Pfarrer Philipp Klein wurde in einem bewegenden Gottesdienst in den Ruhestand verabschiedet
Schon der Ort des Abschiedsgottesdienstes wies auf die gute ökumenische Verbundenheit in Oerlenbach hin: Die katholische Schwestergemeinde hatte für diesen Gottesdienst ihre deutlich größere Kirche und für den Empfang ihr Pfarrheim zur Verfügung gestellt.Â
In der gut gefüllten Kirche erwartete die Besucher ein abwechslungsreiches musikalisches Programm: Die Oerlenbacher Rentnerband umrahmte die Gottesdienst; der Männergesangverein Ebenhausen, dem Philipp Klein seit zehn Jahren angehört, trug mehrere Stücke bei. Auch Chorissimo Bergrheinfeld – Mitsängerin: Ehefrau Sabine Klein – erfreute mit schmissigen Stücken. Karin Mauröder sang ein „Laudate dominum“ als Solo, begleitet von Sebastian Seitz an der Orgel.Â
„Alles hat seine Zeit“, meinte Pfarrer Klein in seiner Predigt über den bekannten Text aus dem Prediger Salomo (Prediger 3, 1-8) „Unser Leben ist wie ein Buch, in dem wir nicht radieren können und das immer weiter geschrieben wird; wie ein Film; wie ein Teppich, der immer weiter gewebt wird.“
„Ich musste mich erst daran gewöhnen, zuerst dachte ich, jemand anders nimmt Abschied“, so begann Pfarrer Klein seinen launigen Rückblick auf sein Leben als Pfarrer: Studium in Erlangen und Neuendettelsau („da ist es kalt, in Nowosibirsk“), Vikar in Seidmannsdorf bei Coburg, Pfarrer zur Anstellung in Sulzbach-Rosenberg („wir gingen immer ins Dorf, nach Rosenberg“), dann über 20 Jahre in Hofheim-Lendershausen, bevor er nach einigen Jahren in Bergrheinfeld die letzten 10 Jahre in Bad Kissingen auf der 4. Pfarrstelle Oerlenbach verbrachte.
„Alles hat seine Zeit“: Sieben Gegensatzpaare hat der Prediger aufgestellt, beginnend beim großen lebensumspannenden „geboren werden und sterben“, das wir nicht in der Hand haben, bis hin zu Krieg und Frieden.Â
„Gott braucht keine Jammerlappen“, meinte Klein. Ein weiser Mann sei der, der die von Gott gut geschaffene Welt annehme und sich einfüge.Â
„Ich webe weiter am Teppich meines Lebens“, trotz trauriger Momente wie jetzt, im Schmerz über den Abschied. „I did it my way“: Mit diesem Lied des Männergesangvereins, bei dem Klein selbst mitsang, beendete er seine Predigt. Anschließend wurde er vom Männergesangverein für zehnjährige Mitgliedschaft mit einer Urkunde geehrt.
Dekan Oliver Bruckmann wies in seiner Ansprache auf den heutigen Michaelistag an, den Tag der Engel“. „Viele Engel sind heute hier – denn Engel heißt Bote, Botin.“ 39 Jahre lang sei Pfarrer Klein ein solcher Engel gewesen. Im Krankenhaus, auf der Straße, bei Predigten, im Religionsunterricht, in der ökumenischen Begegnung.
Dekan Bruckmann dankte ausdrücklich auch seiner Frau Sabine. „Auch Sie sind ein Engel“. Sie habe nicht nur an der Seite ihres Mannes gelebt, sondern mit ihm gearbeitet und ihn an vielen Punkten tatkräftig unterstützt.
Beim anschließenden Empfang im vollbesetzten Pfarrheim nahm der Reigen der Grußworte gar kein Ende. Zahlreich und herzlich dankten die verschiedensten Vertreterinnen und Vertreter dem scheidenden Pfarrer für seine zugewandte, herzliche Art. Vertrauensmann der Kirchengemeinde, Bad Kissinger Kollege Friedrich Mebert, Pfarrer Heiko Kuschel fürs ganze Pfarrkapitel, Pastoralreferentin Seifert, die nun schon zum dritten Mal in einem Ort seine Kollegin war und ihn „jetzt aber wirklich“ verabschiedete, der Kollege der katholischen Pfarrgemeinde Nüdlingen, Herr Hartmann von der Allianz-Gebetswoche, der stellvertretende Landrat, die Bürgermeister der Gemeinden, Rektor Ulrich Müller von der örtlichen Schule. Die Offene Behindertenarbeit sang ihm ein Lied und bedankte sich insbesondere für seine Zeit ausgerechnet am Heiligen Abend. Auch im Evangelischen Bauverein war er Gründungsmitglied. Der Asylhelferkreis schenkte ihm ein von Flüchtlingen herausgegebenes internationales Kochbuch. Die Senioren aus Oerlenbach, eine Delegation aus der alten Gemeinde Bergrheinfeld und – natürlich am Schluss – Herr Fehr für die Bestatter sagten herzlich danke.Â
Pfarrer Klein machte sein abschließendes Grußwort sehr kurz. Er wolle nicht auf deutsch, nicht auf französisch oder in irgend einer anderen Sprache „danke“ sagen, sondern nur auf Arabisch, denn das sei das umfassendste „danke“ von allen: Shukra.
Zum Abschluss sang Chorissimo noch einmal: „Weilst a Herz hast wie a Bergwerk“ von Rainhard Fendrich.