Was das Dekanat Schweinfurt bewegt

Antrittsbesuch der Regionalbischöfin Gisela Bornowski im Pfarrkapitel

Kennen sich schon länger: Regionalbischöfin Gisela Bornowski und Dekan Oliver Bruckmann

Schweinfurt, 19. Mai 2014. 30 Pfarrerinnen und Pfarrer waren zur Pfarrkonferenz ins Martin-Luther-Haus gekommen, um sich der neuen, seit dem 1. März den Kirchenkreis Ansbach-Würzburg leitenden Regionalbischöfin Gisela Bornowski vorzustellen und mit ihr ins Gespräch zu kommen. Sie hatten sich zuvor in den drei Dekanatsregionen (Nord – SW Stadt – Süd) auf je drei Fragestellungen vorbereitet: „Was sind unsere Stärken?“, „Was sind unsere Herausforderungen?“, „Welche Entwicklungen beschäftigen uns?“ Es ging also um eine Art Zwischenbilanz, was sich alles im Dekanat Schweinfurt bewegt bzw. was das Dekanat und die einzelnen Kirchengemeinden, aber auch die Dienste und Werke positiv und negativ bewegt.

Der Regionalbischöfin wurde (unter vielem anderen) Folgendes vorgetragen:

Unsere Stärken: ein kollegiales, kooperatives, zuverlässiges Pfarrkapitel mit problemlosem Kanzeltausch und Urlaubsvertretung, vielfältige Gemeindeprofile, gute Ökumene, Kirchenmusik, starkes Ehrenamt (vor allem Lektoren/PrädikantInnen).

Unsere Herausforderungen: Kur- und Reha-Seelsorge in/um Bad Kissingen: 3485 Betten in 29 Kliniken/Sanatorien/Krankenhäusern sind seelsorgerlich zu betreuen bei nur zwei Pfarrstellen; die Problematik des Immobilienunterhaltes; Fundraising in den Gemeinden;  Diaspora-Situation; Organistenmangel auf dem Land, zu viele Vakanzen; im Pfarrkapitel fehlen jüngere Kollegen; die PfarrerInnen beklagen die zunehmende Verwaltungs- und unternehmerische Arbeit; Alterungsprozess und demographische Entwicklung dünnen die Kerngemeinden aus.

Sich abzeichnende Entwicklungen: die religiöse Bildung nimmt rapide ab; Abbruch von Traditionen; Entkirchlichung; Gemeinden werden kleiner; deshalb Kooperationen und Zusammenlegung kontra Blockadepolitik von Kirchengemeinden; PfarrerInnen als Generalisten kontra Spezialisten (z.B. für Seniorenkreise).

Auch die im Dekanat vertretenen Dienste und Werke wurden vorgestellt; hier exemplarisch die Evangelische Jugend:

ihre Stärken: Das TeamleiterInnenteam ist voll besetzt; viele Jugendliche engagieren sich in Gremien, u.a. in der Dekanatsjugendkammer; Bildungsarbeit - u.a. Konfi-Teamerschulung – wird groß geschrieben, gute Vernetzung/Kooperationen u.a. mit dem CVJM und der katholischen Jugend.

ihre Herausforderungen: Wie lassen sich SchülerInnen nach der Konfirmandenzeit in die Jugendarbeit einbinden? Übersättigung an Konkurrenzangeboten von anderen Vereinen

Entwicklungen: Jugendliche sind schwerer erreichbar; sie wollen nicht nur teilnehmen, sondern sich selbst beteiligen; Herausforderung durch neue Medien.

 

Regionalbischöfin Bornowski dankte für das Teilhaben-Lassen an der Arbeit und den Sorgen im Dekanat: Sie lobte das „vielfältige Dekanat“ und das „tolle“, kooperative Pfarrkapitel.

Dekan Oliver Bruckmanns Hauptsorge sind die derzeitigen sechs Vakanzen. Die Bewerbungssituation sei gleich Null: „Unsere Kirchenvorstände haben keine (echte) Wahl“, stellte er lapidar fest. Insgesamt habe es seit 2006, inklusive der jetzigen, 39 Vakanzen gegeben. Umgerechnet seien dies 288 Monate an abgeschlossenen und 62 Monate an offenen Vakanzen gewesen. Wenn man diese 350 Monate auf die 33 PfarrerInnen im Dekanat aufteile, so bedeute dies für jede/n 1,25 Monate Vakanzvertretung im Jahr.

Die Regionalbischöfin ergänzte: 40 Prozent der Erinnerungen (wegen fehlender Bewerbungen) an längst ausgeschriebene Stellen im Kirchlichen Amtsblatt beträfen ihren Kirchenkreis Ansbach-Würzburg. Man müsse sogar mit noch mehr Vakanzen umzugehen lernen und deshalb ernsthaft über Kooperationen nachdenken, zumal um 2020 überproportional viele Pfarrer in den Ruhestand treten würden. Bornowski sprach sich gegen die „Bedienhaltung“ von Gemeindegliedern aus und plädierte für mehr Flexibilität. Ferner brauche nicht jede Gemeinde ein eigenes Gemeindezentrum.

Jedenfalls sind nunmehr der Bischöfin die Sorgen und Anliegen des Dekanats Schweinfurt bekannt. Ihr Wort wird zwar nicht gleich in Gottes Ohr gehen, wohl aber im Landeskirchenamt München hoffentlich Gehör finden