Bischof Dr. Friedhelm Hofmann hat das zu seiner Diözese Würzburg gehörende Stadtdekanat Schweinfurt drei Wochen lang visitiert. Was er unter "visitieren" versteht, nämlich "besuchen und kontrollieren", gab er unumwunden bei seinem Rundgang durch die Schweinfurter Innenstadt zu. Er hatte sich der wöchentlich veranstalteten Aktion der "Wagenkirche", in trauter Ökumene angeführt von Citypfarrer Heiko Kuschel und Pastoralreferent Günter Schmitt, angechlossen und genoss sichtlich das Bad in der überschaubaren Menge.Â
Drei Wegstationen steuert die Wagenkirche (fast) jeden Freitag an: den Markplatz, die Spitalgasse und den Wichtermann-Platz. Nein, seine Teilnahme sei "keine Art Bußübung", dementierte der Bischof auf die sicher nicht ernst gemeinte Nachfrage. Als gebürtiger Kölner fühle er sich auch nicht an den heimatlichen Karnevalsumzug erinnert, obgleich ihm Pfr. Kuschel Karamellen offerierte. Vielmehr wolle er Kirche mitten unter den Menschen demonstrieren. "Kirche ist vom Volk Gottes gebildet" und: "Gemeinsam haben wir eine kräftige Stimme." Darum solle man aufeinander zugehen und Freud und Leid miteinander teilen.
Und dies tat Bischof Hofmann denn auch, lief zielstrebig auf die Leute zu, die eigentlich gerade den Schweinfurter Fischmarkt besuchen wollten, und  tauschte mit ihnen Gedanken aus. Nach dem bevorstehenden verkaufsoffenen Sonntag befragt, entgegnete er, der Sonntag sei dazu da, dass man frei sein könne für andere Dinge als nur für Konsum. Aber da die Läden erst am Nachmittag öffnen würden, sei doch zuvor der Besuch eines Gottesdienstes möglich. "Keiner ist aus der Kirche dümmer herausgegangen als hinein!" Beim Quiz, das dann Pastoralreferent Schmitt mit dem Bischof veranstaltete, gab sich dieser freilich recht wortkarg (lesen Sie hier zwei der Fragen - Quiz Nr. 37!).
Jedenfalls war es für einige der 53.000 Schweinfurter eine überraschende Begegnung mit einem bzw. gar ihrem geistlichen Oberhirten, an die sie sicher gerne zurückdenken werden. Die Wagenkirche wird an den nächsten Freitagen ihre gewohnte Runde machen - freilich dann wieder ohne prominentes Zugpferd.