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Das evangelische Schweinfurt stand am Jubilate-Sonntag, dem 07. Mai 2006, ganz im Zeichen der Verabschiedung von Herrn Dekan Walter Luithardt und seiner Frau Adelheid. 10 Jahre hatten sie in Schweinfurt gelebt und gewirkt. Folgender Bericht samt Bildergalerie versucht die Erinnerung an dieses außergewöhnliche Ereignis festzuhalten:
Titelblatt des Gottesdienstprogrammes
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Die Spannung steigt: Letzte Regieanweisungen des Dekans |
Volle Konzentration (v.l.): Frau Käser, Pfr. Bonewitz, Pfr. Neunhoeffer, Regionalbischof Völkel, Pfarrerin Dr. Strelow, Herr Peter, Pfarrerin Vocke
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Pfarrer und Pfarrerin von Rotenhan mit Diakon Holzheid |
Posaunen-Entree am Kirchenportal; Dirigent: Rolf Krauß |
Aufstellung zum Einzug; im Vordergrund die beiden Dekanatsausschussmitglieder Frau Seßner und Herr Hofmann |
1. FESTGOTTESDIENST
Der Festgottesdienst mit Abendmahlsfeier um 14.00 Uhr in der St. Johanniskirche war so gut besucht wie kaum je zuvor. Inbesondere fielen die schier unzähligen Talarträgerinnen und -träger auf, darunter Dekane aus den Nachbardekanaten Würzburg, Bad Neustadt und Aschaffenburg, die nach feierlichem Einzug im Chorraum ihre Plätze einnahmen.
Imposant musikalisch umrahmt durch die Kantorei St. Johannis und den Evangelischen Posaunenchor Schweinfurt predigte Dekan Luithardt über Sätze aus dem 1. Korintherbrief des Apostels Paulus (Kap. 3,5-11), u.a. über: "Wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerfeld und Gottes Bau." Luithardt betonte: "In der Kirche dürfen nicht Personen im Zentrum stehen, auch wenn Abschiednehmen nie ohne persönliche Beteiligung geht. Wir sind nur Gottes Mitarbeiter und müssen hinter ihm - dem Architekten des Kirchenbaus, der Seele des Ganzen und dem lebendigen Fundament - zurücktreten. Doch seine Mitarbeiter zu sein beinhaltet eine große Verantwortung: Denn wir haben uns um seine Kirche zu kümmern und uns da einzumischen, wo Ungerechtigkeit oder Gewalt herrschen - dies immer im Vertrauen auf seinen Beistand. In Gottes Zukunft finden wir alle unsere Zukunft."
Es folgte die offizielle Entpflichtung des Dekans: Amtsbruder Dr. Günther Breitenbach aus Würzburg als Sprecher der Dekaninnen und Dekane Unterfrankens verlas den Wortlaut der von Landesbischof Dr. Johannes Friedrich unterzeichneten Ruhestandsurkunde, worin er Herrn Dekan Luithardt ausdrücklich die "Anerkennung seiner Dienstleistung" aussprach. Herr Regionalbischof Helmut Völkel wählte als geistliches Votum den Wochenspruch 2. Korinther 5,17 ("Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur"). und zeichnete noch einmal die Stationen des pfarramtlichen Weges von Dekan Luithardt nach:
- ab 1968: Vikar in Rotthalmünster (mit Bad Füssing)
- 1973 bis 1984: Pfarrer in Goldbach-Hösbach (bei Aschaffenburg)
- 1984 bis 1996: Geschäftsführer des Diakonischen Werkes Coburg
- 1996 bis 2006: Dekan von Schweinfurt
Abschließend dankte Herr Oberkirchenrat Völkel dem Dekan für seine sorgfältige, solide Haushalterschaft. Nun sei er frei von seinen Amtspflichten und könne getrost die Verantwortung für das Dekanat Schweinfurt in Gottes Hand zurückgeben. In Anspielung auf Luithardts Ruhestandswohnsitz Aschaffenburg meinte er: "Der Main verbindet Vergangenes und Gegenwärtiges." Dekan Luithardt legte daraufhinsein Amtskreuz auf den Altar und empfing zusammen mit seiner Frau den kirchlichen Segen.
2. FESTEMPFANG
Der Festempfang fand im ebenfalls voll besetzten evangelischen Gemeindehaus in der Friedenstraße statt. Aus der Fülle der sich über fast drei Stunden erstreckenden Grußworte, moderiert vom Dekansstellvertreter Pfr. Neunhoeffer, und musikalischen Darbietungen seien folgende markante Gedankensplitter aufgelistet, welche Dekan Luithardt (und Frau) treffend charakterisierten:
Dekan Dr. Günter Breitenbach/Würzburg: "groß an Erfahrung, an Menschlichkeit und Gelassenheit".
Aus dem gesungenen Abschiedsgruß von Dekan Stefan Mai (röm.-kath. Kirche Schweinfurt): "ein guter Diplomat"
Dr. Ludwig Markert (Präsident des Diakonischen Werkes Bayern): "Es ging Ihnen darum, Diakonie und Kirche zusammenzuhalten."
Heinz Mühlhoff (KV-Vertrauensmann der Kirchengemeinde Goldbach): "schönster Pfarrer am Untermain", "hat alle Bauvorhaben umgesetzt", zugleich Dank an Frau Luithardt "für die vornehme Art, gepflegte Akzente zu setzen."
Peter Heusinger (Stellvertretender Bezirkstagspräsident Unterfranken): "ein besonderes Salzkorn"
Gudrun Grieser (Schweinfurts Oberbürgermeisterin): "hartnäckig trotz zurückhaltender Art"; "er führte bisherige 'Baustellen' fort und eröffnete neue 'Baustellen' (z.B. Integration von Aussiedlern, Einrichtung von Kindergärten)".
Harald Leitherer (Landrat von Schweinfurt): dankte auch im Namen des Bad Kissinger Landrates Thomas Bold für die vielfältigen Begegnungen, besonders für die Zusammenarbeit in der Fachakademie und im staatlichen Schulamt
Marion Beck-Winkler (Mitglied des Präsidiums der Dekanatssynode SW): "ein Ästhet, kreativ-schöpferisch arbeitend, mit feiner Ironie"
Dagmar Kohlmeyer (Leiterin der Evang.-Luth. Gesamtkirchenverwaltung SW): "sowohl Bau- als auch Schatzmeister, souverän in Sitzungsleitung"
Pfr. Rolf Roßteuscher (Leiter der Fachakademie für Sozialpädagogik): "sein Lieblingswort war 'Wahrnehmung'".
Pfr. Wolfgang Brändlein (Senior des Dekanates SW): "Manches Pferd galt es für dich aufzuzäumen", "dein Humor war manchmal British" und: "Adelheid, du zaubertest oben (im Hinblick auf den Neujahrsempfang für die Pfarrerinnen und Pfarrer)".
Wiltrud Wössner (KV-Vertrauensfrau von St. Johannis SW) präsentierte eine hintersinnige Umdichtung des mittellateinischen Walthari-Liedes auf "Walter und Adelheid".
Das Dankeswort des scheidenden Dekansehepaares für die vielen Worte markierte den Schluss des offiziellen Teiles: "Doch nicht alles, was wahr ist, muss auch gesagt werden." Mittels einer mathematischen Doppelgleichung unterstrich Dekan Luithardt noch einmal sein Schatzmeistertalent: "10 Jahre (mit Adelheid) geteiltes (Amts-)Leid = 5 Jahre; 10 Jahre geteilte (Amts-)Freude = 20 Jahre."
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Regionalbischof Völkel segnet Ehepaar Luithardt (Foto: Peter Klopf) |
Nach dem Gottesdienst (v.l.): Regionalbischof Völkel, Ehepaar Luithardt, Dekan Dr. Breitenbach |
Prominenz in der ersten Reihe (v.l.): Dr. Markert, Dekan Mai, Dekan Dr. Breitenbach, Frau und Herr Regionalbischof Völkel |
Die Kantorei St. Johannis mit dem Lied "Schweinfurt, ich muss dich lassen"; Leitung: Kantorin Balzer
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3. Abschließend drucken wir im freundlicher Erlaubnis des Verfassers noch ein heiteres Gedicht ab, das dieser im Rahmen der Abschiedsfeier vortrug:
Zur Verabschiedung von
Dekan Walter Luithardt und seiner lieben Adelheid
von Senior Wolfgang Brändlein, Obbach
mit einem Einschub von Charlotte Brändlein
Wenn man zehn Jahre vor sich hat,
dann scheint dies eine lange Zeit zu sein,
doch wenn der große Abschied naht,
wird die Dekade plötzlich ziemlich klein.
Das Land, das unbesiedelt vor uns lag,
verkleinert sich mit jedem Glockenschlag,
und bis wir uns versehen
und uns ein wenig drehen,
ist sie vergangen, die Dekade
und viele sagen: Das ist schade.
Doch halt, bevor wir lamentieren
und uns mit Selbstmitleid beschmieren
darf ich im Namen der Kollegen,
die ihren Pfarrdienst emsig pflegen,
der Frauen und der Männer auch
wie es beim Abschied ist der gute Brauch
ein Wort an den Dekan noch richten.
Mir macht es Spaß, dabei zu dichten.
Wenn ich zurück denk’ an den Start,
dann war der lustvoll und auch hart.
Denn manches galt es aufzuräumen,
und manches Pferd neu aufzuzäumen.
Es war ein neuer Stil zu finden
und viele Menschen einzubinden.
Wir, die wir damals hier schon waren,
haben dies durchweg beglückt erfahren.
Wir danken dir, mein lieber Walter,
du warst ein guter Umgestalter,
du hast dich nicht entmut’gen lassen,
und warst bereit, dich zu befassen.
Wir haben vieles bald genossen,
euer Haus war für uns nicht verschlossen.
Und wenn das Neue Jahr begonnen,
acht Tage waren grad verronnen,
dann waren wir stets eingeladen,
wir kamen gerne, ’s tat uns nie schaden.
Neujahrsempfang bei unserem Dekan –
das Neue Jahr fing damit schon gut an.
Nun darf ich seine bess’re Hälfte loben,
Adelheid, du zaubertest oben.
Du hast dich richtig reingehängt
und uns so manches eingeschenkt;
die Teller füllten sich mit Speisen,
die viele heute gern noch preisen.
Überhaupt war Adelheid, die Frau Dekan,
uns Pfarrersleuten zugetan.
Du hast dich bei uns eingebracht,
hast manches in uns angefacht.
Und wenn man dacht’, es geht nichts mehr,
kam von Adelheid ein Kanon her.
Wir sind zum Singen bald geschritten,
am Rande und auch durch die Mitten.
Doch muss ich hier nicht weiterreden,
denn meine bess’re Hälfte hat die Fäden
wohl in der Hand als Pfarrersfrau
sie dichtet hier weiter, ganz genau.
Ja, heute steht in dieser Runde,
noch jemand anderes bereit.
Sie war als Pfarrfrau mit im Bunde,
uns wohlbekannt als Adelheid.
Sie kommt daher mit Frische und mit Schwung,
der rote Schal stets gut zu seh’n.
Sie hat viel Tiefgang, viel Erfahrung,
als Freundin wird sie von hier geh’n.
Sich einzubringen ist ihre Eigenschaft –
Morgen(s)ma(h)lzeit, Kirchenführung, Chor.
Da spürten wir ihre ganze Leidenschaft,
und mancher Kanon drang an unser Ohr.
Sie hielt die Frauschaft hier zusammen,
uns eingeladen ohn’ Verdruss.
Sie konnt’ uns manchesmal entflammen;
ich hoff, damit ist nun nicht Schluss.
Und auch das Pfarrfraun-Team aus Bayern
war froh, dass du dein Ehrenamt
versehen hast so gar nicht bleiern,
sondern Herz und Mut, Sinn und Verstand.
Nun lass dir von uns „Danke!“ sagen.
Mit zwei Gutscheinen stehe ich hier.
Ich hoff, dass wir damit auch richtig lagen.
Es ist viel mehr als nur Papier.
Für Leib und Seele zwei schöne Sachen,
die euch sicherlich viel Freude machen.
Im Aschaffenburger Hofgartenkabarett
– hörten wir – sei es überaus nett.
Danach könnt ihr dann Füße und Knie
bewegen zur gehobenen Gastronomie.
Und außerdem noch eine Rolle
mit guten Wünschen nur für dich.
Dies war nun meine Teilzeitrolle,
die aber durchaus wesentlich.
Zurück zu unserem scheidenden Dekan,
der Pause hatte momentan.
Dein Interesse an Strukturen,
die Freiheit auch zu Korrekturen,
das Wühlen in dem Kirchenrecht,
der Durchblick im dichten Geflecht
von Verordnungen und neuen Regeln,
du wolltest mit uns weitersegeln,
als Kapitän und Mann am Steuer,
dass uns verschling kein Ungeheuer.
Es gab so ein paar Lieblingsworte,
die sprachst du gern an jedem Orte.
So manches galt es „aufzunehmen“,
so manches Thema „wahrzunehmen“.
Es galt „Bezüge“ herzustellen,
die auch mal in den Ohren überquellen.
Da bleibt es freilich auch nicht aus,
dass man nicht immer kriegt Applaus.
Dem einen fehlt die theologische Spitze,
der andere bemängelt deine Witze.
Dein Humor war sicher manchmal „very british“,
ich fand ihn trotzdem selten wirklich kritisch.
Der Schalk saß dir gelegentlich im Nacken,
und konnte dann auch unverhofft zupacken.
Mal der King Lui auf seinem Thron,
mal Vater des verlornen Sohn,
mal Führer mit der langen Leine,
mal mittendrin, mal auch alleine.
Dekan zu sein ist eine Kunst,
da braucht es Köpfchen und Inbrunst,
da braucht es Freunde auf dem Weg,
mal musst du ganz alleine über’n Steg.
Und jeder, jedem recht getan,
ist eine Kunst, die wahrhaft niemand kann.
Vielmehr sagen wir dir heute herzlich Dank,
du warst in vielem für uns eine Bank.
Du hinterlässt ein gut sortiertes Dekanat,
an dem ein Neuer dann wohl Freude hat.
Nun muss ich bald die Kurve kriegen,
bevor die Leute sich verbiegen.
Doch lassen wir euch so nicht gehen,
das werdet ihr doch wohl verstehen.
Das Pfarrkapitel möcht’ zweierlei euch schenken.
Beim einen muss man sich etwas verrenken.
Nun hast du, Walter, als Dekan
zehn Jahre lang dich umgetan,
um immer auf dem Boden schön
zu bleiben oder zurück zu gehen.
Nun muss das nicht mehr ständig sein,
im Ruhestand geht’s auch mal querfeldein.
Das liebe große Pfarrkapitel
schenkt dir kein Amt und keinen Titel.
Wir lassen ihm Ballon dich fahren,
damit du nach zehn langen Jahren
einmal so richtig kannst abheben,
um auf- und seitwärts zu entschweben.
Du darfst nach der Dekansdekade
von oben seh’n auf die Gestade
des Mains, der Saale und der Wern.
Nicht aus der Nähe, aus der Fern
von oben hat man guten Überblick,
kein Dekanatsausschuss sitzt im Genick.
Als Ruheständler sollst du dann genießen
und dich dran freuen: Du warst für diesen
großen Bezirk einmal zuständig
und kannst dich freu’n nicht nur inwändig.
Hinten herum haben wir erfahren,
dass Adelheid sich dies wollt’ lieber sparen.
Nicht jeder mag es, durch die Luft zu fahren.
Das Zweite ist ein Buch, ein Unikat,
das außer euch sonst niemand hat.
Die Pfarrersleut in unserer Runde
haben euch in einer ruhigen Stunde
ein Extrablatt gestaltet,
das ihr bald in den Händen haltet.
Aus vielen Blättern ist ein Buch entstanden,
so gut wie alle sind im Buch vorhanden.
Mit vielen ganz persönlichen Gedanken
wollen wir uns sehr bei euch bedanken.
Gott segne euch und eure Zeit,
er schenk’ euch viel Geborgenheit
und Freude auch an eurem Leben,
das er euch lang noch möge geben.
Wenn auch die Zeiten sich nun wenden,
wird Gottes Nahesein nicht enden.
Und wir wollen euch - fast schon in Hessen - ,
in Aschebersch doch nicht vergessen.
Doch halt, hier endet meine Dichtung,
und ich schlag ein 'ne andre Richtung.
Sie haben lange zugehört,
Sie haben mich auch nicht gestört.
Sie liehen mir Ihr wertes Ohr.
Wolfgang Brändlein, Senior