Steinmeyer-Orgel und Kirchenmusikdirektor Jörg Wöltche feierten Dienstjubiläum
Bad Kissingen (klk). Seit 22 Jahren ist Kirchenmusikdirektor, Jörg Wölche, Herr über die 2406 Orgelpfeifen der Steinmeyer-Orgel in der evangelischen Erlöserkirche. Beide sind seit 22 Jahren mit einander innig verbunden. Zahlreiche Gottesdienste und Konzerte haben beide mit einander gestaltet und dabei die Zuhörer tief im Inneren berührt, auch wenn es 18 lange Jahre dauerte bis beide zueinander fanden.
Jörg Wöltche, 1963 in Waldalgesheim bei Bingen geboren, kam über Frankfurt und Heidelberg nach seinen Studien Theologie und Kirchenmusik (A-Diplom) 1991 nach Garding in Schleswig-Holstein und von dort 1997 als Organist der Erlöserkirche nach Bad Kissingen. Seinen ersten Vertrag als Organist hatte er bereits 1979 in Breuberg/Wald-Amorbach bekommen und ist dadurch seit 40 Jahren als Kirchenmusiker aktiv.
Seit vier Jahrzehnten ist die Steinmeyer-Orgel im Dienste der evangelischen Kirchengemeinde. Sie ist nach 1885, 1910 und 1979 bereits die dritte Orgel von der Orgelbaufirma Steinmeyer aus Oettingen im schwäbischen Landkreis Donau-Ries. Ihre Vorgängerinnen waren entweder zu klein oder gingen nach jahrelangem Gebrauch defekt. 1979 wurde daher mit Teilen der Vorgänger- Orgeln die jetzige „Königin der Instrumente“ neu aufgebaut.
„4o Jahre Kirchenmusiker und 40 Jahre Steinmeyer-Orgel, da habe ich mir gedacht, dies ist ein Grund zum Feiern“, so der Kirchenmusikdirektor. Das Ergebnis seiner Überlegungen war, die Orgel mit einem Orgel-Tag und ganz besonderer Musik in den Vordergrund zu stellen. Auftakt des musikalischen Tages war am Pfingstsonntag, ein feierlicher Festgottesdienst, den Pfarrer Steffen Lübke stimmungsvoll gestaltete und Jörg Wöltche mit speziell ausgewählter Orgelmusik passend zum Pfingstfest musikalisch umrahmte. Hier standen Johann Sebastian Bachs Choräle „Komm, Gott, Schöpfer, heiliger Geist“, BWV 667 und „Komm, heiliger Geist, Herre Gott, BWV 651, im Mittelpunkt. Den Abschluss des Vormittags bildete eine Matinee unter dem Motto „Pfingstlieder schmettern“, bei dem jeder Choral mit einer passenden Improvisation von der Orgel eingeleitet wurde. Mit Hilfe des Gesangbuches konnten die Kirchenbesucher die jeweiligen Lieder mitsingen. Am Nachmittag fanden Orgelführungen auf dem Programm, bei denen man das Innenleben der Orgel ansehen konnte.
2.406 Orgelpfeifen besitzt die Steinmeyer-Orgel, manche nur einige Zentimeter groß, andere mehrere Meter hoch. Interessant auch, dass 36 Register mit drei Manualen und dem Pedal angesteuert werden. Den krönenden Abschluss bildete ein Orgelkonzert zu Pfingsten unter dem Motto: Praeludium. Wöltche hatte dazu Werke aus der norddeutschen Orgelschule, die mit Nicolaus Bruhn oder Dieterich Buxtehude im 17. und 18. Jahrhundert ihre große Blütezeit hatte, heraus gesucht. „Praeludium e-moll“ von Bruhns sowie „Praeludium D-Dur, BuxWV 139“ von Buxtehude erklangen dazu. Johann Sebastian Bach’s bekanntestes Werk das „Prälutium und Fuge d-moll, BWV 565, durfte nicht fehlen, wie César Francks „Pièce héroïque“ als Vertreter der französischen Orgelmusik. Jörg Wöltche, virtuos in seinen Ausführungen, projizierte seine Hand- und Fußarbeit via Video auf eine Leinwand im Altarraum. So konnten alle Zuhörer nicht nur akustisch, sondern auch visuell seinen Interpretationen folgen. Unterstützt wurde er dabei vom Orgelschüler Johann Ruppert als Registrant, der nicht nur beim Registrieren der Orgel half, sondern auch die Notenblätter wendete, damit der Organist die Hände fürs spielen frei hatte.
Jörg Wöltche ist ein Virtuose, der es versteht, mit seinen anspruchsvollen Interpretationen bis an die Grenzen der Leistungsfähigkeit der Orgel zu gehen. Mit seiner Orgelliteratur rückte er die Klangkraft der „Königin der Instrumente“ wunderbar ins rechte Licht. Bezaubernd die schnellen Läufe, die rechte Hand für die Melodie, die linke für die Begleitung, die Füße für die Bässe – fast konnte einem schwindlig werden, wenn man die Leinwand ansah. Man konnte die Fingerfertigkeit und Beinarbeit des Musikers nur bewundern. Das sahen auch die Zuhörer in der Erlöserkirche so. Mit riesigemn Applaus dankten sie für eine einzigartige Gegenüberstellung von Orgelmusik des Frühbarocks bis hin zur Spätromantik und einer Musik von Franz Liszt.
Text und Fotos: Peter Klopf
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