Kurkantor leidet und begeistert

Kurkantor Wolfgang Zschocke verzauberte in der Erlöserkirche

Bad Kissingen, August 2012. Es gehört schon zur Tradition der Erlöserkirche, dass der August den Kurkantoren vorbehalten ist. Die Kirchengemeinde schreibt das Amt aus, und Organisten aus ganz Deutschland können sich hierfür bewerben, um in der Kurstadt nebenbei ihren Urlaub zu verbringen. Neben der Vertretung von Kantor Jörg Wöltche gehört zu ihren Aufgaben, vier Orgelkonzerte zu geben.
Mit Wolfgang Zschocke aus Meppen (Emsland) setzte sich wieder ein renommierter Organist hinter das Manual der Steinmeyer-Orgel, um die Zuhörer in die höchsten Gefilde der Orgelmusik zu entführen. Wolfgang Zschocke wurde 1940 in Chemnitz geboren. Seine Ausbildung umfasste neben der pfarramtlichen Verwaltungsprüfung in Chemnitz und dem Diakonen-Examen in Moritzburg bei Dresden auch das hauptamtliche Kirchenmusiker-Studium an der Dresdener Kirchenmusik-Hochschule. Unter anderem war er an der Stadtkirche Zschopau/Erzgebirge als Kantor, Organist und Katechismuslehrer tätig. 1974 übersiedelte er in den Westen. Als Lehrer am Gymnasium, als Chorleiter diverser Chöre und natürlich als Kantor und Organist tätig, hatte er alle Bereiche kleiner und großer Kirchenmusikarbeit kennen gelernt. Im Ruhestand arbeitet er aber in der Kreisstadt Meppen als „Dauervertreter“ in der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde „Bethlehem“ als Organist und nun in Bad Kissingen weiter.
Mit einer erfrischen Spielfreude und Leichtigkeit entlockte er beim jetzigen Konzert der „Königin der Instrumente“ atemberaubende Klangwelten. Man musste nur die Augen schließen und sich von der Musik treiben lassen. Zschocke spannte dabei den Bogen vom Frühbarock und Barock bis hin zu eigenen Kompositionen. Mit einer exquisiten Registrierung und beneidenswerter Fingerfertigkeit interpretierte er in einzigartiger Weise gefällige Orgelliteratur zum Träumen. Ob Josef Gabriel Rheinbergers „Trio g-Moll“, Georg Friedrich Händels „Orgelkonzert B-Dur“ (Op. 4, Nr. 6)oder Johann Sebastian Bachs „Toccata“ BWV 565 - immer traf er den richtigen Ton, um die Zuhörer zu bezaubern.
Dies ist umso mehr beachtlich, als in der Erlöserkirche tropische Temperaturen herrschten. Dennoch merkte man dem Organisten während des Spieles nicht an, unter welchen widrigen Bedingungen er ein grandioses Konzert ablieferte. Zufrieden konnte er daher schweißgebadet am Ende des Konzertes den begeisterten Applaus des verzückten Publikums entgegennehmen. Dass auch seine Ehefrau Roswitha Zschocke einen herrlichen Sopran besaß, zeigte sich, als sie mit „O hätt’ ich Jubal’s Harf’ und Mirjams süßen Ton“ aus "Josua" von Georg Friedrich Händel brillierte. Stimmlich bezaubernd intonierte sie das sehr anspruchsvolle Lied, von ihrem Mann begleitet. Alles in allem ein Konzert, das Herz und Sinne berauschte. Das letzte Konzert findet am Montag, 3. Sept., um 19.30 Uhr wieder in der Erlöserkirche satt. Man darf also gespannt sein.

Text und Foto: Peter Klopf

- nicht nur ein charmanter Zeitgenosse, sondern auch ein ausgezeichneter Orgelvirtuose