Dekanatsgottesdienst unter finnischer Beteiligung
Schweinfurt, 31. Okt. 2018. Es war ein beschwingter Reformationstagsgottesdienst in der St. Johanniskirche am Martin-Luther-Platz. Beschwingt deshalb, weil Musik und Gesang das beherrschende Element bildeten. Diesmal erklang nicht das Schutz- und Trutzlied von der „festen Burg“, und es war auch keine lange Predigt über „allein aus Glauben, ohne des Gesetzes Werke“ zu hören, wie sie noch im Luther-Jahr auf der Tages- bzw. in der Gottesdienstordnung gestanden hatte. Sondern eine siebenköpfige junge Musikgruppe aus Finnland mit ihren höchst ansprechend arrangierten und rhythmisch mitreißenden Liedern stand im Zentrum – dies im Rahmen des Besuchsprogramms von 28 Vertretern der Partnerkirchengemeinde Seinäjoki in Schweinfurt (s. LINK: https://www.schweinfurt-evangelisch.de/inhalt/begegnung-mit-fraenkischer...). Von „Wärme, Schwung, Innigkeit und Temperament“ sprach denn auch Redakteurin Susanne Wiedemann in ihrem Bericht im "Schweinfurter Tagblatt".
So präsentierte die Gruppe gleich eingangs den amerikanischen Folksong „As I went down in the river to pray“ und das finnische „Minun käteni soi“. Demgegenüber klang das später von KMD Andrea Balzer an der Orgel intonierte Luther-Lied „Es ist das Heil uns kommen her“ geradezu wie ein Relikt aus einer vergangenen Ära.
Natürlich gab es auch Reden, etwa als Dekan Oliver Bruckmann die aus allen Gemeinden des Dekanates Gekommenen begrüßte und er eine der 95 Thesen, die die Evangelische Jugend in Bayern im Lutherjahr als Desideratum formuliert hatte, zitierte: „Wir wünschen uns eine Kirche, die mit offenen Armen Toleranz lebt und Vielfalt nicht nur zulässt, sondern fördert. Kirche soll ein Ort der Begegnung sein, der Mauern abbaut, anstatt sie zu errichten.“ In einer Welt, die Grenzen hochziehe und Mauern errichte, sei die Begegnung mit Christen aus anderen Ländern ein hoffnungsvolles Zeichen: „Die Welt ist weiter, als es jede und jeder für sich alltäglich erlebt.“
Und selbstverständlich gab es auch eine Festpredigt, von Seinäjokis Erstem Pfarrer Jukka Salo in deutscher Sprache gehalten. Ihr offizielles Thema lautete: „Wofür braucht Europa das Christentum?“ Aber Salo stellte stattdessen die viel weiter gehende, existenzielle Frage, die jeden Menschen auf diesem Globus umtreibt bzw. umtreiben sollte: „Was ist der Sinn meines Lebens?“ „Warum lebe ich?“ Viele würden mit eigenen Kräften versuchen, darauf eine Antwort zu finden, zum Beispiel in ihrer Arbeit, durch finanziellen Erfolg oder im Streben nach Glück. Doch vergeblich! „Wir sind im Endeffekt hilflos, fehlbar und sündig.“
Nur der christliche Glaube liefere die richtige Antwort, denn in seinem Zentrum stünden Werte wie Gnade und Liebe, sprich Nächstenliebe: Sich begnadigt, akzeptiert zu wissen und die Pflege von Gemeinschaftlichkeit, indem man sich in die Situation des anderen hineinfühlt und für andere sorgt, seien ein wesentlicher Teil des Lebenssinnes. Mit dieser gelebten Botschaft des christlichen Glaubens hätten wir „das ‚beste‘ Produkt der Welt“.
Abschließend rief Jukka Salo zu einer „Kommunikationsreformation“ auf: „Es geht darum, wie wir die Bedeutung und die Botschaft des christlichen Glaubens im heutigen ‚Informationsüberfluss‘ nach vorne bringen können“, kurzum: „Es geht um klare Wörter … und echte Taten der Liebe.“ Dazu zitierte er Jesu Bergpredigt-Appell: „Ihr seid das Salz der Erde … Ihr seid das Licht der Welt.“
In den Fürbitten wurde unter anderem sowohl für die weltweite Kirche als auch für die partnerschaftlichen Beziehungen des Dekanats mit den lutherischen Gemeinden im brasilianischen Rio, aber natürlich ebenfalls für die Vertiefung der Beziehungen zu Finnland gebetet.
Sehr eindrucksvoll hernach der im Wechsel mit Singgruppe, Orgel und Gemeinde angestimmte Ohrwurm „Amazing Grace, how sweet the sound“. Und als die Finnen abschließend gar noch das „Danke“-Lied in deutscher Sprache sangen, schien das Mitklatschen und der Applaus kein Ende nehmen zu wollen. Es folgte der traditionelle Stehempfang in der Kirche.
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