Einweihung der neuen Diakoniestation Schweinfurt-Stadt
Schweinfurt, Mi., 15. März 2017. So gut wie alle Mitarbeitenden hatten für diese Stunde dienstfrei, um der offiziellen Einweihung der neuen Diakoniestation Schweinfurt-Stadt beizuwohnen. Selbst Oberbürgermeister Sebastian Remelé war eigens gekommen, des Weiteren Mitglieder des Stadtrates und Dekan Oliver Bruckmann - im Talar -, der die Segenshandlung vornahm.
Zunächst gab der Vorstand des Diakonischen Werkes Schweinfurt, Pfarrer Jochen Keßler-Rosa, einen kurzen Geschichtsabriss über Entstehung und Entwicklung evangelischer Krankenpflege in Schweinfurt: Bereits 1826 habe es einen ersten Frauenverein, der sich der Armenfürsorge widmete, gegeben. Doch 1882 sei es so richtig losgegangen, als der Evangelische Verein für freiwillige Krankenpflege ins Leben gerufen wurde. Dieser habe 1929 das sog. Drescherhaus erworben und dort bis in die Kriegsjahre seinen Stützpunkt gehabt. Zwei bis vier Diakonissen aus Neuendettelsau waren auf Fahrrädern unterwegs, um 342 Patienten extern zu betreuen. Ein Bomberangriff zerstörte das Haus 1944.
Nach dem Krieg wurde das Objekt an den Schanzen 6 erworben und zum neuen Diakonie-Stützpunkt für die pflegerische Versorgung der BürgerInnen genutzt. Doch die Zunahme der Dienste in der Sozialarbeit sowie gestiegene Patientenzahlen machten die Suche nach einem alternativen Domizil notwendig.
So wurde ein neues Areal in der Nähe der Geschäftsstelle der Diakonie, in der Niederwerrner Straße 22 ½, gefunden, dort vom Ingenieurbüro Alexander Joachim ein für die Bedürfnisse der Diakoniestation zugeschnittenes Gebäude errichtet und auf 20 Jahre vom Diakoniewerk angemietet. Dieses galt es nunmehr durch den Dekan einzuweihen.
In seiner Andacht bezog er sich auf den Psalmspruch: „Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn, er wird‘s wohl machen“ (Ps 37,5), woraus Paul Gerhardt den Choral „Befiehl du deine Wege“ (EG 361) gedichtet habe: „Er singt von der Pflege“ - so der Dekan, der den Anfang der ersten Strophe zitierte: „Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt.“ Gott gehe pfleglich mit uns um und gebe niemanden auf – auch Alte und Hinfällige nicht. Ja, er sei uns Menschen treu bis ins hohe Alter, so wie es P. Gerhardt in der letzten Liedstrophe ausgedrückt habe: „und lass bis in den Tod uns allzeit deiner Pflege und Treu empfohlen sein ...“
Unser Auftrag sei es, dem Leben seine Würde zu bewahren und dem anderen gerecht zu werden – durch Zuwendung, Wahrnehmung und Sorge um Seele und Leib. Denn Kirche sei immer auch in der Leibsorge tätig gewesen; der Dekan erinnerte dazu an die Hospiz-Tradition des Mittelalters. Pflege sei eine Vertrauens- und zugleich Glaubenssache. Gottes Treue spiegele sich in unserer Pflege wider. Mit anderen Worten: „In den Pflegenden hat Gott ein Gesicht. Wir begegnen ihm hier auf frischer Tat.“ Deshalb die oft dankbare Reaktion von Patienten gegenüber dem Pflegepersonal: „Sie schickt der Himmel!“ Anschließend bat der Dekan Gott im Gebet um seinen Segen für alle diakonische Arbeit, die in diesem Haus geschehe und von ihm ausgehe. Das gemeinsame Vaterunser schloss den Segensteil ab.
OB Sebastian Remelé zollte in seinem Grußwort, auch im Namen des Stadtrates, Anerkennung für das ansprechende Ensemble, das aus einer „Bauruine“ entstanden sei. Da sich aufgrund moderner Medizin menschliches Leben immer mehr verlängere, leisteten die Mitarbeitenden der Diakoniestation „Großes, Schweres, für Menschen Existenzielles“. Eine Geldspende seitens der Stadt bat er als „Symbol“ zu verstehen.
Pfarrerin Christhild Grafe von der Kreuzkirche SW-Oberndorf brachte ebenfalls eine Gabe im Rucksack mit: 10.000 Euro. Die Kreuzkirche hatte bis vor einigen Jahren selbst einen Diakonieverein betrieben. Sozusagen aus dem Topf früherer Mitgliedsbeiträge dieses inzwischen aufgelösten Vereins, zweckbestimmt für die „Pflege bedürftiger Menschen“, konnte nun besagte Summe für die Ausstattung des neuen Gebäudes zur Verfügung gestellt werden.
Im Übrigen beherbergt das modernstem Standard entsprechende Haus neben der Diakoniestation Schweinfurt-Stadt mit 33 Mitarbeitenden – 28 Touren zwecks häuslicher Versorgung müssen täglich gefahren werden! - auch den diakonischen Dienst „Hilfen im Alltag“ für derzeit über 80 Klienten sowie das Projekt „Gerontopsychiatrische Vernetzung in der Region Main-Rhön“.