(Schweinfurter Tagblatt, 19.05.08, S. 29)

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"Kreuzweg der Arbeit"

Gesellschaftspolitische Schieflage angeprangert

Schweinfurt, 17.03.2008. Ein stattlicher Zug hat sich zu Beginn der Karwoche durch die Innenstadt bewegt, um erneut auf die Situation auf dem Arbeitsmarkt und gesellschaftspolitische Schieflagen aufmerksam zu machen. Die weit über hundert Teilnehmer zeigten Durchhaltevermögen bei ziemlich kühlen Temperaturen.

Beim fünften „Kreuzweg mit der Arbeit“, den die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) zusammen mit dem Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt (KDA), der Aktionsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (afa) und der Katholischen Betriebsseelsorge veranstaltete, wurden fünf brennend aktuelle Themen angesprochen und in Verbindung mit Texten aus dem Alten Testament vorgetragen.

Der Erhalt der „Sonntagskultur“ stand im Vordergrund am Museum Georg Schäfer, um auf die Ausdehnung der Arbeitszeit von Samstag auf Sonntag in der Industrie und bei Beschäftigten im Einzelhandel hinzuweisen. Die zunehmende Kinderarmut, die als Folge von Hartz IV um sich greife, wurde angeprangert als „gefährliche gesellschaftspolitische Entwicklung“, wenn ein Drittel der Kinder vom gesellschaftlichen Leben weitgehend ausgeschlossen sei.

Die markanten Texte zur problematischen Situation der Leiharbeit, „als aufgezwungene Flexibilität und Form neuzeitlichen Sklaventums“, wurde von den Teilnehmern mit Beifall bedacht. Schließlich wurde das Arbeitsgericht genannt, „als letzte Hoffnung im Kampf gegen dreiste Arbeitgeber“, denen jedes Mittel recht sei, um Druck auf die Arbeitnehmer auszuüben. Das Thema „Hoffnung auf Auferstehung“ als Ausweg, für neues Leben und Lebensqualität und Menschenwürde bildete den Abschluss des Kreuzwegs. Der Kreuzweg führte vom Museum Georg Schäfer über den Martin-Luther-Platz zum Rückert-Bau, wo die Stabsstelle Beschäftigung und Grundsicherung (ALG II) untergebracht ist, zur Leiharbeitsfirma Randstad in der Manggasse, zum Gerichtsgebäude in der Rüfferstraße und zur Gustav-Adolf-Kirche.

Mitwirkende waren neben den Pfarrern Manfred Herbert (Gustav-Adolf-Kirche) und Bernhard Öchsner (Christkönig) unter anderem die Diakone Peter Hartlaub, Hans-Georg Mager, Albert Ridder sowie afa-Sekretärin Evi Pohl und KAB-Diözesansekretär Ulrich Werner.

aus: Schweinfurter Tagblatt 20.03.08

Evangelischer Verein für freiwillige Krankenpflege feiert 125-jähriges Bestehen

Schweinfurt (kwi)  125 Jahre ist es her, dass Schweinfurter Gemeindemitgliedern der Wunsch erfüllt wurde, eine Diakoniestation zu gründen. Im Mai 1882 wurde die Satzung des „Evangelischen Vereins zur Krankenpflege“ anerkannt, der Mitgliedsbeitrag auf zwei Mark jährlich festgelegt und eine Wohnung im Rektorhaus des alten Gymnasiums angemietet. Endlich kamen die ersten zwei Diakonissen aus der Neuendettelsauer Diakonissenanstalt.
Der Anfang war schwer für die beiden Schwestern. Das geht aus der Geschichte des Vereins hervor, die die erste Vorsitzende Christa Weinzierl 2001 zusammengestellt hatte. Sie fühlten sich einsam und in ihrer Tracht angestarrt. Mit der Zeit gewöhnten sie sich ein und ihre Arbeit mit den Kranken wurde so hoch geschätzt, dass ihnen der Magistrat der Stadt einen jährlichen Zuschuss von 200 Mark bewilligte.
Im Vorstand war mit Landgerichtsarzt Dr. Fürst ein sehr fürsorgliches Mitglied, schreibt Weinzierl weiter. Er regte an, für die Diakonissenstation ein eigenes Haus zu erwerben. Darauf wurde gespart, aber das Geld wurde nach dem Ersten Weltkrieg wertlos. 1927 wurde es wenigstens auf 27000 Rentenmark aufgewertet. 1896 waren bereits vier Diakonissen in Schweinfurt tätig, sie pflegten Kranke, vermittelten Essen und sammelten Kleider für Bedürftige. Jedes Jahr veranstalteten sie eine Weihnachtsfeier für die Armen. Von 1888 bis 1958 arbeiteten Diakonissen auch im städtischen Krankenhaus.
1929 ging der Wunsch nach einem eigenen Haus in Erfüllung. Für 65000 Reichsmark wurde das Anwesen Gymnasiumsstraße/Ecke Schanzen erworben. 1944 wurde das Haus bei einem Bombenangriff zerstört, zwei Diakonissen und eine Mitbewohnerin starben. Das nahe gelegene Haus des Kinderschulvereins bot eine behelfsmäßige Bleibe. Nach der Währungsreform erschien ein Wiederaufbau erst undenkbar. Dekan Ammler nahm die Sache in die Hand, es gab viele Sitzungen, der Verein bat um Spenden und schließlich wurde 1954 mit dem Wiederaufbau begonnen. Die Kosten von Bau und Einrichtung beliefen sich auf 136636 DM.
Weinzierl beschreibt im Jubiläumsheft den Wandel von der kleinen Diakoniestation, die der freiwillige Krankenpflegeverein unterhielt, zur Eingliederung in eine große Sozialstation, die 1978 den Umbau zur Sozialstation für rund 61000 DM erforderte. 1994/95 wurde die Station für 307000 DM so umgebaut, wie sie heute ist. 1995 wird mit Schwester Erna Müller die letzte Diakonisse verabschiedet und der ersten weltlichen Schwester die Leitung übertragen.
In den folgenden Jahren stehen Umstrukturierungen an. Die Aufgaben mit der Sozialstation sind so eng ineinander verwoben, heißt es im Jubiläumsheft, dass sie für beide unübersichtlich geworden sind. 1999 kommt es zur Neuordnung: der Krankenpflegeverein wird Förderverein für die gesamte Sozialstation Schweinfurt-Stadt und übernimmt die inhaltliche Arbeit, das Diakonische Werk die Geschäftsführung für die Sozialstation. Der Diakonieverein Zell-Madenhausen-Weipoltshausen wird zum eigenständigen Förderverein. Ziel des Vereins heute ist es, den Schwestern der Sozialstation Zeit für eine Betreuung der Menschen über den rein pflegerischen Aufwand hinaus zu geben, sagt zweiter Vorsitzender Peter Graf. Dazu wird die Sozialstation bei Bedarf mit Geldzuwendungen unterstützt.
aus: Schweinfurter Tagblatt, 19. Okt. 2007

Nachbemerkung: Der Verein beging sein Jubiläum mit einem Festgottesdienst am So., 21. Okt. 2007, in SW-St. Salvator; Diakoniepfarrer Keßler-Rosa hielt die Predigt.
Die jetzige Erste Vorsitzende, Frau Lydia Barmgartner, wirbt folgendermaßen:
„Wie die Idee vor 125 Jahren neu und segensreich war, so ist sie heute im Jahr 2007 eine Vision für die Zukunft. Wir brauchen neue Mitglieder! Moneten für Minuten ist der Aufruf für Spenden, der Jahresbeitrag  beträgt 16 EUR, um damit ein wenig Zeit bei der Pflege unserer Senioren und Kranken abzudecken. Manche fallen auch heute noch durch das Netz der Pflegeversicherung, Sozialhilfe oder Rente. Das versuchen wir aufzufangen und wollen helfen, wo es geht. Die Zukunft bei allen Reformen wird uns lehren, dankbar zu sein, wenn da immer noch jemand ist, der zugreift und hilft.“ (S. B. u. Fotos)

 

   
   Erste Vorsitzende: Lydia Baumgartner     2. Vorsitz: Peter Graf



 

Begegnung mit dem Bundespräsidenten

Schweinfurt. Auf dem ersten Verbrauchertag in Berlin hat Heike Gröner, Schweinfurter Stadträtin und Vorsitzende des Evangelischen Frauenbunds, das Schweinfurter Integrationsprojekt für Jugendliche, Frauen und Kinder vorgestellt. Bei einem Rundgang des Bundespräsidenten Horst Köhler kam es zu einem Gespräch über die Projektziele in Schweinfurt.

In 15 Kursen werden sprachliche Einzelförderungen für den beruflichen Einstieg, Vorträge und Praxis, Hilfe beim Lernen, kulturelle Begegnungen und Hilfe zur Selbsthilfe angeboten. "Dies alles beeindruckte die Vorsitzende der Verbraucherzentrale, Edda Müller und den Bundespräsidenten", freut sich Heike Gröner. Köhler habe auch berichtet, seine Frau sei begeistert von einem Besuch in Schweinfurt zurückgkehrt.

(Aus: Schweinfurter Tagblatt, 24.07.07)