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    Geistlicher Einzug vom Gemeindehaus in die brechend volle Kirche |    Sogar Pfrin. Richters Vater (2. v.r.) fungierte als Assistent |
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  Auch Ehemann Gunder Richter verfolgte aufmerksam das Geschehen |                Grüße vom katholischen Kollegen Otto Barth |
Obbach, 18. Okt. 2009. Wer Pfr. Wolfgang Brändleins monumentalen Abschiedsgottesdienst am Ostermontag 2008 mitgefeiert hatte, dürfte von der konzisen, abwechslungsreichen Gestaltung des Einführungsgottesdienstes seiner Nachfolgerin inklusive der gebotenen, aber straffen Grußreden überrascht gewesen sein. Die Freude der Gemeinde und der Pfarrerschaft über die Neue war jedenfalls riesig, die Kirche schon eine halbe Stunde vorher gefüllt und die Erwartungshaltung entsprechend hoch geschraubt: Vom Anfang bis zum Ende durchzog wie ein roter Faden ein fast beschwörend klingender Unterton die Feier: "Hurra, Obbach hat eine neue Pfarrerin" (Pfr. Andreas Duft bei der Begrüßung). "Wir haben nichts dagegen, wenn Sie am Ende Ihres Probedienstes bleiben und hier alt werden" (Dekan Oliver Bruckmann). "Bitte bleiben Sie lange hier" (Bürgermeister Arthur Arnold in seinem Grußwort).
Bekanntlich soll Dörfern die Vergreisung drohen. Diese aktuelle Zeitungsnotiz griff der Dekan in seiner Einführungsansprache für Pfarrerin z.A. Tabea Richter auf, um das Gegenteil zu demonstrieren: "Wir konnten in der Kirchengemeinde Obbach der Vergreisung entgegenwirken." Bereits bei seiner Brasilienreise im Oktober 2008 hatte er die junge, damalige Vikarin dort kennen und schätzen gelernt (s. unten ihre Vita). Fast erweckte er den Anschein, als hätte er sie gleich mit in sein Dekanat genommen. Ihren Dienstauftrag für die evangelischen Gemeindeglieder in Obbach und in den drei Kommunen Euerbach, Poppenhausen und Wasserlosen - insgesamt rund 1200 "Seelen" in 15 Dörfern! - umriss der Dekan kurz und bündig: "Um den Dienst am Menschen geht es, dass Sie in gemeinsamer Verantwortung mit dem Kirchenvorstand die Gemeinden leiten und das Zusammenleben fördern."
Pfrin. Richters Predigt war eine anschauliche Nacherzählung der Heilung des Gelähmten (MkEv 2,1-12). Sie legte den Akzent auf die Vergebung seiner Sünden durch Jesus und fragte: "Bringt dies dem gelähmten Mann etwas?" Ihre Antwort: Gottes Heil kann - auch ohne des Menschen Heilung - des Menschen volles Heil sein. Wir alle sollten an konkrete Schuld in unserem Leben denken. Schuld resultiere auch aus fehlender Gottesfurcht und Kleinglauben. Nur wer sich von Gott Sündenvergebung schenken lasse, sei auf den richtigen Weg zurückgekehrt, der zum ewigen Leben führt.
Auf die feierliche Segnung für ihren Dienst folgten die Grußworte, allen voran das von Frau Ruth Schäfer als Vetreterin der Patronatsfamilie. Sie erinnerte an ihren kürzlich verstorbenen Mann Georg, der ganz bestimmt ihre Freude über die erste Pfarrerin von Obbach geteilt hätte. Pfarradministrator Otto Barth überbrachte den Wunsch der katholischen Pfarreien Obbach und Poppenhausen nach Fortsetzung des immer sehr guten ökumenischen Verhältnisses, was Schulgottesdienste, Kinderbibeltage oder die Seniorenarbeit anbelange. Senior Pfr. Dr. Wolfgang Weich übermittelte die Freude des Pfarrkapitels über die neue Kollegin, und Landessynodalin Renate Käser rühmte "das goldene Päckchen", bestehend in "wertvollen Erfahrungen des Auslandsaufenthaltes", das Pfrin. Richter aus Brasilien mitgebracht habe und bestimmt in die Heimatkirche einbringen werde.
Am Ende wurde Pfr. Andreas Duft unumwunden seitens des Kirchenvorstandes für die Geschäftsführung inklusive Pfarrhausrenovierung und Leitung der KV-Sitzungen während der eineinhalbjährigen Vakanz gedankt. Fast - aber nur fast - hätte man ihn als Pfarrer behalten. So aber sangen lauthals die Kindergartenkids: "Die Pfarrerin ist da mit Pauken und Trompeten."Â
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Bewegendes Grußwort: Patronatsrepräsentantin Ruth Schäfer | Gleichsam von überirdischer Aura umgeben: Pfr. Andreas Duft bei seiner Ehrung durch den Kirchenvorstand |
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Ihr Thema war wie so oft "Brasilien": Landessynodalin Renate Käser | Das evangelische Jugend-Bistro-Team (zusammen mit Herrn Spengler) reimte ein Gospel auf die neue Pfarrerin um. |
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Aus der Presse notiert:
Die neue Pfarrerin ist da
Obbach. Die Kirchenglocken läuteten laut und freudig, als die neue Pfarrerin Tabea Richter und ihr Mann Gunder vor wenigen Tagen mit dem Umzugswagen am Pfarrhaus in Obbach ankamen. Denn für die evangelischen Christen des Dorfes sowie von 14 umliegenden Orten ist damit eine eineinhalbjährige Vakanz beendet.
In jener Zeit hat der Obbacher Kirchenvorstand das Pfarrhaus grundsaniert und hat mit Unterstützung der Nachbargeistlichen das gemeindliche Leben aufrecht erhalten. Hochachtung vor diesem Einsatz hat daher die neue Pfarrerin z.A. (zur Anstellung): "Was hier geleistet wurde, das ist schon bemerkenswert", sagt die 32-Jährige, freut sich über den herzlichen Empfang und auf die Zusammenarbeit mit dem Kirchenvorstand. "Ein Miteinander gehen, das ist mir wichtig", verdeutlicht sie ihre Ziele und ihre Wertschätzung der Laien in der Kirche.
Die evangelische Landeskirche sendet die junge Pfarrerin in ihrer ersten Berufsstelle in eine Gemeinde, zu der neben Obbach noch Brebersdorf, Burghausen, Greßthal, Hain, Kaisten, Kronungen, Kützberg, Pfersdorf, Poppenhausen, Rütschenhausen, Schwemmelsbach, Sömmersdorf, Wasserlosen und Wülfershausen gehören. "Ich habe mich bewusst für Obbach entschieden", erzählt Tabea Richter. "Ich wollte aufs Land." Zu den 15 zu betreuenden Dörfern in drei politischen Gemeinden und den knapp 1300 evangelischen Christen meint sie "Ich gehe davon aus, dass Gott das so will, dann mache ich das."
Die Entscheidung für Obbach traf sie von Brasilien aus. Im Süden des Landes, in Sao Jose dos Pinhais, war sei ein Jahr lang auf eigenen Wunsch zum Spezialvikariat in einer lutherischen Kirchengemeinde. [...] Als gewünschte Herausforderung sieht Tabea Richter die Pfarrstelle in Obbach, die sie zur Vertretung innehat, wie es offiziell heißt. Ein Geschenk sei dieser Dienst, allerdings müsse sie noch einiges lernen, weshalb sie vorsorglich um Geduld und Nachsicht bittet. Und wenn es um Bauprojekte gehe, könne sie ja ihren Mann als Diplom-Ingenieur um Rat fragen. Zuhören wolle sie, "aber die Leute sollen auch sagen, was sie wollen", ermuntert sie ihre künftige Gemeinde."
(aus: Schweinfurter Tagblatt vom 8.10.2009, S. 32; Silvia Eidel)