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Aktionen der Dekanatsfrauenbeauftragten:

Nein zu Gewalt an Frauen

Zum 12. Mal: Fahnenaktion in Schweinfurt

Schweinfurt, 26. November 2012. Trotz trüben Wetters fanden sich auf dem Martin-Luther-Platz vor dem Friedrich-Rückert-Bau rund fünfzig Frauen, dazu eine Handvoll Männer ein, um ein Zeichen, konkret: um Flagge für ein gleichberechtigtes, selbstbestimmtes und freies Leben von Mädchen und Frauen weltweit zu zeigen. Heide Wunder, Leiterin der Gleichstellungsstelle für Frauen der Stadt Schweinfurt, begrüßte sie im Namen aller Religionsgemeinschaften und Initiativen wie Frauenplenum, amnesty international und der Dekanatsfrauenbeauftragten. Seit zwölf Jahren begehen sie hier gemeinsam den „Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen“ im Rahmen der von Terre des Femmes, der gemeinnützigen Menschenrechtsorganisation für Frauen, initiierten Fahnenaktion.
Zum ersten Mal war aber der Oberbürgermeister gekommen. OB Sebastian Remelé erinnerte in seinem Grußwort an die offizielle Initiierung dieses weltweiten Aktionstages 1999 durch die Vereinten Nationen. Hintergrund für dessen Entstehung sei die Verschleppung, Vergewaltigung und Ermordung von drei Schwestern im Jahr 1960 in der Dominikanischen Republik durch Soldaten des ehemaligen Diktators Trujillo gewesen.
Das diesjährige Motto „Zerbrochene Lebensträume – Frauenhandel und Zwangsprostitution“ aufgreifend, sprach der OB von 2,4 Millionen Opfern weltweit, davon zirka 270000 in den Industriestaaten. Er wünschte sich aber eine stärkere Beteiligung auch seiner „männlichen Geschlechtsgenossen“ an dieser jährlichen Aktion, um noch mehr Sensibilität für diese Problematik zu schaffen.
Renate Hofmann, Leiterin der Bad Kissinger Beratungsstelle der überkonfessionellen und überparteilichen Hilfsorganisation SOLWODI („Solidarity with Women in Distress“, „Solidarität mit Frauen in Not“), führte in ihrer Rede aus, dass Menschenhandel zu den lukrativsten Formen der Kriminalität gehöre. Das Geschäft mit der „Frischfleisch-Ware Frau“ stelle eine Verletzung der elementarsten Menschenrechte dar. Daher forderte sie für die Opfer eine gesicherte Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland sowie medizinische und psychologische Hilfen, wofür die öffentlichen Mittel aufgestockt werden müssten.
Anschließend wurden eine deutsche und eine türkische Fahne mit dem Aufdruck: „Frei leben ohne Gewalt“ gehisst. Nach dieser Fahnenaktion lud Pfarrerin Elke Münster zu einer Andacht in den Chorraum der St. Johanniskirche nebenan ein. Alle Religionen seien der Überzeugung, dass es auch Gott betreffe, wenn Menschen misshandelt würden, führte die Geistliche aus. Selbst in der Stadt Schweinfurt mit ihren 32 Bordellen gelte es die Augen aufzuhalten und auf die Problematik aufmerksam zu machen.
Sodann wurde ein Film über Frauenhandel gezeigt, wobei Opfer, Menschenhändler, Freier sowie Hilfsorganisationen zu Wort kamen. Mit Lügen und Lockangeboten werden Frauen besonders aus Osteuropa geködert. Zum Teil drastische Schilderungen ihres Leidensweges waren zu hören, aber auch davon unbeeindruckte Äußerungen ihrer „Kunden“, die dieses Geschäft als „Entwicklungshilfe ohne Verwaltungsgebühren“ bezeichneten. Die Schlusssequenz mahnte: „Die Würde der Frau ist (un)antastbar.“
Ferner betonte Ayfer Fuchs, Integrationsbeiratsvorsitzende der Stadt Schweinfurt, als Vertreterin des Islam, dass jegliche Respektlosigkeit gegen Frauen im Koran verboten sei. Und Vertreterinnen der Bahai-Religion sangen: "Wisst ihr, warum wir euch alle aus dem gleichen Staub erschaffen haben?" mit der Antwort: "Damit sich keiner über den anderen erhebe." Pfarrerin Münster beschloss die Andacht mit dem Hinweis auf die christliche Adventszeit: „Gott ist schon unterwegs zu uns, um uns Hilfe und Rettung zu bringen.“ Nach dem Segen stimmten alle das Protestlied der US-Bürgerrechtsbewegung an: „We shall overcome“.

 

 

OB Sebastian Remelé sprach im Namen der Stadt Schweinfurt; links daneben Heide Wunder von der städtischen Gleichstellungsstelle für Frauen; links außen Li Langen 

"Frei leben ohne Gewalt": Aufschrift auf zwei Fahnen - in deutscher und türkischer Sprache  

 

 

 Versammlung von 50 Engagierten auf dem Martin-Luther-Platz

Mit gewinnendem Lächeln am Eingangsportal: Pfrin. Elke Münster lud zur Andacht in St. Johannis ein. 

 

 

 Scherben - Symbol für all das, was im Leben kaputt geht - werden in Hoffnung auf Gottes neue Schöpferkräfte vor den Altar gelegt

 Gemeinsames Fürbittengebet von Vertreterinnen verschiedener Religionen

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"Lauch und Erdbeeren hat sie verteufelt"

 

24. Dekanatsfrauentag befasste sich mit Hildegard von Bingen

 

 Full House im Evang. Gemeindezentrum Schwebheim

 

 

Schwebheim, 17. November 2012. Wirklich niemand mehr passte in den Saal des Evangelischen Gemeindezentrums in Schwebheim. Über 100 Stühle waren besetzt. Frauen aus praktisch allen Dekanatskirchengemeinden waren gekommen. Dies lag bestimmt nicht (nur) am Tagesthema „Hildegard von Bingen“, sondern dokumentierte die Popularität des jährlich veranstalteten Dekanatsfrauentages - diesmal war es der insgesamt 24.!
Vor allem dem Führungstrio Brigitte Buhlheller als Moderatorin sowie Barbara Hellmann und Cordula Selbmann als tatkräftigen Mithelferinnen wurde großer Dank gezollt. Denn - darauf wies Dekan Oliver Bruckmann in seinem Grußwort hin - es war in dieser Zusammensetzung der letzte Frauentag in der zu Ende gehenden sechsjährigen KV-Wahlperiode. Die Landeskirche habe inzwischen eine neue Wahlordnung beschlossen, die auch im Dekanatsbezirk Schweinfurt Anwendung finden werde, versicherte der Dekan: „Wir brauchen und wollen Dekanatsbeauftragte“. Selbstverständlich dankte er allen Ehrenamtlichen aus den Gemeinden für die geleistete Arbeit.
Frau Buhlheller und Gemeindepfarrer Stefan Bonawitz führten sodann in das Thema ein: Erst kürzlich, am 7. Oktober 2012, habe Papst Benedikt XVI. die heilige Hildegard zur Kirchenlehrerin erhoben: eine faszinierende, facettenreiche Frau und Universalgelehrte, Mystikerin, Dichterin, Musikerin, Schriftstellerin, heutzutage vor allem noch durch ihre Ernährungslehre und Kräuterheilkunde bekannt. Deshalb sei Schwebheim als Veranstaltungsort klug gewählt worden: „Kräuterfrau trifft Kräuterdorf“ (Bonawitz).
Als kurzweilige Referentin konnte Barbara Mantel, ihres Zeichens Heilpraktikerin in Schweinfurt-Oberndorf, gewonnen werden. Zunächst stellte sie die von Umbrüchen gekennzeichnete Zeit, in der Hildegard lebte (1098-1179), vor: Kreuzzüge und erste Universitäten, Ausbreitung der Zisterzienser dank Abt Bernhard von Clairvaux, Entwicklung des Minnesangs, Veränderung des Gottesbildes hin zum liebenden Gott. Auch akustisch, per CD-Einspielung, brachte sie dem Plenum kirchenmusikalische Beispiele, unterlegt mit lateinischen Texten, nahe, präsentierte aber auch live die entsprechenden Instrumente von damals: Drehleier, Psalter, Kniegeige, Gemshorn.
Dann zeichnete Frau Mantel das Leben Hildegards nach: wie diese im Alter von acht Jahren ins Kloster kam, dort mit 16 das monastische Gelübde ablegte und mit 38 Jahren zur Äbtissin gewählt wurde. Von frühester Jugend an hatte sie bereits regelmäßig Visionen, beispielsweise die eines stark funkelnden, vom Himmel herabkommenden Lichtes. Dies brachte sie zeitweilig in den Verdacht der Ketzerei, doch 1147 legitimierte Papst Eugen III. sie als Prophetin und Predigerin. Ihre Visionen schrieb sie in ihrem Werk Scivias („Wisse die Wege“) nieder, 36 hielt sie darüber hinaus in Bildform, meist mandalaförmig, fest.
Sie gründete und baute ein eigenes Kloster mit 20 Nonnen auf dem Rupertsberg – ein Novum, da es bis dato keine eigenständigen Frauenklöster gegeben hatte -, später noch ein Tochterkloster in Eibingen. Auch von Hildegards vielen Predigt- und Seelsorgereisen, die sie erst mit über 60 Jahren unternahm, berichtete Barbara Mantel: Unter anderem sei sie mainaufwärts bis nach Bamberg gekommen.
Die Zuhörerinnen staunten sogar noch mehr, als sie ferner von den naturwissenschaftlichen Forschungen der stets wissbegierigen Heiligen erfuhren und dass sie 77 Lieder sowie ein Mysterienspiel geschrieben habe. Des Weiteren war von ihrer Edelsteintherapie die Rede und natürlich ausführlich von der Ernährungslehre: Hildegard habe Dinkel hoch geschätzt, jedoch „Lauch und Erdbeeren hat sie verteufelt“.
Alle dürften aber aus dem Staunen nicht mehr herausgekommen sein, als im Anschluss an den Vortrag Ortsbürgermeister Hans Fischer auf humorige Weise sein „Apothekergärtchen Frankens“, das es schon seit 130 Jahren gebe, vorstellte: 50 verschiedene Heil- und Gewürzkräuter würden in Schwebheim auf 100 Hektar angebaut, hauptsächlich für die Pharmaindustrie. Fischer schwelgte über die heilende Wirkung von Andorn, Mariendistel, Brennessel oder Spitzwegerich. Frau Mantel garnierte seine Präsentation mit dazu passenden Rezepttipps und Ratschlägen Hildegards von Bingen; nur die Pfefferminze habe sie noch nicht kennen können.
Doch kristallisierte sich als Fazit dieses lehrreichen Nachmittags heraus: „Ohne Glauben geht gar nichts“ (Bürgermeister Fischer). Darum luden Pfr. Bonawitz und Gemeindereferentin Gertrud Pfister im Anschluss in die Kirche St. Hedwig gegenüber zu einer ökumenischen Andacht ein.

 

 

Dekanatsfrauenvorsitzende Brigitte Buhlheller mit Dekan Oliver Bruckmann

 Nochmals Frau Buhlheller - hier mit Grußredner Pfarrer Stefan Bonawitz

 

 

 Hildegard-Kennerin Barbara Mantel zeigte eine Drehleier

 Schwebheims Bürgermeister Hans Fischer rühmte sein "Apothekergärtchen"


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Wenn Frauen reden müssen

23. Evangelischer Dekanatsfrauentag

 

 
Dekan Oliver Bruckmann erzählte von seiner Bühnenrolle; hinter ihm die Oberndorfer Barden mit: "Wo geht der Weg nach Oberndorf?" Kurzweiliges Anspiel des Leitungstrios der Dekanatsfrauen (v.l.): Brigitte Buhlheller, Barbara Hellmann u. Cordula Selbmann

 

Niederwerrn, Sa., 19.11.2011. Der diesjährige Dekanatsfrauentag fand treffend im Martin-Luther-Gemeindehaus zu Niederwerrn statt. Denn er stand ganz im Zeichen der Luther-Dekade und widmete sich unter dem Motto „Von der Freiheit einer Christenfrau“ Frauen der Reformationszeit. Vorsitzende Brigitte Buhlheller betonte vor gut 80 Damen, dass es zwar ohne einen Martin Luther, Philipp Melanchthon oder Johannes Calvin keine Reformation gegeben hätte, aber dass es genauso die Frauen zu würdigen gelte, die die protestantische Bewegung mit Wort und Tat unterstützten.
Die Oberndorfer Barden in ihrer mittelalterlichen Tracht stimmten musikalisch in das Thema ein. Vom „lobenswürdigen Baurenstand“ [sic!] sangen sie, aber auch, dass „die Bauern wollten Freie sein“. Sodann illustrierte ein heiteres Anspiel des Führungstrios der Dekanatsfrauen die große Aufbruchstimmung jener Zeit, aber auch die prekäre Situation von Frauen damals.

Referentin Gudrun Wurmthaler / Coburg ging in einem ersten Vortrag auf die Vita von zwei gerade im Schweinfurter Raum gut bekannten Reformatorinnen ein: So habe Argula, in der Oberpfalz geborene  Reichsfreiin von Stauff und verheiratet mit dem fränkischen Ritter Friedrich von Grumbach, schon früh öffentlich das Wort und die Feder für Luther ergriffen, kirchliche Missstände, vor allem den Zölibat, angeprangert und sich für bessere soziale Zustände im Lande eingesetzt. Allein sieben Flugschriften, in einer Auflage von 30.000 Stück vertrieben, veröffentlichte sie im Jahr 1523, womit sie die erste evangelische Publizistin gewesen sein dürfte. Besonders legte sie sich mit der Universität Ingolstadt an, die einen Wittenberger Magister namens Arsacius Seehofer unter Androhung von Gefängnis und Verbrennung zum Widerruf vermeintlich ketzerischer Artikel zwang, obwohl man ihn nicht mit biblischen Aussagen hatte widerlegen können.  Luther anerkennend über Argula: „Diese edle Frau kämpft einen großen Kampf mit hohem Geist.“ 1530 trafen sich beide auf der Veste Coburg. Ihre Gegner aber titulierten sie „lutherische Hure“ und „Tor zur Hölle“ und verfassten Schmähgedichte. Ihrem katholisch bleibenden Mann wurden deswegen Amt und Pfründe entzogen, sie verarmten. Doch blieb sie ihrer Devise treu: „Wenn Männer aus Furcht schweigen, müssen Frauen reden.“   
Nach Argula von Grumbach, die wahrscheinlich gegen Ende ihres Lebens auf Schloss Zeilitzheim im Landkreis Schweinfurt wohnte und dort am 23. Juni 1568 starb, hat übrigens die Evang.-luth. Landeskirche in Bayern eine Stiftung zur Förderung der Gleichstellung von Frauen und Männern in Kirche und Gesellschaft benannt.
Immerhin vier Jahre verbrachte eine andere Reformatorin in Schweinfurt: die Gelehrte und Dichterin Olympia Morata, aus Ferrara stammend, vom Schweinfurter Humanisten Johannes Sinapius erzogen und mit dem Schweinfurter Arzt Andreas Grundler verheiratet. Sie trat als Übersetzerin von Luthers Schriften ins Italienische hervor, um auch ihre Landsleute „an den göttlichen Gaben teilhaben“ zu lassen, und kam deswegen 1550 mit ihrem Mann als Glaubensflüchtling in seine Heimatstadt. Aus gesundheitlichen Gründen konnte sie einen Lehrstuhl für Griechisch an der Universität Heidelberg nicht mehr annehmen. Nur 29 Jahre alt, starb sie dort 1555 an der Tuberkulose.
Wie Dekan Oliver Bruckmann in seinem Grußwort ausführte, habe Argula von Grumbach während seines Studiums nur „in Fußnoten eine Rolle gespielt“. Dies hätte sich aber schlagartig in seiner Zeit als Pfarrer in der Oberpfalz geändert, denn 1992 sei im Dekanat Regensburg der 500. Geburtstag dieser „phantastischen Frau“ groß gefeiert worden. Dabei habe er selber auf der Bühne den Magister Arsacius Seehofer verkörpert. Bekanntschaft mit Olympia Morata machte der Dekan freilich erst in Schweinfurt, als er sich während einer Grippeerkrankung näher mit ihrem kurzen Leben befasste.

In einem zweiten Vortrag beantworte Gudrun Wurmthaler die Frage: „Was hat die Reformation den Frauen gebracht?“ Sie habe zur Aufwertung der Ehe als gottgewollter Ordnung beigetragen. Die bis dahin den jungfräulich lebenden Nonnen rangmäßig nachgeordneten, verheirateten Frauen durften auf einmal Freiheit und Anerkennung erfahren. Doch gebe es auch die konträre Ansicht, dass die Reformation die Macht des patriarchalischen Haushaltsvorstandes eher noch gestärkt habe. Zumindest sei aufgrund seiner geistlichen Macht den Frauen der Zugang zu kirchlichen Ämtern verwehrt geblieben. Selbst Luther habe als Terrain des Mannes alles, was über den hauswirtschaftlichen Bereich hinausgehe, bezeichnet.
An den Tischen rege diskutiert wurden anschließend Impulsfragen wie: „Haben die mutigen Frauen der Reformation umsonst gekämpft?“ „Wie steht es um die Gleichstellung der Frauen in Kirche und Gesellschaft heute?“ „Wie weit sind wir von der Freiheit einer Christenfrau entfernt?“
Am Ende des höchst informativen Beisammenseins stand eine Andacht zum bereits adventlichen Thema „Licht“ von Pfarrerin Annette Schumacher. An der Altarkerze wurden Teelichter fürbittend für Menschen angezündet, die des Lichtes dringend bedürfen, sowie für Situationen, in die Licht gebracht werden sollte. Außerdem erinnerten die Frauen mit dem Gesangbuchlied „Herr Christ, der einig Gotts Sohn“ von Elisabeth Cruciger (1524) an eine weitere mutige Frau der Reformation: „Er ist der Morgensterne, sein Glänzen streckt er ferne vor andern Sternen klar.“ 

 

 

Gewohnt professionell und chic: Brigitte Buhlheller moderiert den Nachmittag

 Referentin Gudrun Wurmthaler mit feministischer Ader 

 

 

Pfrin. Annette Schumacher sorgte für den besinnlichen Ausklang           Ihr Schlussappell: mehr Licht in dunkle Verhältnisse bringen

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                Bei Kaffee und Kuchen: Voll besetzte Pfarrscheune Dekanatsfrauenbeauftragte Brigitte Buhlheller (l.) u. die Referentin des Tages Ursula Lux

Erzähl mir nur keine Märchen

Dekanatsfrauentag 2009 in Maßbach

Maßbach, 14. Nov. 2009. Anlässlich des 21. Dekanatsfrauentages konnten sich die Dekanatsfrauenbeauftragten Brigitte Buhlheller und Barbara Hellmann über eine volle Pfarrscheune freuen. Rund 100 Frauen aus den 27 Gemeinden des evangelischen Dekanates Schweinfurt waren der Einladung nach Maßbach gefolgt.
In ihrer Begrüßung erinnerte Frau Buhlheller an den ersten Dekanatsfrauentag 1989, damals mit Ilse Vogel als der ersten Dekanatsdelegierten für Frauen. Die anwesende Prädikantin und ehemalige Lehrerin aus Weipoltshausen bot einen Rückblick über ihr zwei Jahrzehnte währendes Engagement für Frauengleichstellung im Dekanat. Von der feministischen Theologie der 80er Jahre geprägt, setzte sie sich unermüdlich für die Gleichberechtigung und Gleichwertigkeit der Frauen sowie für eine gender-gerechte Sprache gerade im kirchlichen Bereich ein, aber auch für das Schweinfurter Frauenplenum und die Gründung des Frauenhauses, der Anlaufstelle für sexuelle Gewalt an Mädchen und Frauen. Vogel: „Jedes Frauenhaus ist eine Männerschande.“
Den thematischen Schwerpunkt der Veranstaltung bildete der Vortrag von Theologin und Logotherapeutin Ursula Lux / Schonungen über das Grimmsche Märchen „Schneeweißchen und Rosenrot“, das sie facettenreich tiefenpsychologisch interpretierte. Denn Märchen seien beileibe keine Kindergeschichten, sondern von Erwachsenen primär für Erwachsene erzählt. Märchen wollten das Urvertrauen stärken und aufzeigen, wie Leben gelinge. Beeindruckend entschlüsselte Lux einzelne Bilder und Symbole: Die unzertrennlichen Schwestern Schneeweißchen und Rosenrot, die „sich immer an den Händen fassten, sooft sie zusammen ausgingen“, seien die beiden komplementären Teile unserer Persönlichkeit: die spirituelle, nach innen orientierte Dimension und die aktive, nach außen gerichtete Komponente. Der Bär verkörpere das männliche Element, das aus dem chaotisch-dunklen Wald in ihre heile, paradiesische Welt hereinbreche. Auch wir würden uns zwecks Schutz und Tarnung immer wieder ein dickes (Bären-)Fell zulegen, das wir nur ungern öffneten. Doch alle besäßen wir im Kern etwas Göttlich-Goldenes. Die Vereinigung von Mann und Frau als Happyend gehöre zur Erlösungstat eines Märchens.
Der märchenhafte, lehrreiche Nachmittag klang aus mit einem Gottesdienst in der evangelischen Kirche von Maßbach, gestaltet von Pfarrerin Elke Münster / Schweinfurt. Sie zeigte den Tiefensinn der biblischen Erzählung von der Heilung eines Gelähmten auf: Jesus gebiete ihm aufzustehen, was bedeute, sich selbst aus seiner Situation zu befreien und endlich die Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen. Pfarrerin Münster ermutigte ihre Zuhörerinnen, keine Angst vor den notwendigen Wandlungen in unserem Leben zu haben, sondern sich immer neu aufzumachen und das Leben auszuschöpfen.

   
Immer noch kämpferisch: Ilse Vogel Pfarrerin Elke Münster sorgte für den Abschluss

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Fahnenaktion gegen Genitalverstümmelung

Bericht aus dem Schweinfurter Tagblatt vom 27.11.08

Anklage gegen eine unmenschliche Praxis

Schweinfurt, 25.11.2008. Mehr als 150 Millionen Frauen sind weltweit von Genitalverstümmelung betroffen. Darauf machte die Menschenrechtsorganisation Terre des Femmes am Dienstag mit ihrer Fahnenaktion aufmerksam. Bundesweit wurden an 3000 öffentlichen Gebäuden Fahnen hochgezogen, die die Gewalt an Frauen anprangern. In Schweinfurt trafen sich etwa 30 Frauen vor dem Friedrich-Rückert-Bau.
Heidi Wunder, Gleichstellungsbeauftrage der Stadt, präsentierte erschreckende Zahlen: In 28 afrikanischen Ländern sowie im Süden der arabischen Halbinsel ist es bis heute Brauch, weibliche Genitalien ganz oder teilweise zu entfernen. Manche Mädchen werden schon in den ersten Lebenswochen, andere vor der Pubertät, vereinzelt auch erwachsene Frauen vor der Eheschließung ohne Betäubung beschnitten. Dabei geht es meist unhygienisch zu, Messer, Rasierklingen, Scheren oder Glasscherben dienen als Werkzeug. Nicht jedes Mädchen überlebe diese Prozedur. […] Tradition und Religion würden als Gründe für die Beschneidung benannt. Klar sei aber, dass dieser Brauch von keiner Religion verlangt wird, so Heidi Wunder. […]
Terre des Femmes schätzt, dass 2005 in Deutschland 18 000 Frauen betroffen waren und weitere 6000 Mädchen jährlich gefährdet sind. Nach deutschem Recht handelt es sich bei der Verstümmelung weiblicher Genitalien zwar um „gefährliche Körperverletzung“, als Asylgrund wird sie jedoch nicht anerkannt.
Erstmals brachten die an der Fahnenaktion beteiligten Organisationen – Sozialdienst katholischer Frauen, Dekanatsfrauenbeauftragte, Frauenhaus, Frauenplenum, ver.di Bezirksrat und amnesty international – heuer ihre Klage auch vor Gott. In der Johanniskirche gab es eine Konfessionen und Religionen übergreifende Andacht. Christliche Frauen, Anhänger der Bahai und Moslems vereinten ihr Engagement im Gebet, zu dem auch Imam Akay Atik eine Sure aus dem Koran sang.

 

Andacht in der St. Johannis-Kirche.

Im Mittelpunkt: Imam Akay Atik

(Foto + Text: Ursula Lux)

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Dekanatsfrauentag 2008

Schweinfurt. Am Samstag, dem 8.11., trafen sich etwa 80 Frauen in den liebvoll hergerichteten Gemeinderäumen der Auferstehungskirche zum diesjährigen Dekanatsfrauentag. Das Thema des Nachmittags war „Ich bin wie ich bin – Das Enneagramm“. Nach der Begrüßung durch die Dekanatsfrauenbeauftragte Brigitte Buhlheller führte die Hausherrin Pfarrerin Christiane Müller anhand einer Traumreise zu drei sehr unterschiedlichen Städten in das Thema ein.

Die anschließende Kaffeepause wurde für persönliche Gespräche genutzt. Viele das Thema vertiefende Bücher, aber auch kleine Geschenke für das nahende Weihnachtsfest bot der Büchertisch.

Nach der Kaffeepause stellte Pfarrerin Müller die neun Typen des Enneagramms vor, indem sie jedem Typ eine biblische Gestalt und eine noch lebende Persönlichkeit zuordnete. Abschluss dieses Nachmittags war eine Andacht rund um die Geschichte von der Heilung der zehn aussätzigen Männer, von denen nur einer zurückkam, um sich zu bedanken. Sehr interessant war dabei die Auslegung dieser Geschichte auf der Grundlage des Enneagramms. Mit einem kleinen Geschenk und der Einladung zum nächsten Dekanatsfrauentag am 14.11.2009 in der Kirchengemeinde Maßbach wurden die Frauen in den Abend entlassen.

Barbara Hellmann

   
 

Oben l.: Pfarrerin Müller lässt ihr Licht leuchten.

Oben r.: Vorsitzende Buhlheller mit aufmerksamer Hörerin Fr. Eck-Schüler

Links: Großes Interesse im gut gefüllten Saal

(Fotos: Hellmann)

------  Zum Dekanatsfrauentag 2007, s. Archiv 2007, Bericht Nr. 4

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