Kammerorchester Bad Kissingen verzauberte
Bad Kissingen, 30. Nov. 2013 (klk). Inspirierender könnte man den Advent nicht beginnen. Mit einem Orchester-Konzert in der Bad Kissinger Erlöserkirche stimmten das Kammerorchester Bad Kissingen die Zuhörer auf den Beginn des neuen Kirchenjahres und die Ankunft des Herrn ein. Wer das Kammerorchester unter der künstlerischen Leitung von Kantor Jörg Wöltche kennt, der weiß, es steht für ansprechende Musik auf musikalisch hohem Niveau.
Schon das erste Werk war exzellent und begeisterte. Mit Felix Mendelssohn-Bartholdys „Sinfonie in C-Dur“ widmete sich das Orchester einem Stück der Romantik. „Unter streichertechnischen Gesichtspunkten ist die Sinfonie für ein Laienorchester sehr anspruchsvoll und schwierig“, erläuterte Kantor Jörg Wöltche.
Ein weiterer Höhepunkt war das „Konzert für Oboe d‘amore und Orchester“, BWV 1055 von Johann Sebastian Bach mit der Solistin Christiane Jungbauer (Oboe d’amore). Das Altinstrument in der Oboen-Familie mit seinem warmen, leicht dunklen Klang wurde von Johann Sebastian Bach sehr geschätzt. Einfühlsam zeigte sich das Orchester mit seiner Solistin als homogener Klangkörper.
Christiane Jungbauer ist seit 2001 Solo-Oboistin des Polizeiorchesters Bayern in München. Inzwischen tritt Christiane Jungbauer als Solistin und Orchestermusikerin in Konzerten und Opernaufführungen in ganz Europa auf. Zu ihren Kammermusikpartnern gehören u. a. Mitglieder der Berliner und der Wiener Philharmoniker; parallel dazu hat sie in den letzten Jahren eine rege Unterrichtstätigkeit entfaltet. Jungbauer bezauberte durch ihre brillante Auslegung des Werkes mit ihrer Oboe und ließ das Stück zu einem Rausch der Sinne werden.
Absolutes Highlight war aber Johann Sebastian Bachs Kantate für Alt-Solo, Chor und Orchester, „Gott soll allein mein Herze haben“, BWV 169, mit Katrin Edelmann (Alt), der Jugendkantorei „PraiSing“ Classic, Burkhard Ascherl, (Orgel), Jörg Wöltche (Cemballo), Christiane Jungbauer, Till Joachim (Oboe d’amore), Elisabeth Karger (Englischhorn) und dem Kammerorchester. Bach stellte an den Beginn der Solokantate einen eigenständigen Instrumentalsatz. Die festliche D-Dur-Sinfonia vereinigt konzertierende Orgel, Oboen und Streichinstrumente. Dies geschieht mehrmals.
Schwer hatte es dabei Burkhard Ascherl mit seinem Orgelsolo an der Chororgel. Während das Orchester hinter ihm saß, musste er die Zeitpunkte seiner Einsätze genau einschätzen, weil die Töne der Streicher verzögert bei ihm ankamen. Doch Ascherl meisterte diese Ausnahmesituation grandios und reihte sich gleichmäßig in den Klang der Instrumente ein.
Besonderer Höhepunkt der Kantate ist der Solopart für die Altstimme. Anspruchsvoll von Katrin Edelmann gesungen, begeisterte diese durch ihre gelungene Interpretation und ihre warme Gesangsstimme. Einzigartig auch der Choral, der von der Jugendkantorei „PraiSing“ intoniert wurde. Bemerkenswert zeigten die jungen Stimmen ihre gesangliche Kompetenz.
Viele haben „Concerti Grossi“ komponiert, damals im Barock um 1700 und davor und danach. Aber selten sind sie so formvollendet wie die von Arcangelo Corelli. Hört man den Namen Corelli, denkt man fast automatisch an das Concerto grosso op. 6,8, „Fatto per la Notte di Natale“ - das berühmte Weihnachtskonzert. „Concerto grosso“ beschreibt zunächst einmal nichts anderes als die Form und Besetzung dieser Barockwerke: Solistische Abschnitte wechseln sich ab mit Orchesterpassagen. Einfache Strukturen füllt der in Bologna geborene und in Rom schaffende Corelli mit aufregenden Harmonien und anrührenden Melodien. Schlicht und trotzdem voller Überraschungen.
Ein anspruchsvolles Konzert, das allen Ansprüchen der Zuhörer gerecht wurde. „Das Konzert war einfach super, ich bin voll und ganz zufrieden. Besonders die Bachkantate war traumhaft“, sagte der musikalische Leiter Jörg Wöltche auf die Frage, wie er selbst mit dem Konzert zufrieden sei. Auch das Publikum war begeistert, was man am Applaus hören konnte.
Text und Fotos: Peter Klopf