Regentenbau war adäquater Ersatz für das Freilichtspektakel des Gospelchores
Bad Kissingen (klk). Der Gospelchor „Die KisSingers“ und sein musikalischer Leiter, Kirchenmusikdirektor Jörg Wöltche, sind eine explosive Mischung. Wer die Entstehung und die Biografie des Chores in den letzten Jahrzehnten verfolgte, ist angetan von der Begeisterungsfähigkeit, der Professionalität, der Ausgelassenheit und Anziehungskraft, die von dem Chor und seinem Chorleiter ausgeht. Wo andere Gospelchöre aufhören, wird der Tausendsassa Jörg Wöltche erst so richtig warm. Nicht nur die Chormitglieder reißen die Zuhörer von den Sitzen, sondern auch die ausgefeilte Bühnenshow, mit bezaubernden Lichteffekten und besinnlichen Moderationen des Maestros. Sie können nicht nur gut singen sondern sprühen ansteckende Lebensfreude aus.
Eigentlich sollte das „Gospel Open Air“ der KisSingers im Innenhof des Luitpoldbades stattfinden, doch die Wetterprognose sagte für Samstag nichts Gutes voraus. „Es war von Anfang an geplant, wenn das Wetter schlecht ist, weichen wir in den Großen Saal des Regentenbaues aus. Es ist schade, aber besser so als nass zu werden“, so Jörg Wöltche vor dem Konzert. „Wir singen überwiegend Spirituals und hoffen auf ein sangesfreudiges Publikum.“
Spiritual ist ein geistliches Lied der dunkelhäutigen Bevölkerung Nordamerikas, im Wechselgesang (call und response) zwischen Vorsänger (Priester) und der Gemeinde. Solisten imitierten den Priesterpart, während der Chor die Gemeinde darstellte. Mit mitreißenden Songs, in Rhythmus und Dynamik, die Wöltche arrangiert hatte, begeisterten die Sänger das Publikum. Dank eines wunderbaren Programmheftes fanden die Zuhörer eine Übersetzung der englischen Liedtexte und durften bei vielen Liedern, die mit Noten abgedruckt waren, mitsingen. Wöltche erklärte die Lieder bei seinen Moderationen und schickte dabei sinnliche Betrachtungen voraus. So war das Konzert nicht nur etwas für die Ohren, sondern auch Verkündigung und Berührung der Seele. „Joshua Fit The Battle Of Jericho“, „Gonna Lay Down My Burdon“, „Oh When The Saints“ „He‘s Got The Whole World“ oder „Rock My Soul“ waren Ohrwürmer, die jeder kannte und auch gerne mitsang. Der riesige Applaus der Zuhörer zeigte, wie die Lieder und die Bühnenshow, das Publikum bewegten. Da machte es gar nichts aus, dass aus „Open Air“ „Indoor“ geworden ist, denn man merkte, dass die Sänger nicht ihr Programm herunterspulten, sondern mit Leib und Seele hinter ihren Interpretierungen stehen. Gerade diese Freude, diese Lockerheit, wie sie ihre Melodien vortragen, macht ihren verdienten Erfolg aus.
Die beeindruckenden Solisten waren: Hanns-Einar Geiger, Nicole Fischer, Annette Erb, Heidi Glöckner, Evi Kiesel, Anja Höchemer, Kirstin Scherner, Andrea Gollbach und Monika Geiger. Die Begleitband war: Ralf Werner (Keyboard), Felix Geßner (E-Bass), Martin Wenzel (Schlagzeug), Thomas Kuhn (Perkussion) und André Müller (Saxophon, Querflöte).
Fotos und Bericht: Peter Klopf