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Selbst der Himmel über der Christuskirche trug Trauer | Meisterten den Abschied trotzdem souverän: Kerstin u. Bernhard Vocke |
Schonungen, 15. August 2010. "Abschied ist ein Gefühl, eine Emotion - manchmal sogar notwendig." Mit diesen Begrüßungsworten stimmte KV-Mitglied Helga Höhne auf den Abschiedsgottesdienst in der Christuskirche Schonungen ein. Immerhin zwölfeinhalb Jahre, seit dem 1. Februar 1998, hatten sich dort Kerstin und Bernhard Vocke die Pfarrstelle geteilt - keine Selbstverständlichkeit in der weitläufigen Diaspora mit 13 weiteren Dörfern. Zudem hatte Pfr. Vocke ein langes Jahr die Vakanzvertretung der Pfarrstelle Sennfeld inne.
Orgel, Posaunenchor, aber auch Mandoline und Gitarre bildeten den musikalisch-melancholischen Rahmen. Pfrin. Vocke hielt die letzte Predigt auf der Schonunger Kanzel über das Jesus-Gleichnis vom Schatz im Acker (Mt 13,44): Es spiele vor den Toren des Paradieses "auf deinem Acker, an den du in deinem Leben gebunden bist", wobei am Ende unserer Tage unser Leib selber ein Teil dieses Ackers werde. Doch der unerwartete Glanz des Schatzes lasse unser Leben in einem anderen Licht sehen. Freilich sei der Schatz nichts nütze ohne den, der ihn gegeben hat. "Es ist der Schatz dessen, der sich selbst verborgen hat, damit wir ihn im alltäglichen Leben finden." Auch sei er die verborgene Freude, von der wir alle leben.
Pfrin. Vocke appellierte an die Verantwortung der Gemeinde: "Diese Freude darf nicht vergessen werden. Sie muss weitererzählt werden mit unserem Leben." Letztlich sei nämlich die Gemeinde der Acker mit dem verborgenen Schatz. Dekan Oliver Bruckmann dankte dem Ehepaar im Rahmen ihrer Entpflichtung vom Dienst in Schonungen für ihren Einsatz, ihre Wertschätzung und Treue. Er habe sie als streitbare Theologenmenschen erlebt, die oft gegen den Strom und den Wind ankämpften. Besonders würdigte er ihren Einsatz für die Ökologie und die jüdische Ortsgeschichte. Auch hätten sie junge Menschen neugierig gemacht auf besagten Schatz im Acker. Die Betreuung der LektorInnen und PrädikantInnen durch Pfr. Vocke habe er in den besten Händen gewusst. Der gesamten Familie Vocke einschließlich der Söhne David und Jakob wünschte der Dekan ein gutes Ankommen in München. Gemeinsames Abendmahl beschloss den Gottesdienst.
Den Reigen der Danksagungen im Gemeindehaus eröffneten die stellvertretende Seniorin des Dekanates, Pfrin. Christhild Grafe, und Landesynodalin Renate Käser: "Zieht fröhlich eure Straße!" Im Namen der katholischen Gemeinde(n) brachte Diakon Dr. Michael Wahler in bekannter Reimform den Dank für die vielseitig praktizierte Ökumene zum Ausdruck. Er ließ symbolisch ein Jahr mit gemeinsamen Aktivitäten Revue passieren, darunter Neujahr, Weltgebetstag, Kinderbibeltag und Ostermorgenfeier. Seitens der politischen Gemeinde würdigte Bürgermeister Kilian Hartmann (CSU) das Vockesche Wirken, vor allem dass sie den Weg der Schonunger Jugendlichen maßgeblich geprägt hätten: "Gehen Sie Ihren Weg weiter!" Ein jugendlicher SPD-Mann hob im Anschluss daran prononciert hervor, Ehepaar Vocke habe die Politik der Gemeinde aufmerksam verfolgt. Das Eine-Welt-Team bedauerte (ebenfalls), ein treues Mitglied zu verlieren.
Eine zweiköpfige Abordnung von der Neuaubinger Adventskirche im Münchener Westen, der neuen Wirkungsstätte von Ehepaar Vocke, war (nur) gekommen, um zum Ausdruck zu bringen: "Wir freuen uns auf Sie." Ebenso wagte der Schonunger Kirchenvorsteher Gerhard Räth, der noch einmal den überraschenden Weggang der Pfarrersleute thematisierte und den Scheidenden ein Bild "ihrer" Christuskirche überreichte, schon den Ausblick: "Einen ganz normalen Pfarrer" wünsche sich die Gemeinde möglichst bald. Wie lautet doch das Motto der im Laufe des Nachmittags mehrfach gelobten Mesnerin Schlemm: "Man muss immer nach vorne schauen!"
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Feierliche Entpflichtung mit Segnung durch den Dekan |     Letzte Austeilung des Abendmahls an die Schonunger Gemeinde |
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Helle Freude wenigstens bei drei Pfarrerinnen (v.l.): Christhild Grafe, Tabea Richter u. Susanne Rosa | Vitamin-Gemüsespritze zum Abschied seitens der Gochsheimer Kirchengemeinde (als gäbe es keinen Viktualienmarkt!) |
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