Das war sie: die erste Nacht der offenen Kirchen in Schweinfurt

 

   
Prominenz auf dem Martin-Luther-Platz: Schirmherr MdB Michael Glos mit Gattin u. Dekan Oliver Bruckmann Die beiden Dekane Reiner Fries und Oliver Bruckmann bei der Eröffnung der "Nacht"
   
In St. Johannis spielten sie die Rolle ihres Lebens (v.l.): Chr. Knoche als Ritter Conrad von Seinsheim, Pfrin. Chr. Müller als Mutter Maria, Ph. Völker als Täufer Johannes u. U. Wößner als Steinmetz Bastian  So voll wie selten: St. Salvator beim Konzert der Gruppe "Pankara Siku"

 

So bunt kann Kirche sein

Um es vorwegzunehmen: Die „Nacht“ war ein voller Erfolg – trotz städtischem Kultur-Konkurrenz-Aufgebot an diesem Vortag zum deutschen Nationalfeiertag. Nach über einem Jahr Vorbereitungszeit in Steuerungsgruppe und Vollversammlung, nach intensiver Berichterstattung in Tageszeitungen, Wochenblättern und Gemeindebriefen, nach zwei Pressekonferenzen (s. unten), Sponsorenwerbung und Verteilung von 40.000 Flyern konnte niemand behaupten wollen, er/sie hätte von dieser ersten „Nacht der offenen Kirchen in Schweinfurt“ nichts gehört und sei deswegen zu Bett gegangen.

Rund 2.500 Menschen – manche vielleicht doppelt gezählt – hatten sich zu den zwölf Veranstaltungsorten in der Innenstadt aufgemacht. Man brauchte keinen Stadtplan, sondern nur dem Besucherstrom zu folgen und gelangte alsbald zu einer Kirche oder einer kirchlichen Einrichtung wie dem Gesprächsladen oder der St. Josef-Krankenhauskapelle - aber wegen des immensen Ansturmes gerade bei den ersten Programmpunkten leider nicht immer in sie hinein oder nur auf die Treppe zur Empore. Einige Pfiffige (darunter unser Dekan) waren sogar per Drahtesel unterwegs, um die zeitlich problematischen Entfernungen zu schaffen, versäumten aber dadurch Begegnungen auf dem Weg: „Ja, da müssen Sie unbedingt hin.“ „Nein, das haben wir nicht geschafft.“ Stolz bei den einen, dass sie diesen und jenen Event miterleben durften, ein wenig Defizitgefühl bei den anderen, die irgendwo hängen blieben.

Nur subjektiv und selektiv lässt sich die Angebotspalette erfassen: Gemeinsamer Beginn um 19.30 Uhr auf dem Martin-Luther-Platz, wo übrigens auch Schirmherr MdB Michael Glos samt Frau gesichtet wurde. Dekan Oliver Bruckmann griff das Stichwort „Nacht“ auf: Nachts sei Gott zur Welt gekommen; nachts habe Jesus das Grab verlassen. Überhaupt habe Gott, der nicht schlafe noch schlummere (Ps 121,4), des Nachts oft zu Menschen gesprochen. Auch deshalb nun diese nächtliche Einladung, um Gott zu erfahren.

Längst war die Theater-Kirche St. Johannis proper voll, ehe der (unsichtbare) Vorhang zum „Johannisspiel“ (von Wiltrud Wößner; musikalisch perfekt gerahmt durch die Würzburger Hofkapelle und die Kantorei unter GMD Christel Hüttner) aufging: In vier Akten erfolgte ein Parforceritt durch annähernd 1000 Jahre Geschichte von St. Johannis und Schweinfurt. Zeitgleich stand das Publikum in der Welt-Kirche St. Salvator Schlange, um sich von bolivianischen und peruanischen Rhythmen der Gruppe „Pankara Siku“ (Ltg. Juan Osorio) mitreißen zu lassen. „Ach, wäre unsere Kirche öfters so gut gefüllt“, schwärmte die Mesnerin.

Ganz im Gegensatz dazu gestaltete sich der Besuch in der Genuss-Kirche beschaulich, übersichtlich und meditativ. Für den älteren Hauskreis eine willkommene, anregende und abwechslungsreiche Nacht! Denn das Augustinum erklärte anhand von Schautafeln den Kirchenjahreskreis (vom bevorstehenden Erntedankfest bis zu Pfingsten) und bot dazu die typischen Genüsse für den Magen an.

Auf ging’s zur Mittelerde und zum „Herrn der Ringe“: Fast nur Jugendliche des CVJM erfreuten sich hier an der Cinema-Kirche in der Luitpoldstraße. Ein bemerkenswerter Versuch eines Gottesdienstes mit Filmzitaten und Auslegung des 23. Psalmes: „Offener Krieg steht euch bevor“, aber Gandolf – ähnlich wie Jesus – tröstet: „Erwartet mein Kommen!“ Also: Wenn wir angesichts von Konflikten am liebsten weglaufen möchten, sollen wir darauf bauen, dass uns Gott auch durch finstere Tal begleitet. So einfach geht das.

Die schmissigen Songs „O happy day“ und „My sweet Lord“ wiesen leicht den Weg durch die Dunkelheit: Dass es in der Gustav-Adolf-Kirche zur Gospel-Night keine freien Plätze gebe, hatte sich schon längst herumgesprochen. Aber auch ein Blick durch die Scheibe reichte aus,  um einen nachhaltigen Eindruck von dem fulminanten Auftritt der Gruppe „Bridge to a Prayer“, natürlich unter Pfr. Manfred Herberts sangeslustiger Beteiligung, zu gewinnen. Auch der Verköstigungsstand vor dem Gotteshaus profitierte davon.

Dort fand schließlich gegen Mitternacht der gemeinsame ökumenische Abschluss durch die beiden Dekane statt. Dekan Reiner Fries resümierte noch einmal die „wunderbare erste gemeinsame Nacht“: „So bunt kann die Kirche sein!“ Danach zitierte er die tröstliche Sentenz: „Die Mitte der Nacht ist der Anfang des neuen Tages.“ Einige Nachtschwärmer prüften ihre Stimmigkeit. Jedenfalls verlangt dieses gelungene Projekt unbedingt nach Wiederholung. (Über-)nächstes Jahr in Schweinfurt? Wir sehen uns.
 

 

   
Verköstigung tut Not: Vikarin Anna-Sophie Scheckenbach (Sennfeld) u. Dipl-Pädagoge Philipp Völker (St. Johannis)   Farbenspiel in der Gustav-Adolf-Kirche: "Bridge to a Prayer" heizte ein
   
  Augustinum: An diesen Bewohnerinnen kam kein Besucher vorbei  Ja, ist denn schon Ostern? Die Genuss-Kirche ließ alle Feste schmecken
   
                   Volle Beleuchtung bei der Kino-Kirche des CVJM                         CVJM-Jugendliche völlig relaxed unter sich

 

RÃœCKBLICK:

Erste Pressekonferenz "Nacht der offenen Kirchen"

Die Dekane Oliver Bruckmann und Reiner Fries stellten am 23. Mai 2009 das Projekt vor. Sie betonten, dass durch die Vielfalt von ganzheitlich ausgerichteten Angeboten - immerhin zwölf verschiedene "Themenkirchen"! – gerade etwas für Menschen, die in der gottesdienstlichen Tradition nicht so beheimatet seien, geboten werde und dass auch jüngere Menschen und Familien jenseits der klassischen Formen kirchlicher Betätigung angesprochen würden, um den spirituellen Reichtum der verschiedenen Gemeinden und kirchlichen Institutionen Schweinfurts kennen zu lernen. An jenem Abend vor dem deutschen Nationalfeiertag  würden sie eine glaubwürdige Kirche in betonter ökumenischer Einheit erleben – außerdem lebendiger als vielleicht gedacht -, mit der Bereitschaft, neue Wege der Verkündigung zu gehen.

Kurzum: "Kirche ist anders - und hat auch noch etwas zu verschenken. Alle Veranstaltungen sind umsonst, aber nicht vergeblich" (Dekan Bruckmann).

  Zuversichtliche Dekane, dass die "Nacht der offenen Kirchen" erfolgreich sein wird

 

Zweite Pressekonferenz „Nacht der offenen Kirchen“

Schweinfurt. Endlich war ein Pressetermin mit dem Schirmherrn, MdB Michael Glos, gefunden. Am Donnerstag, 23. Juli 2009, gab er, zusammen mit den beiden Stadtdekanen Oliver Bruckmann (evang.) und Reiner Fries (kath.), im katholischen Dekanatsszentrum Vertretern von Zeitung, Funk und Fernsehen Auskunft über die Intention dieser ersten „Nacht der offenen Kirchen“ in Schweinfurt und speziell über seine Motivation.
Nach der Begrüßung durch den Hausherrn, Dekan Fries, bedankte sich der Bundestagsabgeordnete und ehemalige Wirtschaftsminister zunächst für die Ehre, dass man ihm die Schirmherrschaft angetragen habe. Die geplante Nacht erfülle das Bedürfnis der Gesellschaft nach Inspiration, Anlehnung und Werten. Die Kirche müsse auf die Menschen zugehen und echte Ökumene Platz greifen, so dass gegenseitiges Kennenlernen der beiden Konfessionen erfolge. Glos verband damit die Hoffnung, dass das Angebot auf möglichst große Akzeptanz stoße.
Dipl-Theol. Günter Schmitt, Organisator der Pressekonferenz, rechnet mit rund 6000 Besucherinnen und Besuchern der vielfältigen Angebote an zwölf verschiedenen Orten in der Schweinfurter Innenstadt. Er stellte das soeben erschienene Programmheft und an diesem Abend beteiligte herausragende Künstler und Chöre vor. Auch dankte er den zahlreichen Sponsoren, die die vielfältigen Veranstaltungen und die Werbemaßnahmen überhaupt erst ermöglicht hätten.
Dekan Bruckmann versteht diese „Nacht der offenen Kirchen“ als einen wesentlichen Schritt auf dem Weg zum Ökumenischen Kirchentag 2010 in München. Wie Glos sieht er in diesem gemeinsamen evangelisch-katholischen Projekt eine Chance zu weiterem Näherkommen. Zum anderen betonte Bruckmann die spirituelle Dimension dieser „Nacht“, denn Menschen sehnten sich nach geistlicher Erfahrung. Und drittens leisteten die Kirchen damit auch einen kulturellen Beitrag in Form von Musik oder bildender Kunst.
Auf die Frage eines Pressemannes, an welchen Veranstaltungen er denn an jenem Abend teilnehme werde, antwortete Glos diplomatisch zurückhaltend, man werde ihn „hoffentlich antreffen“.

 

   
Die Agenten der Nacht (v.l.): Günter Schmitt, Dekan Bruckmann, MdB Michael Glos u. Dekan Fries Bundesminister a.D. Glos - interviewt von einem "Radio Primaton"-Vertreter
   
                    Günter Schmitt erläutert die Sponsorentafel          Stellwand mit wichtigen Künstlern der Nacht