Diese Seite ist veraltet und gehört zu unserer alten Website, die bis 1. Dezember 2012 in Gebrauch war.

Die aktuelle Website des Dekanats Schweinfurt finden Sie unter

www.schweinfurt-evangelisch.de

Erinnern Sie sich? Einführung des neuen Dekans

 

   
Umschlagbild auf der Einladung zum Einführungsgottesdienst: Aquarell "Johanniskirchweih 1974" von Isi Huber  Einzug der Pfarrerinnen und Pfarrer; im Hintergrund: das Dekanat
                           
     Mit dem Kreuzträger voran: Der clerus maior (Foto: C.P. Gras)     Seine erste Predigt auf der Kanzel von St. Johannis (Foto: C.P. Gras)
   
 Szene aus dem Festgottesdienst in St. Johannis  Auch die "Johannisbären" singen und spielen für den neuen Dekan

 

"... so bezeuge es vor Gott und dieser Gemeinde mit deinem Ja." "Ja, mit Gottes Hilfe."

Schweinfurt. Eigentlich kam es nur auf diese Worte am langen Nachmittag des 08. Oktober 2006 an. Damit bejahte Pfr. Oliver Bruckmann vor Gemeinde, Kirchenvorstand, Dekanatsausschuss, Pfarrkapitel und befreundeten Dekanen, was der Landeskirchenrat am 26. Juni 2006 beschlossen hatte: nämlich ihm die 1. Pfarrstelle von St.-Johannis und mit ihr verbunden das Dekansamt für den Dekanatsbezirk Schweinfurt mit Wirkung vom 1. Oktober 2006 zu verleihen.

Aber der Reihe nach: Bei bestem Herbstwetter gestaltete sich der Einzug der Pfarrerinnen und Pfarrer in die bereits überfüllte Kirche höchst imposant. Auch was die musikalische Ausgestaltung des Festgottesdienstes anbelangte, wurde höchstes Niveau geboten: Posaunenchor und Kantorei St. Johannis, das Kammerorchester Bad Kissingen und "Die KisSingers" unter Leitung der beiden Dekanatskantoren Frau Balzer und Herrn Wöltche präsentierten beeindruckend Stücke aus Klassik und Moderne.

Im Rahmen seiner Einführungshandlung stellte Regionalbischof Helmut Völkel den neuen Dekan zunächst noch einmal biographisch vor und legte seiner Ansprache das Wort Galater 5,1 zugrunde: "Zur Freiheit hat uns Christus befreit." Er betonte in gut protestantischer Diktion: "Wir alle sind eine Gemeinschaft der durch Christus Befreiten. Martin Luther hat diese Freiheit eines Christenmenschen für sich am eigenen Leib erfahren." Die evangelische Kirche kenne keine Hierarchie; sie sei eine "Kirche der Freiheit" (so der Titel eines Impulspapiers der EKD). Dem neuen Dekan wünschte OKR Völkel, dass er mit dieser großen inneren Freiheit in Christus seinen Dienst beginnen möge. Es folgte unter Handauflegung seine Segnung und die Überreichung des Amtskreuzes, welches bereits sechs seiner Vorgänger trugen.

Der neue Dekan legte seiner Predigt Sätze aus dem 1. Johannesbrief zum Thema "Liebe" zugrunde: Menschen sehnen sich danach, beachtet und geachtet zu sein. Sie möchten, dass ihr Leben glückt. Letztlich sehnen sie sich nach dem Himmel - und die Liebe ist der Weg dahin. Wer selbst nie geliebt wurde, hat es schwer, andere zu lieben. Gott macht den ersten Schritt in der Liebe: "Ich interessiere mich für dich. Du bist mir wichtig und recht." Dies ist unsere christliche Botschaft: dass nicht nur der, der Recht hat, Gott recht ist, sondern dass es um ein Recht-Sein bei Gott geht, das keine Unterscheidung zwischen Siegern und Verlierern kennt. Und damit öffnet sich der Himmel, nach dem wir uns sehnen.

Vier Grußworte markierten das Ende des Gottesdienstes: Oberbürgermeisterin Gudrun Grieser brachte auch im Namen des Schweinfurter Landrates Leitherer und der stellvertretenden Landrätin von Bad Kissingen, Frau Dünisch, ihre Genugtuung zum Ausdruck, dass die Dekansvakanz nur wenige Monate währte. Dekan Bruckmann habe ein weites und lohnendes Feld zu bearbeiten. Als brisante Themen und Aufgaben für die "Herausforderung Schweinfurt" nannte sie: Menschen mit und ohne Arbeit; Menschen mit neuer Heimat (Spätaussiedler!) und Menschen, die Heimat erst einmal für sich definieren müssen (Stichwort: Interreligiöser Dialog).

Dekan Stefan Mai, der die Grüße der katholischen Pfarreien Schweinfurts überbrachte, meinte süffisant, nun habe nicht nur die Römisch-Katholische Kirche, sondern auch das evangelische Dekanat Schweinfurt einen Pontifex Maximus an der Spitze. Denn nichts anderes bedeute der Name "Bruckmann" im Lateinischen. Er wünschte deshalb dem neuen Dekan die Kraft zum Brückenbauen - speziell hin zu den katholischen Gemeinden und anderen religiösen Gemeinschaften in der Stadt, aber auch zur "himmlischen Transzendenz". Symbolisch überreichte er eine Maurerkelle.

Der Senior des Pfarrkapitels Wolfgang Brändlein/Obbach gab - wie von ihm nicht anders zu erwarten - ein heiteres Gedicht zum Besten, welches ebenfalls eine Pontifex-Anspielung auf Dekan Bruckmann enthielt: "Ein 'Bruckmann', wohl einer der Brücken baut, nicht über den Main, die sind schon gebaut. Ein Dekan, der namentlich Brücken schlägt, der Verbindungen aufbaut und keine zersägt. Ein Pontifex – es muss ja kein Maximus sein... – einer, der Menschen nicht gern lässt allein." (Das gesamte Gedicht ist mit freundlicher Genehmigung des Dichters am Ende dieses Artikels abgedruckt!).

Schließlich ergriff für den Kirchenvorstand von St. Johannis Vertrauensfrau Wiltrud Wößner das Wort und definierte auf ähnliche Weise den Namen "Bruckmann": ein Mann, der an der Brücke wohnt. Mittels der Brückenmetapher verdeutlichte sie, dass alle Menschen von Haus aus Inseln sind, die ein Brückengeflecht brauchen. Sie schenkte dem Dekan ein Papierkreuz, das sich zu einem Würfel, symbolisch: ein Stein zum Brückenbauen, falten lässt.

Abschließend dankte Dekan Bruckmann allen am Gottesdienst Beteiligten, insbesondere aber Herrn Pfr. Walter Neunhoeffer für die Vakanzvertretung, und lud alle zum Beisammensein in den Martin-Luther-Gemeindesaal ein.

BILDIMPRESSIONEN VOM ANSCHLIESSENDEN EMPFANG:

                 
Entspannte Atmosphäre: Regionalbischof Völkel mit Ehepaar Bruckmann Überglückliche Damen des Kirchenvorstandes (v.l.): Frau Dämmrich, Frau Eck-Schüler, Frau Wößner, Frau Dietz
         
                                                       Gratulationen zuhauf ...  ... nehmen schier kein Ende
                     
           Strahlender Pfr. Neunhoeffer: "Es ist vollbracht" Gedankenaustausch zwischen Dekan Mai und unserem Synodalen Horst Eichner
     
SPD-Vorsitzende Petersen mit EBW-Geschäftsführerin Schmidt  Dekan i.R. Strauß und der Dekanatsschulbeauftragte Pfr. Petersen
   
   
              
           

Gedicht zur Installation
von Dekan Oliver Bruckmann
am 8. Oktober 2006 in Schweinfurt

Eigentlich wollt’ ich heute mal nicht dichten,

doch es kam, wie es kommt, und meine Absichten,

die waren dahin, drum sprech’ ich jetzt wieder

in Reimen und Metren, als sänge ich Lieder.

 

Ein neuer Dekan hat in Schweinfurt begonnen,

nachdem ein paar Monate waren verronnen.

Wir freuen uns sehr, dass wir Sie nun hier haben,

Herr Bruckmann, mit vielen erkennbaren Gaben.

Mit Frau und vier Kindern, richtig Leben im Haus,

ein Mann und ein Vater, der kennt sich wohl aus.

 

Doch hat es bei mir ein bisschen geholpert,

ich bin nämlich über Ihren Namen gestolpert.

Ein „Bruckmann“, wohl einer der Brücken baut,

nicht über den Main, die sind schon gebaut.

Ein Dekan, der namentlich Brücken schlägt,

der Verbindungen aufbaut und keine zersägt.

Ein Pontifex – es muss ja kein Maximus sein... –

einer, der Menschen nicht gern lässt allein.

Die Brücke zu Gott ist längst schon gebaut,

wohl dem, der auf Christus, “die Brücke“ vertraut.

Doch eines Dekanes Amt ist es freilich,

dass er die Gemeinschaft fördert gedeihlich,

dass viele er einlädt, um mitzugestalten,

dass Kirche vor Ort möge sich noch entfalten.

Dass im Dekanatsbezirk viele Menschen entdecken:

Es lohnt sich, Liebe und Kraft reinzustecken,

um Gott zu dienen, in Taten und Worten,

in Schweinfurt und auch in all unsren Orten.

Es lohnt sich, den Glauben an Christus zu leben

ohne dabei von der Erde abzuheben.

 

Drum wünsche ich Ihnen für Ihren Dienst als Dekan,

dass Sie Brücken bau’n zwischen Menschen mit Elan.

Begeisterungsfähigkeit ist eine der Gaben,

die Sie mitbringen und die wir sehr gerne hier haben.

Sie werden hier herzlich aufgenommen,

als unser Dekan von uns angenommen.

Der Dekanatsausschuss ist für vieles sehr offen,

und wird auf neue Impulse auch hoffen.

Es sind hier sehr viele engagierte Leute,

auf die können Sie zählen – und dies nicht nur heute.

 

Dies gilt für das Pfarrkapitel auch ganz dezidiert,

Pfarrerinnen und Pfarrer sind sehr motiviert.

Wir freuen uns, dass der neue Dekan

als Gemeindepfarrer lang’ seinen Dienst hat getan.

Da weiß man genau, was manchmal belastet,

wenn man von Sitzung zur Beerdigung hastet.

Wenn Bürokratie, so nötig sie ist,

uns manchmal die Haare vom Kopf auffrisst,

wenn wir einen Brief nach München dann schreiben,

und nach vier Monaten immer noch ohne Antwort bleiben.

Wenn die lieben Finanzen die Gemeinden oft drücken,

im Haushaltsplan gähnen bald faustgroße Lücken.

Wenn dann innerkirchlicher Finanzausgleich,

uns spielt den ein’ oder anderen Streich. –

Wir brauchen nicht jammern, es gilt zu gestalten,

mit Kreativität, nicht nur mit Verwalten.

Auf mittlerer Eb’ne wird in den kommenden Jahren

die Ernte der Kooperation eingefahren.

Es wird ein echtes Abenteuer,

das einem nicht immer ist so ganz geheuer

bei nachlassender Kirchensteuer

und sanierungsbedürftigem Gemäuer.

 

Doch wer das Bergsteigen mag und das Radeln,

hat davon nicht nur stramme Wadeln,

der hat ein Kämpferherz und Mut dazu,

der ruft beim Klettern und Uphill noch „Juhu!“

Man schraubt sich hoch in Serpentinen,

die später gar nicht übel schienen.

Man wird doch überreich belohnt,

wenn man sich muskulär nicht schont.

Ich wünsche reichlich Steherqualitäten,

viel Augenmaß, Blick für die Realitäten.

Viel Biss und kräftige Visionen.

Viel Freude mög’ in Ihnen wohnen.

Der Wochenspruch sagt es so schön:

Wer glaubt, wird nicht im Dunkeln stehn.

Wer Gott vertraut, hat Anteil an der Freude,

von Ostern her gibt’s keinen hoffnungslosen Leute.

Und das liebe Evangelium,

geht fröhlich um und um.

Die Kirche wird von Gott erhalten,

das soll’n wir im Gedächtnis stets behalten.

 

Sie mögen hier bald heimisch sein,

an diesem schönen Fleck am Main.

Ich wünsche eine richtige gute Zeit!

– Gleich haben wir Gelegenheit,

die Bruckmanns persönlich zu begrüßen

und ihren Anfang mit eig’nen Worten zu versüßen.

 

Drum komm’ ich nun zum Ende,

nehm’ meine Zettel in die Hände.

Sie haben lange zugehört,

Sie haben mich auch nicht gestört.

Sie liehen mir Ihr wertes Ohr.

Wolfgang Brändlein, Senior

Ende eines langen Tages: St. Johannis mit gehisster Kirchenfahne