Kammerorchester Bad Kissingen rundete den Karfreitag stimmungsvoll ab
Bad Kissingen, 18. April 2014 (klk). Abendmahl, Kreuzestod und Auferstehung Jesu gehören eng zusammen. Nach dem Abendmahl, so die biblische Überlieferung, begab sich Jesus in den Garten Gethsemane am Ölberg, wo er von den Tempeldienern festgenommen wurde. Der Prozess vor dem Hohen Rat und vor Pilatus wird auf die Nacht von Donnerstag auf Freitag und den Freitagvormittag datiert. Am Karfreitag wird Jesus zum Tod am Kreuz verurteilt und gekreuzigt.
Mit einem stimmungsvollen, tief ergreifenden und herzbewegenden Konzert im Großen Saal des Regentenbaues ließ das Kammerorchester Bad Kissingen den Feiertag stimmungsvoll ausklingen. „Am Karfreitag ein Konzert anzubieten, ist etwas Besonderes. Man muss versuchen, mit entsprechender Musik dem Tag gerecht zu werden“, sagt der musikalische Leiter, Kantor Jörg Wöltche. „Die Musik steht für Schmerz und Leiden.“
Eineinhalb Jahre hat Wöltche mit Unterbrechungen an dem Programm gestrickt. Schon der Auftakt mit Antonio Vivaldis (1678-1741) „Stabat Mater“ war ein gelungener Einstieg. Als Solistin übernahm Katrin Edelmann (Alt) die Gesangspassagen. Der Text des „Stabat Mater“ drückt einen der berührendsten Momente der Passionsgeschichte Jesu aus, den bitteren Schmerz der weinenden Maria am Fuß des Kreuzes, während ihr Sohn mit dem Tode ringt und stirbt. Dieser Text wurde seit seiner frühen Überlieferung im 13. Jahrhundert in einer vielschichtigen, aber über die Jahrhunderte ungebrochenen Tradition gepflegt und in verschiedenen devotionalen Kontexten verwendet.
Anschließend folgte Johann Sebastian Bachs (1685-1750) „Konzert für Oboe d’amore und Orchester“, BWV 1055, mit Christiane Jungbauer als Solistin auf der „Oboe d‘ amore“ und Jörg Wöltche am Cembalo. Dabei beeindruckte die klare, klangvolle Wärme der Oboe und die Virtuosität, mit der Christiane Jungbauer ihr Instrument beherrscht und bei der Interpretation des Werkes zeigte. Christiane Jungbauer spielt beim Polizeiorchester Bayern in München die Solo-Oboe, tritt als Solistin mit verschiedenen Ensembles auf. Als Lehrerin für Oboe wirkte sie vor einiger Zeit an der Städtischen Musikschule in Bad Kissingen. Regelmäßig arbeitet sie mit dem Kammerorchester Bad Kissingen zusammen.
Krönender Abschluss des Konzertes war das „Requiem“ von Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) in der Fassung für Streichorchester, KV 626, von Peter Lichtenthal (1780-1853). Das 1981 gegründete Kammerorchester Bad Kissingen, welches zu der evangelischen Kirchengemeinde gehört, spielte diese Fassung des Requiems ohne Bläser, ohne Chor und ohne Solisten. Das berühmte Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart berührt bis heute viele Menschen in ganz außerordentlicher Weise. Die Bestellung für diese Trauermusik hatte den Komponisten im Sommer 1791 erreicht. Bis zu seinem Tod am 5. Dezember des gleichen Jahres hatte er nur Teile der Komposition bewältigt. Für den Mailänder Arzt, Komponisten und Musikforscher Peter Lichtenthal (1780–1853) war Mozart ein wahres Genie und seine Musik das Maß aller Dinge.
Mit diesem eindrucksvollen Werk bewies sich das Kammerorchester Bad Kissingen wieder einmal als brillanter Interpret auch von anspruchsvoller Musik. Mit viel Engagement, Feingefühl und wunderbarer Klangfülle ließen die 18 Musiker die Zuhörer geistig in die Welt von Leid, Trauer und Schmerz eintauchen und hautnah mitfühlen. Mit riesigem Applaus dankten die rund 300 Zuhörer für ein überaus gefühlsbetontes Konzert und den würdigen Abschluss des Karfreitages - was bewies, dass Musik auch ein Stück weit Verkündigung sein kann.
(Text und Fotos: Peter Klopf)