Musik wie an Fürstenhöfen

Flötenensemble Bad Kissingen entführte in die Welt der Blockflötenmusik

Flötenensemble Bad Kissingen: So vielseitig wie die Instrumente war auch die Konzertliteratur des Flötenensembles Bad Kissingen unter der musikalischen Leitung von Kantorin Christine Stumpf (Foto: Peter Klopf)

Bad Kissingen, 15. Nov. 2014 (klk). Bei kaum einem anderen Instrument klaffen Bekanntheitsgrad und Beurteilung so weit auseinander wie bei der Blockflöte. Die Blockflöte hat eine lange Geschichte. Bereits im 14. Jahrhundert zählte sie zu den wichtigsten Holzblasinstrumenten. Sie verdrängte die Schalmei der Antike und des frühen Mittelalters. Die verwendeten Blockflötentypen waren noch zylindrisch gebohrt und bestanden nur aus einem Stück. Sie klangen dadurch mild, weich und obertonarm.

Über Jahrhunderte war die Blockflöte sehr beliebt. Im 16. Jahrhundert war sie geradezu ein modisches Instrument. Wohlhabende Familien besaßen ganze Sammlungen von Blockflöten verschiedener Größe, doch dann wurde sie plötzlich durch die klangreichere Querflöte in den Schatten gestellt. Heute führt sie mehr ein Schattendasein, auch wenn sie bei den Kindern als erstes Instrument beliebt ist.

Dass die Blockflöte in ihren verschiedenen Variationen ein ausgezeichnetes Konzertinstrument ist, bewies das Flötenensemble Bad Kissingen, unter der musikalischen Leitung von Kantorin Christine Stumpf, bei einem Concerto am Nachmittag in der evangelischen Erlöserkirche Bad Kissingen. Von der Sopranino-, Sopran- und Alt-Blockflöte über Tenor- und Bass- bis hin zur Subbass-Blockflöte reicht die Auswahl der benutzten Instrumente.

Seit 1975 gibt es ein Flötenensemble. Von 1980 bis zum Oktober 2013 hatte Christa-Maria Reinhardt die Leitung, übergangsweise dann Kirchenmusikdirektor Jörg Wöltche bis März 2014. Seit April 2014 wird die quirlige Truppe von Christine Stumpf geleitet. Bemerkenswert, wie vielseitig und breit gefächert das Repertoire der 15 Musiker war: von der Renaissance bis zur Gegenwart. Bemerkenswert auch die jeweils mehrstimmige Interpretation der einzelnen Werke.

Dies zeigte sich bei Michael Altenburgs (1594-1640) sechsstimmiger Intrada „Nun lob meine Seel den Herren“, bei Samuel Scheidts (1587-1654) vierstimmigen Chören zu den Variationen über das Lied „Gelobet seist du, Jesu Christ“ oder Georg Friedrich Händels (1685-1759) „Courante“ aus der Suite d-Moll. Beeindruckend auch Barbara Stumpf (Altblockflöte) als Solistin mit „Allegro deciso“ von Hans-Ullrich Staeps (1909-1988). Wenngleich das Stück nicht jedermanns Geschmack ist, so bewies sie, dass sie auch mit aus dem Rahmen fallender Blockflötenmusik brillant zurechtkommt. Ein weiterer Höhepunkt war die zeitgenössische „Meditation für Orgel und Altblockflöte“ von Lothar Graap mit Ingrid Rott (Flöte) und Kirchenmusikdirektor Jörg Wöltche an der Chororgel. „Einfach die Augen schließen und träumen“ hieß es für einige Minuten.

Mit lang anhaltendem Applaus, was die Musiker sehr verblüffte, bedankten sich die - für die ungewöhnliche Tageszeit – vielen Zuhörer bei ihnen für die gezeigten ungewöhnlichen Leistungen als Laienmusiker.

(Text und Fotos: Peter Klopf)