Verabschiedung von Pfarrerin Dr. Tais Doriléa Kind Strelow

"Eine Fontäne von Spontaneität"

 

 

 Auch ihrem Mann Fernando und Sohn Wagner wurde Lebewohl gesagt. 

 

Schweinfurt; Sa., 30. Juli 2011. Auffällig viel Portugiesisch wurde an diesem Spätnachmittag gesprochen. Es ging ja schließlich um den Abschied einer sog. Austauschpfarrerin aus der Evangelischen Kirche Lutherischen Bekenntnisses in Brasilien (IECLB). An die sechs Jahre – von November 2005 bis August 2011 - hatte Dr. Tais Strelow im Dekanat Schweinfurt, insbesondere für St. Johannis und St. Salvator, mannigfaltige Dienste geleistet. Außer treuen Gemeindegliedern und den beiden Kirchenvorständen fanden sich daher viele Pfarrerskolleginnen und -kollegen, langjährige Freunde, speziell aus der Brasilienpartnerschaftsarbeit, sowie Vertreter der katholischen Kirche und der Stadt Schweinfurt zum Gottesdienst in St. Johannis ein.
St. Johannis-Pfarramtsführerin Elke Münster zitierte in ihrer Begrüßung die geflügelten Worte, dass alles ein Ende, die Wurst jedoch zwei habe und dass allem Abschied ein neuer Anfang innewohne, was zur Hoffnung auf ein Wiedersehen berechtige.
Zum einen war Dr. Strelows Kanzelrede von „Dank an Gottes Adresse für das Schöne und für das Schwere“, zudem von einer persönlichen Bilanz geprägt: 198 Begräbnisse, 73 Taufen und 93 Hochzeiten habe sie in ihren Wirkungsstätten St. Salvator und St. Johannis, darüber hinaus in den von ihr temporär betreuten Gemeinden Niederwerrn und Sennfeld, absolviert. Sie selbst habe sich in Deutschland als Teil einer Geschichte gefühlt, die mit der Auswanderung deutscher Familien nach Brasilien vor allem im 19. und 20. Jh. begonnen habe. Diese hätten das Evangelium in die dortigen Städte und in den Urwald gebracht. Zudem sei mit ihr die langjährige Partnerschaftsgeschichte mit dem Dekanat Schweinfurt fortgeschrieben worden.
Zum anderen legte die Pfarrerin die Erzählung vom Aufbruch Abrahams unter der göttlichen Segensverheißung (1. Mose 12,1-4) aus. Weltweit sei dieser Patriarch, der sich auf das Wagnis einließ, zum Inbegriff eines gesegneten Menschen geworden. „Abraham brauchte nur den Segen anzunehmen, um Werkzeug des Segens zu sein.“ Deshalb heiße Glauben: nicht sitzen bleiben, sondern Neues wagen und sich von Gottes Wort bewegen lassen. Gottes Segen bestehe in einem Leben unter seinem Schutz – und dies gerade trotz vieler Schattenseiten.
Dekan Oliver Bruckmann stellte seine Laudatio unter das Losungswort des Tages: „Herr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen“ (Ps 8,2). „Pastora“ Dr. Strelow habe „eine besondere Weite in unsere Kirche gebracht und uns daran erinnert, dass Christus nicht nur hier bei uns ist.“ Dadurch sei die Partnerschaft mit den evangelisch-lutherischen Gemeinden Rios gefestigt und vertieft worden. Er wünschte der gesamten Familie Strelow Gottes freundliches Geleit zu und an ihrem neuen Wirkungsort im brasilianischen Pomerode und entband danach die Pfarrerin von allen ihren Aufgaben im Dekanat Schweinfurt.

 

 

 
 Erste Reihe links: Kolleginnen und Kollegen der scheidenden Pfarrerin Erste Reihe rechts: Pfrin. Dr. Tais Strelow, Dekan Oliver Bruckmann, die beiden brasilianischen Austauschpfr. in Bayern Milton Jandrej (Schwandorf) u. Mauro Schwalm (Neuendettelsau) sowie Pfrin. Elke Münster von St. Johannis
   
 Pfrin. Dr. Strelow gibt zum letzten Mal die Abkündigungen zum Besten  Mit einer solchen Kanzel kann Pomerode garantiert nicht aufwarten!
   
Ergreifender Moment: Dekan Oliver Bruckmann segnet Familie Strelow Brasilianer halten eng zusammen: Wagner u. Fernando Strelow mit dem aus Brasilien gebürtigen Pfr. Edzon Schumacher / Niederwerrn

Nach dem festlich von Kantorin Andrea Balzer und der St. Johannis-Kantorei ausgestalteten Feier wurde zum Empfang ins Martin-Luther-Haus geladen. Hier nur ein winziger Ausschnitt aus den zahlreichen Grußworten: Zweiter Bürgermeister Otto Wirth charakterisierte Pfrin. Strelow als eine „Bereicherung für die Stadt“. Man habe gespürt, dass sie mit dem Herzen dabei gewesen sei. Auch die beiden Kirchenvorstandsvertrauensfrauen Sissi Dämmrich (St. Johannis) und Ilse Heusinger (St. Salvator) betonten, dass die Pfarrerin „mit überzeugender, echter Gläubigkeit das Wort Gottes nahegebracht“ habe. Außerdem erinnerten sie an ihre „geradlinige, zuverlässige Leitung“ der KV-Sitzungen und Stadtpfarrkonferenzen, an ihre Funktion als Missionsbeauftragte von St. Johannis und an die „Bauherrin“ Strelow bei der Innensanierung von St. Salvator. Pfr. Dr. Wolfgang Weich als Senior des Pfarrkapitels überreichte ihr das obligatorische „Wasser mit Geist“ samt sämtlichen Konterfeis der Dekanatsgeistlichen auf dem Etikett. Hinsichtlich ihrer Partnerschaftsarbeit nannte Dr. Gerda Böttcher die Pfarrerin eine „Fontäne der Spontaneität“. Die beiden leider verreisten Missionsprotagonistinnen des Dekanates, Renate Käser und Pfrin. Christhild Grafe, grüßten immerhin per Filmclip von der Leinwand. Die ansprechende Powerpoint-Präsentation mit Bildern von den zahlreichen Begegnungen in Deutschland und Brasilien setzte ein Highlight. In ihrem Schlusswort wünschte die scheidende Brasilianerin ihren deutschen Gemeinden in gewohnt lapidarer Weise: „Lasst doch die Bürokratie sein!“

 

   
Otto Wirth, zweiter Bürgermeister der Stadt Schweinfurt, mit persönlichen Reminszenzen an Pfrin. Dr. Strelow Die beiden Damen von den KVs St. Salvator und St. Johannis, Ilse Heusinger und Sissi Dämmrich, vergaßen auch nicht zu erwähnen: Fernando Strelow habe "unendlich oft in Deutschland gefroren".
   
Senior Pfr. Dr. Wolfgang Weich, flankiert von seinen Eltern - übrigens treuen Besuchern der Dekanatswebsite Die Abschiedsriege dicht gedrängt im großen Saal des Martin-Luther-Hauses: Beleg für die Beliebtheit der Brasilianerin 

 

Wo Familie Strelow fortan leben wird, zeigen Ihnen folgende Links:
http://de.wikipedia.org/wiki/Pomerode;
http://www.pomerodeonline.com.br/index2-d.htm;
http://viajandopelomundo.com/arq_site/viagens/PASSEIO%20POR%20SANTA%20CATARINA.pps.

Hier noch ein paar Fotos aus dem Privatalbum des Webmasters:

 

   

Die drei Strelows privatissime bei ihm in seinem Elternhaus 

Ein Muss für Fernando und Wagner: Besuch bei Wagner auf dem "Grünen Hügel" in Bayreuth
   
Generalprobe für den Grenzübertritt? Nein, so wie an der ehemaligen innerdeutschen Grenze ist die Heimreise nach Brasilien nicht. Immerhin hat man aber "drüben" so gefilmt! Fernando hält die gesamte Verabschiedung seiner Frau in Bild und Ton fest. 

Â