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Scherben bringen Glück! tröste ich meine Tochter, als ihr beim Frühstück das Milchglas aus den ungeschickten Händchen fällt und zu Boden geht.
"Warum??" fragt sie und guckt mit großen Augen.
Ja, warum? "Weil du dann ein viel schöneres kriegst!" sage ich. Etwas Besseres fällt mir nicht ein. Und dann hole ich ihr das schöne mit den gelben Tupfen aus dem Schrank.
Sie strahlt – und ich denke mir: Wenn es nur immer so wäre, dass es etwas noch viel Schöneres gäbe, wenn etwas zu Bruch gegangen ist! Die kaputte Ehe der Schwester, der Arbeitsunfall des Kollegen, der Scherbenhaufen meiner eigenen Hoffnungen: alles nicht mehr zu kitten, - aber ob da jemals noch ein neues gelbes Tupfenglas nachkommt! Ob da noch mal das Glück kommt nach so vielen Scherben?
Bei jüdischen Hochzeiten wird auf dem Höhepunkt der Feier ein Glas zertreten, zur Erinnerung daran, dass Glück auch zerbrechen kann: Glück und Glas, wie leicht bricht das. Aber auch als Zeichen der Hoffnung: es gibt Glück, auch wenn wir keine Garantie drauf haben. Ein bisschen liegt es ja auch an uns, was wir mit den Scherben machen. Und es liegt auch an uns, ob wir noch ein gelb getupftes Glas im Schrank stehen haben oder nicht – einen Glücksvorrat für schlechte Zeiten sozusagen. Was steht eigentlich bei Ihnen im Schrank?
Ihre Pfarrerin Elke Münster