Halbzeit für Tais Strelow

   
St. Salvator im Zürch Pfarrerin Dr. Tais K. Strelow

Austausch ist im evangelischen Dekanat Schweinfurt nicht nur angesagt, sondern wird eifrig praktiziert. Seit 22 Jahren besteht eine Dekanats-Partnerschaft mit der lutherischen Kirchengemeinde in Rio de Janeiro. Und seit drei Jahren ist Pfarrerin Tais Strelow aus Brasilien in Schweinfurt tätig. Ihr wurde zwischenzeitlich die Leitung der traditionsbewussten Kirchengemeinde St. Salvator übertragen.

Die Pfarrerin spricht von vielfältigen Erfahrungen, die sie in den zurückliegenden Jahren in Schweinfurt habe machen können. Dabei nennt sie Verwaltung und Bürokratie, wovon sie einiges in der brasilianischen Heimat gut gebrauchen kann. Die lutherische Kirche in Brasilien, so die Pfarrerin, baue derzeit neue Strukturen auf. Da seien Kenntnisse in Verwaltungsvorgängen von großem Vorteil, stellt sie fest.

In St. Salvator ist Tais Strelow sehr bemüht, die gottesdienstlichen Angebote so zu gestalten, dass sich die Gemeinde wohlfühlt und gern zu den Gottesdiensten kommt, dass sie verschiedene liturgische Formen kennenlernt und dass sich die Jugendlichen ebenfalls bei der Gottesdienstgestaltung einbringen können. Die Resonanz innerhalb der 690 Miglieder zählenden St. Salvator-Gemeinde, davon 57 Kinder und Jugendliche, gebe ihr recht. [...]

Wichtig ist es für sie eine Atmosphäre entstehen zu lassen, in der man nicht isoliert lebt, sondern wo der Einzelne erfahren kann, was lebendige Kirche bedeutet. Sie bedauert, dass diese Vision zwar vorhanden ist, man sich aber nicht traue, diese auch zu leben. Bedauerlich sei, dass man hier ziemlich isoliert lebt. Das kenne sie von Brasilien her nicht so. Konkret spricht sie die Todesfälle an, die in Deutschland in erster Linie den privaten Bereich betreffen, während in Brasilien die ganze Gemeinde daran teilnimmt. [...]

Tais Strelow freut sich über die Offenheit, der sie in Schweinfurt in Bezug auf Veränderungen begegne, wenn sie hier als Pfarrerin etwas anbiete. In Brasilien seien dagegen oft unkonventionelle Entscheidungen erforderlich, die sich aber positiv auf das Gemeindeleben auswirken können.

Wichtig sei es für sie am Anfang ihrer Tätigkeit, in Schweinfurt-St. Johannis und zeitweise in Niederwerrn, gewesen, die Hintergründe der Schweinfurter Traditionsgemeinde näher kennenzulernen, von der rein auf theologische Positionen ausgerichteten Predigt wegzukommen und auf Augenhöhe die Gemeinde zu erreichen.

(Artikel von Claus P. Gras in: Sonntagsblatt. Evangelische Wochenzeitung für Bayern, Nr. 17 vom 26. April 2009)