Schweinfurt, Sa. 17. Okt. 2015. Knapp 500 Bürger haben laut Veranstalter an der Kundgebung von „Schweinfurt ist bunt“ am Samstag in der Stadtmitte teilgenommen und damit einmal mehr gezeigt, dass die große Mehrheit der Menschen in Schweinfurt und der Region ausländerfeindliche Hetze ablehnt und Flüchtlinge willkommen heißt. Anlass der Veranstaltung mit dem Motto „Asyl ist Menschenrecht“ war der zeitgleiche Anti-Asyl-Auftritt der fremdenfeindlichen Facebook-Seite „Schweinfurt wehrt sich“ in 300 Meter Entfernung. Angemeldet hatte sie ein NPD-Aktivist.
Am Schillerplatz hatten sich rund 35 Rechte versammelt, denen sich anfangs eine größere Gruppe teils vermummter junger Leute mit „Refugees welcome“-Plakaten ("Flüchtlinge willkommen") entgegenstellte. Starke Polizeikräfte verhinderten einen Kontakt der sich verbal provozierenden Gruppen. [...] Junge Leute forderten etwa passierende Autofahrer mit Schildern auf, „gegen Nazis zu hupen“ - was viele auch befolgten.
Frank Firsching, Sprecher des Bündnisses für Toleranz und Demokratie, freute sich über die erneut große Resonanz in einer „weltoffenen Stadt“. Wohin Rassismus führe, habe das Attentat in Ankara gezeigt. Für die Opfer bat er um eine Schweigeminute.
Am Wichtermann-Platz war viel Prominenz auszumachen, etwa die SPD-Europaabgeordnete Kerstin Westphal, Bayerns früherer IG-Metallchef Werner Neugebauer und der Schweinfurter Landrat Florian Töpper (SPD).
Hauptredner Burkard Hose beschäftigte sich nur 30 Sekunden mit der Anti-Asyl-Gruppe, alles andere "wäre verschwendete Zeit“. Der katholische Hochschulpfarrer, wie das bunte Bündnis auch Träger des Würzburger Friedenspreises, sprach vielmehr vom „neuen Wir“, das – wenn auch manchmal bis an die Grenzen der eigenen Kräfte – „Menschen willkommen heißt“. Das neue Wir brauche keine düsteren Unheilspropheten, Angstmacher und Grenzzäune in der Köpfen und zwischen den Ländern, sondern „helle Visionäre mit Herz, Verstand und Asylermöglichungs- statt -verhinderungspolitik“.
Schweinfurts Dekan Oliver Bruckmann ergänzte: "Wir retten unsere Welt nur gemeinsam oder wir gehen gemeinsam unter". Es mag sein, dass man nicht alle aufnehmen könne, "aber Menschen irgendwo liegen und umkommen lassen, das können wir ganz gewiss nicht." Bürgermeisterin Sorya Lippert (CSU) forderte dazu auf, in der ehrenamtlichen Unterstützung nicht nachzulassen. Sie wünsche sich „lieber Luftballons statt Glatzen“. Barbara Resch von der IG Metall erinnerte an die vielen Menschen mit Migrationshintergrund, die hier ihren Lebensmittelpunkt gefunden hätten. Die ankommenden Flüchtlinge seien insofern eine Bereicherung und "nichts Neues". [...]
(aus: Schweinfurter Tagblatt vom 19.10.2015, S. 9; Text: Hannes Helferich; Fotos: S. Bergler)