Verabschiedung von Pfarramtssekretärin Gertrud Memmel
Schweinfurt, 4. Febr. 2018. Vom „wohlverdienten Ruhestand“ war an diesem dritten Vesperkirchen-Sonntag mehrfach die Rede. Denn es galt, Gertrud Memmel, vielen besser oder bestens als „Trudi“ bekannt, zu verabschieden. Alle drei St. Johannis-St. Salvator-Geistlichen, außerdem Diakon Norbert Holzheid, wirkten daher in diesem Gottesdienst mit: Dekan Oliver Bruckmann, der II. Pfarrer Andreas Grell und die III. Pfarrerin Gisela Bruckmann.
Über zwei Jahrzehnte bildete Frau Memmel sozusagen das Aushängeschild von St. Johannis, bisweilen auch den Prellbock, manchmal in der Sündenbockrolle, sodann um Klimaverbesserung bemühte Mediatorin und natürlich versierte Telefon-(Klingel-)Fee. Hinter einem wuchtigen Tresen sitzend, wurden vor ihr Arm und Reich, Jung und Alt, Bettler und Spender, Hochzeitsfreudige und Trauernde, Glaubenskritiker und Kirchenfans mit ihren diversen Anliegen vorstellig. Manchen Besucher erinnerte der Betrieb an einen Taubenschlag.
„Zu hören bekamen Sie so allerhand im Pfarramt“ - so begann denn auch der Dekan seine Predigt und spielte Dialoge mit „Kunden“ im Büro nach: oft nur Banalitäten und Alltäglichkeiten, aber auch dies alles musste gewissenhaft erledigt werden. Dabei blieb der Dank – wie eben in Behörden üblich – meist auf der Strecke. „Aufwand und Gewinn“ dürften sich aber unterm Strich die Waage gehalten haben, - so der Dekan.
Anhand von Jesu Sämann-Gleichnis (Lukas 8,4-8) machte er deutlich, wie üppig Gott als Sämann Samen auswirft und nicht aufhört, sich den Menschen zuzuwenden. Zwar würden sich oft viele fragen, ob nicht Gott sie vielleicht vergessen habe; ihr Gottvertrauen drohe in Sorgen, Ängsten und Schwermut zu ersticken, oder sie müssten die Erfahrung machen, dass Glück aufgehe, doch allzu schnell wieder verschwinde, z.B. wenn Alter oder Krankheit ihren Tribut fordern würden.
Aber nein! Gott gebe „beharrlich und großzügig das, was wir brauchen: das gute Wort, Glück, Wertschätzung, Hoffnung, Vertrauen“. Überhaupt: Es sei genug da von Gottes Liebe, die sich in unserer Liebe widerspiegeln möge. „Bitte nehmen Sie mit: Hörer und Hörerinnen des Wortes wollen wir sein, das Gott überreichlich übrig hat für uns alle.“
Dann wieder an Frau Memmel gewandt: „Sie sollen wissen, dass viele Menschen Sie hier sehr geschätzt haben und dass Sie wertvoll sind. Sie haben viel Lebens- und Arbeitszeit investiert. Vieles wird noch aufgehen, wenn Sie jetzt im Ruhestand sind.“ En detail listete der Dekan die genauen Arbeitszeiten während ihrer fast 24 Jahre als Pfarramtssekretärin auf: vom 1. Mai 1994 bis zum 30 Juni 1997 im Gemeindebüro St. Salvator, vom 1. Juli 1997 bis zum 30. April 2004 in der Kirchengemeinde St. Johannis und vom 1. Mai 2004 bis zum 31. Januar 2018 für die Gesamtpfarrei St. Johannis – St. Salvator tätig.
Es folgte Frau Memmels formelle Entpflichtung von ihrer Arbeit und Aufgabe. Ermutigend: „Gott trägt durch den Abschied hindurch“. Nach vollzogener Segnung für den weiteren Lebensweg durch den Dekan stimmte KMD Andrea Balzer mit der gesamten Gemeinde spontan den Kanon „Viel Glück und viel Segen“ an. Natürlich wurde auch das Lied, das sich Frau Memmel selbst gewünscht hatte, gesungen: „Dass du mich einstimmen lässt in deinen Jubel, o Herr“ (EG 580).
Während die Vesperkirche wie üblich Punkt halb zwölf startete, trafen sich anschließend in kleiner Runde Freunde, Arbeitskolleginnen und -kollegen sowie Mitglieder des Kirchenvorstands beider Gemeinden zu persönlichen Abschiedworten im Martin-Luther-Gemeindehaus: So dankten die beiden KV-Vertrauensfrauen Elisabeth (Sissi) Dämmrich (St. Johannis) und Ilse Heusinger (St. Salvator) Frau Memmel herzlich für ihre „freundliche Hilfsbereitschaft“ und wünschten ihr einen „ausgewogenen (Un-)Ruhestand“: dass „Langeweile für sie ein Fremdwort bleiben“ möge.
Ein Chor von neun Kirchenmitarbeitenden, am Klavier begleitet von KMD Balzer, stimmte den auf „Goodbye Trudi“ umgedichteten Hans-Albers-Evergreen an: „Schön war's mit uns zwei'n. Aber leider, aber leider kann's nicht immer so sein...“ Dabei gab ihr jede und jeder einen persönlichen, heiteren Spruch mit und hielt dabei ein Schild mit einem Buchstaben hoch: Es kristallisierte sich das Wort „NEUANFANG“ heraus, und Dekan Bruckmann als zehnter Sänger gab das Ausrufezeichen zum Besten.
Reibungslos hat inzwischen der Stafettenwechsel im Kirchenbüro geklappt: Frau Memmels Nachfolgerin, Tanja Leisentritt, ist bereits vielen gut bekannt und ebenfalls im Gemeindebetrieb kein Neuling, hatte sie doch das Sekretariat der Kreuzkirchengemeinde Oberndorf geführt, ferner als rechte Hand von Dekan Bruckmann im Dekanat mitgearbeitet und dabei auch Frau Memmel schon jahrelang über die Schulter schauen dürfen. Nur zwei Türen trennten beide Damen voneinander. Liebe Frau Memmel, auf ein Wiedersehen in St. Johannis oder sonstwo.